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Viel Laerm um Stratfield

Titel: Viel Laerm um Stratfield Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Anrichte an. Ihre Kehle war vor Sorge wie zugeschnürt. Der Geruch geräucherter Heringe verursachte ihr eine leichte Übelkeit. Das Stückchen von dem heißen, gebutterten Toast, das sie gegessen hatte, klebte ihr wie Sägemehl am Gaumen.
    Aber möglicherweise hatte Stratfield Hunger - eine mürrische Bestie zu sein regte vermutlich den Appetit an. Sie sollte ihm ein paar von den Würstchen nach oben schmuggeln. Nein. Es wäre besser, wenn sie ihn verhungern ließ und hinausjagte, wie man es mit lästigen Eindringlingen oder wilden Tieren tat. In keinem Fall sollte sie sein wahnsinniges Verhalten noch unterstützen, indem sie ihn mit gebuttertem Toast fütterte. Er durfte nicht wieder zunehmen und zu Kräften kommen.
    „Liebe, liebe Chloe, du hast kaum einen Bissen gegessen", schalt ihre Tante mit einem dramatischen Seufzer. „Du musst die schrecklichen Neuigkeiten wohl bereits gehört haben. Das hat auch mir den Appetit geraubt."
    Onkel Humphrey warf Chloe über die Zeitung hinweg einen Blick zu und schüttelte leicht den Kopf. Vermutlich wollte er sie beruhigen, dass die schrecklichen Neuigkeiten nichts mit Devon zu tun hatten.
    „Welche Neuigkeiten?", fragte Chloe beiläufig, während sie ihre Serviette in winzige Quadrate faltete. In Chistlebury betrachtete man vermutlich einen Kamin, der in Brand geriet, als weltbewegendes Ereignis.
    Ihre Tante hielt inne, um sicherzugehen, dass alle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war. „Der Geist von Stratfield hat in der vergangenen Nacht wieder zugeschlagen."
    Chloe legte ihre misshandelte Serviette hin. Ihr Herz machte einen Satz. „Ach?"
    Tante Gwendolyn nickte. „Er hat ein weiteres unschuldiges Mädchen im Schlaf verführt."
    Chloe sah, wie ihr Onkel die Augen zum Himmel drehte. „Verführt... "
    „Gütiger Himmel, Gwennie", sagte Humphrey. „Erzähl ihr doch nicht so früh am Morgen solche Schauergeschichten."
    Tante Gwendolyn sah etwa drei Sekunden lang beleidigt aus, dann erzählte sie weiter. „Rebecca Plumley wurde letzte Nacht in ihrem Bett vom Geist von Stratfield heimgesucht", verkündete sie.
    Chloe blinzelte. „Sag, dass das nicht wahr ist."
    Ihre Tante nickte. „Es gab einen Zeugen bei der Tat."
    „Eine verheiratete Frau von über vierzig Jahren ist wohl kaum ein unschuldiges Mädchen", murmelte Onkel Humphrey, in seine Zeitung vertieft. „Außerdem sieht Rebecca aus wie eine Vogelscheuche. Ich hätte gedacht, dass selbst ein Geist besseren Geschmack beweisen würde."
    Pamela grinste Chloe über den Rand ihrer Teetasse hinweg an. „Ich frage mich, was ihr Ehemann davon hält."
    „Verständlicherweise ist er tief beschämt", erklärte Tante Gwendolyn. „Er war sogar Zeuge dieser Tat."
    Humphrey senkte verzweifelt seine Zeitung. „Willst du uns damit sagen, dass Oswald tatsächlich gesehen hat, wie dieser Geist mit seiner Frau intim war?"
    „Nun." Gwendolyn machte noch einmal eine Pause. „Der Geist war allem Anschein nach unsichtbar, wie es übersinnliche Wesen eben häufig sind. Aber Oswald hörte genau, wie Rebecca ,Oh, Stratfield, Stratfield! Hör bitte damit auf, du waghalsiger Teufel! Das kitzelt so!', rief. Und dann flog die Bettdecke in die Luft, nur zu eurer Information!"
    Im Raum herrschte tiefes Schweigen. Durch den Türspalt sah Chloe, wie das Dienstmädchen auf dem Flur erstarrte, den Staubwedel bewegungslos über einer Büste von Sir Francis Drake, dem persönlichen Helden ihres Onkels, haltend.
    Humphrey schüttelte verdrossen den Kopf. „Hör auf, diesen hanebüchenen Unsinn zu verbreiten, Gwennie, hörst du? Stratfield war ein ehrenhafter Mann in den besten Jahren, als er hinterrücks ermordet wurde. Ich vermute, der arme Kerl dreht sich bei dem bloßen Gedanken daran, Rebecca Plumley zu kitzeln, im Grabe um."
    Von Schuldgefühlen gequält, schlug Chloe die Augen nieder. Die Wunden des Viscounts waren wirklich übel. Möglicherweise würde er sie nicht überleben, und dann würde sein Tod auch auf ihrem Gewissen lasten. Der Mann benötigte dringend Medizin und Nahrung. Er hatte sie in eine überaus heikle Situation gebracht. Und sie dumme Gans hatte sich danach gesehnt, es möge etwas Aufregendes geschehen, um ihr Exil interessanter zu gestalten! Sie starrte auf den Dampf, der aus ihrer Teetasse aufstieg, als könnte der ihr eine Antwort geben. War es wirklich möglich, dass er den Schlüssel zu Brandons Tod kannte? Sie fragte sich, was ihre Brüder an ihrer Stelle getan hätten.
    Nachdem sie alle junge Männer mit einem

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