Viel Trubel um Sam
wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, musste dann aber nur noch heftiger lachen.
Edie stemmte die Hände in die Hüften. Dieser Mann war einfach nicht zu verstehen. Überhaupt nicht. “Sie werden nicht mehr lachen, wenn dieser Denzel-Washington-Doppelgänger Ihnen Handschellen anlegt. Die Sache sieht ziemlich ernst aus.”
“Mein Nachbar Charlie hat also geklingelt? Nun kommen Sie schon rein, und setzen Sie sich. Ich bin gleich zurück.” Sam schlang das Handtuch fester um die Hüfte und trottete zur Eingangstür.
Verwirrt trat Edie ins Haus. Sie hatte sich das alles doch nicht nur eingebildet. Sie hatte doch gesehen, wie Sam das Auto aufbrach.
Sie hörte leise Männerstimmen.
Edie schlich sich auf Zehenspitzen an, in der Hoffnung, das Gespräch belauschen zu können.
Die Eingangstür fiel ins Schloss.
Schritte.
Schnell hechtete sie zurück an den Küchentisch und warf sich auf einen Stuhl.
“Autsch!”
Hastig sprang sie wieder auf, die Hände gegen ihren Hintern gepresst. Ihre Hose war zerrissen, die Haut wund. Sie hatte in der ganzen Aufregung um Sams Rettung völlig vergessen, dass dieser Schäferhund sie erwischt hatte.
“Stimmt was nicht?”
Sams große Gestalt erschien, sein Gesicht drückte Besorgnis aus.
Sie schluckte schwer. Ihr Blick wanderte von seinen breiten Schultern über die tadellose Brust bis zu der Stelle, wo das dunkle Haar unter dem Handtuch verschwand.
Sie hielt die Luft an, als ihr klar wurde, dass nur dieses Frotteehandtuch zwischen ihr und seinem sicherlich prachtvollen Anblick lag. Wenn er es aus Versehen fallen ließe …
“Was wollte Denzel denn?” Sie leckte sich über die Lippen.
Er lächelte. “Er wollte mich zu seiner Weihnachtsparty einladen.”
“Oh.”
“Ich habe gehört, wie Sie gerade vor Schmerz geschrien haben”, sagte Sam. “Was ist los?”
Edie betastete ihre zerrissene Hose. “Ich habe so was wie ein Wettrennen mit dem Schäferhund Ihres Nachbarn veranstaltet.”
Eine Augenbraue schoss in die Höhe. “Snookems?”
“Zwei Häuser weiter.” Sie deutete in die Richtung, aus der sie gekommen war. “Ich glaube, er hat gewonnen.”
“Lassen Sie mich mal sehen.”
Edies Blick fiel erneut auf sein Handtuch. “Vielleicht sollten Sie sich erst mal was anziehen.”
“Stimmt”, erwiderte er, und seine Stimme klang heiser. “Bin gleich zurück.”
“Lassen Sie sich ruhig Zeit.”
Er blieb nicht lange weg, aber länger brauchte Edie auch gar nicht, um sich wie eine vollkommene Idiotin vorzukommen. Sie ging die Ereignisse in Gedanken noch einmal Schritt für Schritt durch. Und schlug dann die Hände vors Gesicht. Er musste sie für total durchgedreht halten.
Andererseits hatte sie nun die Möglichkeit, ihn besser kennenzulernen. Die Küche war sauber. Kein schmutziges Geschirr im Abwaschbecken, keine Brotkrumen auf der Küchentheke wie bei ihr zu Hause. Die Farben waren männlich, Schwarz und Weiß und Chrom. Schwarzweißes Schachbrettmuster auf dem Boden, schwarze Arbeitsplatten, weiße Schränke, chromfarbene Armaturen.
Sie stand auf, öffnete schnell den Kühlschrank und machte eilig Inventur. Eine Dose Bier, Ketchup und eine Pappschachtel mit chinesischem Fastfood.
Neugierig geworden, öffnete sie den Karton. Rindfleisch Lo Mein. Ihr Lieblingsgericht.
“Hungrig?”, fragte Sam. “Ich kann Pizza bestellen, wenn Sie wollen.”
“Nein.” Sie schüttelte den Kopf und stellte das Lo Mein zurück in den Kühlschrank. “Ich muss gehen.” Und zwar schnell, bevor sie noch eine Dummheit beging, wie zum Beispiel ihre Dissertation aufs Spiel zu setzen.
Er trug Jeans und ein Sweatshirt der Dallas-Cowboys. In einer Hand hielt er eine Flasche Jodtinktur, Wundsalbe und Pflaster. “Lassen Sie mich mal Ihre Verletzung sehen.”
Edie drehte sich um und gab den Blick auf ihren Hintern frei. Das war vielleicht peinlich.
Sam kam näher und bückte sich, bis er auf Augenhöhe war. “Die Hose ist hinüber, befürchte ich.”
Sie spürte, wie seine Finger ihre Haut durch den Riss berührten. Sie schloss die Augen und unterdrückte den natürlichen Wunsch, den eine Frau verspürt, wenn sie von einem so gut aussehenden Mann berührt wird.
“Der Biss ist nicht tief. Kaum Blut zu sehen. Snookems hat Ihre Haut kaum verletzt, aber ich schätze, Sie werden morgen einen Bluterguss haben. Zum Glück weiß ich, dass der Hund geimpft ist.”
“Zum Glück”, wiederholte sie.
“Würden Sie sich bitte über den Tisch beugen, damit
Weitere Kostenlose Bücher