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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hannay
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dass ihre Mutter so große Pläne geschmiedet hatte. Es war noch dermaßen viel zu tun, dass sie Isaac so gut wie nicht sehen musste. Morgen begannen an der Vorschule die Ferien. Für den Abend war eine Probe der Hochzeitsfeier angesetzt. Am Freitag gab es bestimmt noch jede Menge Aufregung wegen der Vorbereitungen in letzter Minute. Und am Samstag fand endlich die Hochzeit statt.
    Tessa drückte das Kissen fest an die Brust. Sie musste nur noch kurze Zeit durchhalten. Dann war sie Pauls Frau und konnte Isaac vergessen. Und zwar für immer.
    Es klopfte leise. Dann öffnete sich langsam die Tür, und ihr Vater kam herein. „Ich fahre gleich ins Krankenhaus und wollte dir nur eine Tasse Tee bringen.”
    „Vielen Dank, Dad, wie lieb von dir.”
    John Morrow stellte die Tasse vorsichtig auf den Nachttisch. „Wie fühlst du dich heute, Kleines?”
    „Gut”, schwindelte sie.
    „Du musstest dich einfach ausschlafen.” Ihr Vater beugte sich herunter und küsste sie auf die Wange, richtete sich wieder auf und betrachtete sie nachdenklich. Die blauen Augen, die sie geerbt hatte, kniff er hinter der Brille leicht zusammen.
    Tessa wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Vater liebte Isaac und war begeistert, dass er wieder hier war. Doch für ihn war das auch nicht mit Problemen verbunden.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, meinte er: „Isaac ist schon seit Stunden mit seinem Hund auf dem Hügel unterwegs. Ich habe deine Mutter gebeten, ihm auszurichten, dass er jederzeit segeln kann, wenn er möchte. Für heute ist ein guter Südostwind angesagt, und die ,Antares’ sollte wieder einmal auslaufen.”
    Tessa nickte. „Das macht er bestimmt gern.” Sie war erleichtert, dass ihr Vater ging, nachdem er ihr über das Haar gestrichen hatte. Erneut richtete sie die Gedanken auf den wichtigsten Punkt der nächsten drei Tage - sie musste einfach diese Zeit überleben und Paul Hammond heiraten.
    Überleben war jedoch nicht einfach. Das stellte sie bald fest, nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte. Isaac saß in knapper Shorts und T-Shirt am Frühstückstisch und aß Müsli mit Früchten. Bei seinem Anblick schwand ihr Appetit. Er saß da, als wäre das sein Platz wie früher.
    Und das war so gefährlich wie an dem Morgen, an dem ihr bewusst geworden war, dass sie ihn liebte.
    Es war beim Frühstück geschehe n, als sie schläfrig von Corn-flakes und Toast hochblickte. Er lächelte sie an, und dann glitt der Blick seiner dunklen Augen über ihre Schultern und ihre heranreifenden Brüste, von denen das dünne Nachthemd gerutscht war.
    Schlagartig verstand sie die Bedeutung dieses Blicks. Und sie erkannte, was für ein sagenhafter Mann dieser Junge geworden war. Bis dahin war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie breit seine Schultern, wie kräftig ausgebildet seine Muskeln und wie stark seine Hände waren.
    In diesem Moment begann für sie ein neues Leben. Nur wenige Tage später verlangte ihre Mutter, dass sie nicht mehr im Nachthemd frühstückte.
    „Ich hatte schon vergessen, wie Papayas schmecken”, bemerkte Isaac, während sie sich unsicher ans Tischende setzte.
    „Sie sind im Mome nt besonders gut.” Tessa hatte ein flaues Gefühl im Magen. Letzte Nacht hatte sie sich nicht getäuscht. Er war ein unbeschreiblich attraktiver Mann.
    „Wann fährst du normalerweise zur Arbeit?”
    „Ach … so … um acht Uhr”, antwortete sie stockend.
    „Dann solltest du schnell essen. Es ist schon fast acht.”
    „Ich kann heute Morgen nichts essen. Ich nehme nur Kaffee”, erwiderte sie und griff nach der Kanne.
    „Tess, das ist unvernünftig. Kein Wunder, dass alle fürchten, du könntest jederzeit umkippen.
    Nimm wenigstens einen halben Toast.” Er bestrich eine Scheibe mit Marmelade, schnitt sie auseinander und reichte ihr eine Hälfte. Mit seinem herzlichen Lächeln schlug er sie mühelos in seinen Bann. „So ist es gut”, lobte er, als sie hineinbiss und ihn dabei unverwandt ansah. „Ich fahre dich”, fügte er hinzu und legte einen Schlüsselbund auf den Tisch. „Sag mir Bescheid, wenn du fertig bist.”
    Der Bann war gebrochen. „Du willst mich fahren?” Sie schüttelte den Kopf. „Unsinn. Ich kann selbst fahren. Du musst dich nicht um mich kümmern.”
    „Muss ich schon. Rosalind ist beschäftigt, John ist schon weg, und du kannst wegen deines …
    Zustandes nicht fahren. Ich bin deine einzige Hoffnung.”
    „Wegen meines Zustandes? Was für ein Unfug!”
    „Es ist bestimmt sehr lästig, wenn man nicht

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