Viel zu lange her
grellem Gelb, das mit Rot abgesetzt war. Auf einem Schild stand „Burrawang Tagesstätte und Vorschule”.
„Das ist es?” fragte er überrascht und fuhr an den Straßenrand.
„Ja”, erwiderte sie und amüsierte sich über seine Betroffenheit. „Vielen Dank fürs Mitnehmen, Isaac.”
Als sie die Tür öffnete, hielt er sie zurück. „Was hältst du davon, wenn ich dich mittags abhole und wir eine Kleinigkeit essen?”
„Ich kann nicht weg. Ich muss das Mittagessen der Kinder beaufsichtigen.”
„Hast du keine Helfer?”
„Doch, zwei tüchtige Frauen, aber …”
„Dann lassen sie dich bestimmt für eine halbe Stunde weg. Wir müssen miteinander reden und einiges klären - vor dem großen Tag.”
„Ich weiß nicht.” Tessa zögerte. Sie brauchte die Zeit ohne Isaac, um wieder zu Atem zu kommen und sich auf die Hochzeit zu konzentrieren. „Willst du nicht segeln? Dad sagte, dass du die ,Antares’ ne hmen kannst.”
„Ich halte es für besser, wenn wir miteinander reden”, erwiderte er. „Heute Nachmittag könnte ich dann segeln. Aber wir müssen einige Geister der Vergangenheit zur Ruhe betten, bevor du dein neues Leben beginnst.”
„Glaubst du?” fragte sie uns icher.
„Ich bin mir ganz sicher.”
„Werden dadurch keine unangenehmen Erinnerungen geweckt?”
Er hielt das Lenkrad fest umklammert. „Hoffentlich nicht. Ich denke, wir können uns wie höfliche Erwachsene unterhalten.”
„Nun gut”, meinte sie unsicher. „Hol mich um ein Uhr ab.”
Sie redete sich ein, dass sie es schaffte. Sie brauchte nur gefährliche Themen zu vermeiden, so auch den Grund, aus dem er sie verlassen hatte. Beim Mittagessen konnte er ihr von seinem Erfolg im Beruf erzählen. Und sie konnte Pauls Pläne von einem Haus auf dem Hügel schildern.
Hinterher fühlte sie sich bestimmt besser und konnte am Samstag an ihm vorbei zum Altar gehen, als wäre nie etwas geschehen.
So stellte sie sich das wenigstens vor.
Um ein Uhr traf Tessa mit Isaac am Eingang zusammen. Allmählich gewöhnte sie sich daran, wie maskulin elegant er sogar in Jeans und einem weißen Polohemd aussah.
„Ich würde gern hereinkommen und mich umsehen”, bat er zu ihrer Überraschung.
Sie wich zurück und winkte ihn herein.
„Ich war nie in einem solchen Gebäude. Ich habe leider keine Schule besucht”, fügte er verlegen lachend hinzu. „Meine Mutter war…”
„Ich weiß, Isaac”, unterbrach Tessa ihn. Er wirkte plötzlich völlig verunsichert. „Viele dieser Kinder haben Mütter wie deine.”
Sie sprach nicht weiter. Sie wusste über seine Mutter Bescheid, die von ihrem Mann verlassen worden war und sich danach an ihre Drogensucht geklammert hatte als Entschuldigung, sich nie erholen zu müssen. Später hatte sie erfahren, dass sein Vater ums Leben gekommen war. Damals, als er ihr noch vertraute, hatte er Tessa einmal seine schlimme Kindheit geschildert.
„Du kannst dich gern umsehen”, bot sie an. „Es ist ziemlich schlicht.”
Er sah sich in dem Gebäude um, das nichts weiter als ein Metallschuppen war. Drinnen sah es nicht besser aus als draußen. „Ich dachte immer, diese Schulen wären moderne, weitläufige Gebäude mit großen getönten Fensterscheiben, inmitten von Parkanlagen, die Schatten und Spielplätze bieten.”
„Das trifft auf die meisten zu”, bestätigte Tessa. „Das ist hier eine ärmliche Wohltätigkeitseinrichtung.”
Er betrachtete den alten Küchentisch, der als Lehrerpult diente, und die anderen Tische, deren Beine abgesägt worden waren, um sie der Größe der Schüler anzupassen. Auf den Tischen standen Plastikbehälter, in dene n Essen ausgeliefert worden war. Jetzt dienten sie zur Aufbewahrung von Bleistiften und Papier.
Beim Anblick der Kinder, die hier spielten, wurde er trotz der Sonnenbräune blass. „Diese Kinder sind … unterprivilegiert?”
„Was hast du erwartet?” fragte sie. „Saubere, gut gekleidete und ernährte Kinder mit leuchtenden Augen?”
„Ja, wahrscheinlich.”
Im Gegensatz zu den fröhlichen, wenn auch mageren Kindern, die sich die Hände an einem niedrigen Spülstein für das Mittagessen wuschen, wirkte Isaac bedrückt. Fassungslos starrte er auf die unterernährten Kinder in alter oder schlecht sitzender Kleidung.
„Du arbeitest freiwillig hier?”
„Allerdings”, bestätigte Tessa. „Es ist alles sehr primitiv. Wir haben kein Geld. Sämtliche Eltern sind arbeitslos. Aber wir haben unseren Spaß.”
Sie ging zu einem kleinen Jungen mit
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