Viel zu lange her
nicht”, versicherte er.
„Darf ich?” fragte sie und streckte die Hand nach dem Tagebuch aus.
„Sicher.” Er warf es ihr lässig zu.
Tessa öffnete vorsichtig den fleckig gewordenen Einband und wurde sofort von wehmütigen Erinnerungen gepackt. „Sieh nur”, flüsterte sie leise und deutete auf die kindlich anmutenden Schriftzüge. „,Isaac Peter Masters, 45 Delaware Crescent, Yarrawonga, Townsville, Queensland, Australien, südliche Halbkugel, Erde, Universum.’”
Sie blickte hoch und hätte sich ihm am liebsten in die Arme geworfen. „Versetzt dich das nicht zurück? Ich glaube, alle Jugendlichen auf der ganzen Welt schreiben irgendwann einmal so etwas.”
Isaac schwieg, während er sie ernst betrachtete.
Nervös blätterte sie um und musste lachen, als sie las: „,Wer außer Isaac Peter Masters und Theresa Rose Morrow dieses Buch liest, stirbt innerhalb von vierundzwanzig Stunden eines schrecklichen Todes. Um Mitternacht!!!’”
Er setzte sich auf das Bett und blätterte weiter. „Hier habe ich etwas eingetragen. Lies es.”
„,Ich habe Tessa zum Geburtstag eine Perlenkette gekauft.’” Sie stockte.
„Es war dein vierzehnter Geburtstag”, sagte er grimmig lächelnd.
„Ich liebte die Perlen”, flüsterte sie.
„Damals habe ich noch nicht nebenbei gearbeitet. Ich habe sie in einem Supermarkt gekauft.
Natürlich waren es nur billige Imitationen.” Eine schwarze Locke fiel ihm in die Stirn.
„Ach, Isaac”, flüsterte sie. „Ich wusste, dass sie billig waren, aber das spielte keine Rolle. Ich habe sie noch immer”, fügte sie hinzu.
Er strich das Haar zurück und sah sie überrascht an. „Diese billige Perlenkette? Nach so langer Zeit?”
„Sie ist zwei Mal gerissen.” Wie gern hätte sie seine bebenden Lippen berührt!
„Du … du hast sie geflickt?”
„Ja. Ich habe sie zum Juwelier gebracht und wieder auffädeln lassen. Natürlich hat man mir beide Male gesagt, dass es sich nicht lohnt.”
„Selbstverständlich nicht.”
„Für mich schon, Isaac.” Sie tastete nach den Perlen an ihrem Hals. „Die hier bedeuten mir auch sehr viel.”
Sie betrachtete ihn und bekam Herzklopfen, während er kaum atmen konnte. Er wich auch ihrem Blick aus.
„Was haben wir noch in das verdammte Buch geschrieben?”
Betrübt lächelnd blätterte sie weiter. „.Fünfzehnter Dezember’”, las sie vor. „Das habe ich geschrieben. ,Isaac pflückt Mangos in Bowen, und ich langweile mich schrecklich. Zu Weihnachten und am Boxing Day kommt er heim. Die ganzen Ferien muss ich mit Alice verbringen, und sie ist ständig hinter Jungen her oder raucht abscheuliche Zigaretten hinter dem Schuppen im Garten. Ich habe gestern eine probiert und musste mich übergeben. Alice hat bloß gelacht.”’
„Das ist doch längst vergangen”, meinte er seufzend und interessierte sich offenbar mehr für sie als für das Tagebuch. „Dein Haar schimmert bei Licht wie Gold”, sagte er leise.
Isaac, wollte sie ihn bitten, berühre es! Berühre mein Haar! Berühre mich!
Das konnte sie natürlich nicht aussprechen. Stattdessen öffnete sie das Buch an einer Stelle, an der eine Locke ihres Haars eingeklebt war. Sie sah ihn gespielt vorwurfsvoll an. „Das ist die Locke, die du mir abgeschnitten hast, weil ich damit herumgespielt hatte.”
„Stimmt”, flüsterte er.
„Es hat mir nichts ausgemacht.” Sie vermied Blickkontakt, weil sie dann ihr Verlangen nicht hätte verbergen können. Trotzdem konnte sie nicht widerstehen, strich das Haar einladend aus dem Gesicht zurück und lächelte verführerisch wie eine Leinwandgöttin.
Berühre mich, Isaac …
Er streichelte ihr Haar. Fasziniert drehte sie den Kopf, bis ihre Lippen seinen Arm berührten.
Impulsiv drückte sie die Lippen auf seine Haut und öffnete sie leicht.
Liebe mich, Isaac …
Er legte die Hand unter ihr Kinn, und sie küsste seine Fingerspitzen, als diese über ihre Lippen strichen.
„Goldenes Mädchen, du bist so unglaublich schön”, flüsterte er, beugte sich zu ihr und küsste sie.
Zuerst war es ein sanfter Kuss, doch dann stöhnte Isaac und nahm Besitz von ihrem Mund.
Tessa kam ihm voll Verlangen entgegen, während seine Hände erneut ohne alle Schranken ihren Körper erforschten.
Alle ihre Erinnerungen verblassten neben diesen Zärtlichkeiten. Sie glaubte zu verbrennen, während er sie streichelte und erregte. Viel zu lange war es schon her, dass sie zuletzt in seinen Armen gelegen hatte.
War das Sünde oder
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