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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hannay
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Tisch.
    „Hast du auch ein Geschenk für die Braut?”
    „Natürlich nicht”, warf Tessa so rasch ein, dass sie Isaacs Antwort zuerst gar nicht mitbekam.
    „Allerdings.”
    Wie gebannt sah sie zu, als er sich langsam erhob und sich straffte. Er sah sich kurz im Raum um, ehe er den Blick auf sie richtete.
    „Wenn ihr mich entschuldigt, hole ich das Geschenk.”

5. KAPITEL
    Es hätte Tessa nicht überrascht, wäre Isaac nicht zurückgekommen. „Paul, es war nicht nötig, Isaac dermaßen in Verlegenheit zu bringen”, sagte sie verärgert.
    „In Verlegenheit?” wehrte Paul ab. „Der Kerl ist dickhäutig wie ein Elefant. Den berührt nichts.
    Außerdem kann er hier nicht so einfach auftauchen, ohne sich an gewisse gesellschaftliche Regeln zu halten. Und dazu gehört nun einmal ein Geschenk für die Braut.”
    „Achtet darauf, dass bei jedem Geschenk die richtige Karte liegt, damit ihr wisst, bei wem ihr euch bedanken müsst”, warf Rosalind ein, und Tessa war dankbar für die Ablenkung.
    Sie kniete auf dem Boden und steckte Tante Marys Karte in eine Gemüseschüssel mit zartem Goldrand, als dunkelblaue Deckschuhe und Jeans vor ihr auftauchten.
    Wieso zitterte sie? Wieso war sie den Tränen nahe? Wieso holte die Vergangenheit sie ausgerechnet dann ein, wenn sie gerade neu beginnen wollte?
    „Ich helfe dir auf, Tessa”, sagte Paul. „Sehen wir uns Isaacs Überraschung an.”
    Isaac hielt ein kleines und ein großes Päckchen in den Händen. „Ich habe etwas Praktisches”, erklärte er und reichte Paul lächelnd das größere Päckchen. „Und etwas Besonderes für Tessa.” Er räusperte sich. „Weil sie mir stets eine sehr wertvolle Ziehschwester war.” Damit drückte er das kleinere Päckchen in ihre zitternde Hand. Aus seinen dunklen Augen traf sie ein heißer Blick, als er sich zu ihr beugte und ihr einen brüderlichen Kuss auf die Wange gab.
    Regungslos betrachtete sie das längliche Päckchen in weißem Papier mit silbernen Glöckchen.
    Und sie fragte sich, ob Isaac es selbst eingewickelt oder diese Arbeit einer Verkäuferin überlassen hatte.
    „Macht zuerst das große Geschenk auf”, verlangte ihr Vater amüsiert.
    „Ja, Paul”, stimmte Tessa zu. „Sehen wir uns an, was du bekommen hast.”
    Es war tatsächlich ein praktisches Geschenk, ein elektrischer Wasserkocher aus Edelstahl in modernem Design.
    „Man kann keinen Tag ohne eine gute Tasse Tee beginnen”, erklärte Lydia. „Eine gute Wahl, Isaac.”
    Auch Tessa bedankte sich. Paul wirkte verlegen.
    „Und was hast du erhalten, Tessa?” fragte Lydia.
    Es war ganz still, als Tessa vorsichtig das Klebeband zu lösen begann. Ihre Finger zitterten so heftig, dass sie es kaum schaffte.
    „O nein”, bemerkte Isaac. „Mir fällt erst jetzt wieder ein, wie lange es immer gedauert hat, wenn du Geburtstagsgeschenke geöffnet hast. Du versuchst stets, das Papier nicht zu beschädigen.
    Reiß es einfach auf, Tess.”
    „Ich versuche es ja”, flüsterte sie, konnte auf einmal nur noch verschwommen sehen und wischte sich über die Augen.
    Die anderen sahen hilflos zu.
    „Lass mich das machen”, bat Isaac sanft, nahm ihr das Päckchen ab und riss das Papier auf.
    Darunter befand sich eine flache weiße Schatulle, die er öffnete.
    „Ein Schmuckstück”, stellte Lydia leise fest. „Wie hübsch.”
    Isaac hob den exquisiten, herzförmigen goldenen und mit Perlen besetzten Anhänger an einer kurzen Goldkette heraus.
    „Ein Liebespfand”, schwärmte Lydia. „Wie romantisch.”
    Rosalind warf ihrer Mutter einen vorwurfsvollen Blick zu.
    „Isaac”, flüsterte Tessa. „Ach, Isaac.” Sie wünschte sich, alle anderen - auch Paul - würden auf der Stelle verschwinden. Wie sollte sie bloß angesichts dieses bedeutungsvollen Geschenks ihre Gefühle für Isaac verbergen? Doch es kam noch schlimmer.
    „Stammt das Gold aus Western Australia?” fragte ihr Vater.
    „Ja.” Isaac wandte sich an seinen Pflegevater. Seine Hand mit dem Anhänger bebte leicht. „Das wurde aus dem ersten Gold hergestellt, das ich in der Pilbara fand. Ich habe es für eine besondere
    …” Er räusperte sich. „… für eine ganz besondere Gelegenheit aufbewahrt.”
    Er legte Tessa die Kette um, trat zurück und betrachtete das Herz an ihrem Hals. „Ich wusste, dass es an dir schön aussehen wird”, sagte er sanft. „Ich weiß nicht, ob es zu deinem Hochzeitskleid passt, aber du kannst es gern an deinem großen Tag tragen, wenn du willst.”
    Wenn ich will …

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