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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fenster ziehend.
    Draußen, im Garten, war es früher Abend. Die Schatten wurden lang, und die Gärtner kehrten die Wege, harkten mit breiten Stahlrechen den Kies gerade und schlugen die Liegestühle zusammen, die an besonders geschützten Stellen herumstanden. Einige Schwestern mit ihren großen, weißen, gestärkten Hauben machten ihren Abendspaziergang, ehe sie in der Klausur des großen Hauses verschwanden. Die Kittel der Assistenzärzte flatterten kurz über einen breiten Hauptweg, der zur Inneren Abteilung führte. Anscheinend war dort eine neue, wichtige Einlieferung gemeldet.
    Prof. Moratalla sah dies alles, aber er nahm es gedanklich nicht auf. Er hatte einen kleinen, schmutzigen Brief in der Hand, und er fuchtelte damit herum, während er sprach.
    »›Retten Sie meinen Juan!‹ schreibt diese Mutter«, rief er erregt. »Und sie, meine Herren, sitzen hier vor mir und erklären mir mit wundervollen theoretisch-medizinischen Thesen, daß dieser Sohn unrettbar verloren ist! Ich möchte dann wirklich wissen, warum Sie mir diesen ›Fall‹ – um mit Ihnen zu sprechen – vorgestellt haben!«
    »Nicht für ein Experiment, Moratalla«, sagte Prof. Dalias. »Sie wissen, daß die Regierung Ihre Forschungen mit größtem Interesse beobachtet … aber lassen Sie bitte Ihre Tiere sterben, keine Menschen!«
    »Ich will sie retten!« schrie Moratalla. Seine wuchtige Gestalt schwamm durch den Nebel des Qualms. »Es ist, als ob Sie alle hinter einer meterdicken Kristallwand säßen, durch die kein Ton dringt! Ich wiederhole ganz deutlich: Juan Torrico leidet an einem bösartigen Geschwür der inneren Herzbeutelwand, das auf die Herzklappe überzugreifen droht. Es ist ohne mathematische Begabung leicht auszurechnen, wann der Exitus letalis eintritt, weil keiner von Ihnen den Mut hat, etwas zu unternehmen! Weil Sie feig sind, meine Herren!«
    »Ich bitte Sie, Herr Professor!« Dr. Tolax hob beide Hände. »Ich habe mit Ihnen die gewagtesten Eingriffe gemacht. Aber hier sehe ich keinen Sinn!«
    »Wie wollen Sie denn überhaupt operieren?« fragte Prof. Dalias laut. Daß man ihn einen Feigling nannte, machte ihn erregt. »Einfach Brustkorb auf, Herz auf und ritsch-ratsch alles wegschneiden! Das ist doch Dummheit, Moratalla! Kein Mensch kann mit einem unvollständigen Herzen leben! Sie können doch kein so empfindliches Organ wie das Herz einfach verkleinern!«
    »Wer sagt das denn?« Moratalla sah von einem der Herren zum anderen und warf den Brief Anitas auf seinen Schreibtisch, wo er direkt auf Juans Röntgenplatten liegenblieb. »Wer hat denn hier etwas von einer Verkleinerung des Herzens gesprochen?«
    »Anders geht es doch nicht«, sagte Dr. Albanez laut.
    »So? Das wissen Sie so genau, Herr Kollege? Wozu halte ich meine Affen und Kaninchen, meine Meerschweinchen und Ratten im Keller? Um sie quieken zu hören, wenn ich sie injiziere? Sie müssen mich für reichlich blöd halten, meine Herren!«
    »Jetzt werden Sie ausfällig«, meinte Prof. Dalias beschwichtigend. »Niemand spricht Ihnen ein chirurgisches Genie ab, Moratalla. Aber hier ist die Grenze! Bedenken Sie, daß Genie nahe am Wahnsinn liegt!«
    »Danke. Zu freundlich, diese Warnung!« Moratalla rannte an seinen Schreibtisch, riß eine Schublade auf und entnahm ihr eine dicke Mappe mit Zeichnungen, Fotografien und Tabellen. Er warf sie auf den Rauchtisch, daß der Aschenbecher zur Seite spritzte und die Blätter sich über die Schöße der Ärzte ergossen. »Bitte, blättern Sie darin herum. Es ist das Ergebnis meiner Versuchsreihen. Seit über fünfzehn Jahren experimentiere ich daran! Die Umpflanzung von Herzfleisch gleichgearteter Tiere!«
    »Verrückt!« sagte Prof. Dalias laut. »Moratalla, Sie können mich jetzt aus Ihrer Klinik werfen – ich komme in der nächsten Tür als Beamter der Regierung wieder herein und sage Ihnen: Lassen Sie den Unsinn!«
    »Wie sie wollen! Aber ersparen wir uns den Hinauswurf. Meine Herren, sehen Sie sich die Versuchsreihen an. Ich habe an acht Schimpansen und an vierzig Meerkatzen, an dreihundert Ratten und siebenhundert Meerschweinchen, an vierundzwanzig Kaninchen und sogar sechs Schweinen eine Herzoperation vorgenommen. Ich habe jeweils von Herz zu Herz kleine Stücke transplantiert, indem ich einfach die eingesetzten Stücke mit Seide festnähte und dann den Brustkorb wieder schloß.«
    »Und – und Ihr Erfolg?« stotterte Dr. Osura.
    »Alle Tiere kollabierten und starben …«
    »Aha!« schrie Prof. Dalias.
    »Nicht aha,

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