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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dummen Kinder! Was soll nun werden?! Warum habt ihr das bloß getan?« wiederholte er.
    »Ich liebe ihn doch«, weinte Concha. »Die Stunden waren so kurz, und ich mußte ihn lieben, weil ich ihn doch so lange nicht mehr sehe. Und nun ist es so … ich bin so glücklich, und ich habe solche Angst …«
    »Mein Gott, mein Gott«, murmelte Dr. Osura und zog die Gummihandschuhe über. »Wie stellt ihr euch das bloß vor? Wenn das dein Vater erfährt, Concha …«
    »Er darf es nie, nie wissen!« schrie Concha auf. »Er würde Juan und mich einfach totschlagen!«
    »Aber du kannst es doch nicht verheimlichen.« Dr. Osura untersuchte Concha schnell. Dann sank er aufseufzend in seinen Sessel und zog die Gummihandschuhe wieder aus. »In ein paar Monaten wird man es sehen, mein Kind …«
    »Dann werde ich nach Süden zu einer Tante fahren. Sie müssen mir rechtzeitig ein Attest schreiben, Doktor, daß ich Luftveränderung brauche. Ja, tun Sie das? Bitte, bitte. Dort unten an der Küste, bei der Tante, wird dann alles viel leichter sein. Und wenn –«, sie zögerte und sagte dann tapfer – »wenn das Kind erst da ist, wird auch der Vater mich nicht mehr schlagen.«
    »Ich will tun, was ich kann.« Dr. Osura beschloß im Inneren, sofort Campillo von der neuen Lage zu unterrichten. Juan wußte es bestimmt noch nicht, und er durfte es auch nicht erfahren. Die Aufregung, die diese Mitteilung auslösen könnte, würde seinen Zustand verschlechtern und sein Leben verkürzen. »Hast du es schon Juan geschrieben, Concha?« fragte er.
    »Nein. Soll ich es?«
    »Wenn ich dir raten soll – nein. Er muß sehr arbeiten, und wenn er es erführe, könnte es ihn hemmen. Wenn du es geboren hast, dann wollen wir es ihm gemeinsam sagen, nicht wahr?«
    »Wie Sie wollen, Doktor Osura. Und Sie sagen bestimmt Vater nichts?«
    »Aber nein, Concha. Eigentlich müßte ich es. Du bist erst achtzehn Jahre …«
    Concha sah zu Boden. Sie zitterte und krampfte die Hände zusammen. »Wird es sehr weh tun?« fragte sie leise und voll Angst.
    »Das kann man nicht vorher sagen, Concha. Manchmal ja. Aber bis dahin hast du noch viel Zeit. Du mußt auf jeden Fall sehr tapfer sein, kleines Mädchen.«
    Sie warf den Kopf in den Nacken. Ihre schwarzen Locken wirbelten herum. Etwas von der Wildheit der Berge, in denen sie geboren wurde, brach aus ihr heraus. »Das will ich auch!« sagte sie laut. »Ich liebe Juan mehr als alles.«
    »Und Juan?« fragte Dr. Osura vorsichtig.
    »Er auch«, nickte sie glücklich.
    »Hm. Du weißt, daß Juan krank ist, Concha?«
    »Ja.« Sie sah ihn mit großen Augen an, in denen Staunen und Angst lagen. »Aber er ist doch wieder gesund. Er sagte mir, daß er sich wohl wie noch nie fühlt. Und Sie haben ihm auch gesagt, daß er wieder gesund ist!«
    »Ja, das habe ich ihm gesagt«, antwortete Dr. Osura leise.
    »Sie haben ihn belogen?!« schrie Concha auf. Sie stürzte zu Dr. Osura hin, fiel auf die Knie und umklammerte seine Beine. »Sagen Sie es mir«, flehte sie. »Darf ich es nicht wissen? Auch jetzt noch nicht? Wenn er einen Menschen hat, der ihm helfen kann, dann bin ich es. Muß er sterben …?«
    Dr. Osura schwieg. Er wußte nicht, was er antworten sollte. Lügen? Auch jetzt noch, wo alles anders geworden war? Es ging jetzt um das Kind Conchas … Da rang der Arzt die Hände und schüttelte den weißen Kopf. »Sterben werden wir alle einmal … früher oder später. Juans Krankheit ist eine tückische Krankheit … man kann nie sagen, wann er unter ihr zusammenbricht. Er kann hundert Jahre werden, aber auch nur zwanzig. Es liegt bei Gott, Concha …«
    Sie blickte zu ihm empor. In ihren schwarzen Augen lag ihre ganze wunde Seele. »Ist das wahr?« flüsterte sie.
    »Ja.«
    »Dann will ich doppelt tapfer sein. Er soll sich freuen über sein Kind … das wird ihn sicherlich ganz heilen …«
    Dr. Osura schluckte. Er dachte an den Brief Moratallas, und es würgte ihn im Hals. »Bestimmt«, sagte er heiser. »Freude ist die beste Medizin …«
    Er stand auf, verschrieb Concha ein Mittel gegen die Übelkeit, und seine Schrift war fast unleserlich, so stark zitterte seine Hand. »Nimm dies, Concha«, meinte er stockend, »wenn es dir wieder übel wird. Und hab keine Angst, Concha … was auch kommen mag … Millionen junge Mütter haben es getragen, daran mußt du immer denken …«
    »Ich danke Ihnen, Doktor Osura.« Sie gab ihm die Hand, und er merkte, daß sie eiskalt war. »Muß ich noch einmal wiederkommen?«
    »Es ist gut,

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