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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß sich die Zeiten etwas geändert hatten und man andere Mittel hatte, um Ordnung zu schaffen.
    Noch wußte er nicht, wer dieser J.T. war. Er grübelte beim Lesen der Briefe darüber nach! In Madrid? Sollte Concha ihn bei der Reise nach Madrid kennengelernt haben, an jenen Abenden, in denen er in den Bars im Arm kecker Mädchen den ersten Sekt und Cocktail seines Lebens trank? War er vielleicht noch schuld an diesem Ausgleiten seiner Concha? Ricardo Granja begann zu schwitzen, und er wischte den Schweiß mit bebenden Händen ab. Die Briefe legte er zurück und sah auf die schmalen Hefte, die etwas weiter im Schrank lagen.
    Mein Tagebuch, stand auf den Deckeln.
    Conchas Tagebuch?
    Wer ist J.T.? dachte Granja. Vielleicht steht es in den Büchern! Vielleicht kann ich ihn sprechen und ihm, wenn er jung und nicht so stark wie ich ist, ein paar Ohrfeigen geben? Es ist immer gut, wenn man den wilden Vater spielt.
    Er griff das letzte Heft, das obenauf lag, und schlug die letzte Seite auf. Dort standen in Conchas zierlicher, filigranhafter Schrift nur ein paar kurze Sätze, und sie warfen Ricardo Granja aus seiner Fassung, daß er brüllend wie ein Stier im Zimmer hin und her rannte.
    »Heute war ich bei Dr. Osura«, stand in dem Buch. » Was ich ahnte und fühlte und mich mit Glück berauscht, ist wahr: Ich werde ein Kind haben . Ein Kind von meinem Juan. Oh, mein Gott, wie danke ich Dir dafür! Jetzt wird er ewig mir gehören und ich ihm … wie schön ist es, so jung schon am Ziel seines Lebens zu sein …«
    Ein Kind! Concha bekommt ein Kind! Von einem Juan! Die klei ne, zarte Concha ein Kind! Ricardo Granja raufte sich das Hemd aus der Hose und trommelte mit den Fäusten gegen die Stirn.
    Juan Torrico! Ja … er war ja in Madrid, dieser schmale, versponnene, im Kopf nicht ganz klare Junge, dieser Weichling, der nur malen und Steine behauen konnte, der zu dumm zum Kühehüten war … dieser erbärmliche Hund war der Vater … mit ihm hatte sich seine Concha eingelassen, seine vornehme, kluge, hübsche Concha mit einem Bastard …?!
    Granja ergriff den kleinen Hocker und hieb ihn gegen die Bettkante. Er zerschellte, und die Holzstücke surrten durch das Zimmer.
    »Ich bringe ihn um!« schrie Granja. »Ich erwürge ihn! Wie einer Taube drehe ich ihm den Hals herum! Dieses Scheusal! Dieser Lump!« Und dann sank er auf Conchas Bett, und der klobige Mann mit dem Gemüt eines Bullen weinte und putzte sich hilflos schluchzend die Nase.
    So saß er eine ganze Weile, das Tagebuch mit den jubelnden Sätzen Conchas in seinen Händen, und die Qualen eines betrogenen Vaters, eines Mannes, der um einen Teil seines Lebens gebracht wurde, ergriffen ihn und schüttelten seinen schweren Körper. Er legte das Heft zurück in den Schreibschrank, verließ wankend das Zimmer, verhielt den Schritt an Pilars Tür … aber dann ging er doch weiter, denn es war genug, wenn er tobte und weinte, und Pilars Stimme war schrill, wenn sie weinte, und regte ihn auf. Unten sagte er dem Mädchen, das den Flur des Hauses putzte, er würde vielleicht zwei Tage in Puertollano bleiben … dann setzte er sich in seinen Wagen und sah auf seine Hände.
    Mit ihnen werde ich ihn umbringen, durchzuckte es ihn. Er blickte auf seine Finger, bog sie zu Krallen und schauderte zurück, als er daran dachte, daß ein Hals zwischen ihnen sei. Aber dann stieß er die Hände vor, ergriff das Lenkrad … seine Finger schalteten, die Füße bedienten Kupplung und Gaspedal, und der schwere Wagen schoß hinaus aus dem Garten, hinab nach Solana del Pino, hinaus aus dem Dorf der großen Straße zu, die durch die steinerne Vulkanwüste Kastiliens dem fernen Madrid entgegenlief.
    Der Motor sang. Es war ein helles, gleichförmiges, schreckliches Lied … denn die Ohren Granjas hörten es anders … Ein Kind … sang der Motor … ein Kind … Concha ein Kind … Stundenlang, ohne Unterbrechung, mit der satanischen Monotonie, die zum Wahnsinn treibt … Ein Kind … ein Kind …
    Wie ein Irrer durchraste er Toledo. Am Stadtausgang tankte er neu und goß eine Korbflasche süßen Tarragona in sich hinein. Da erst merkte er, daß er vergessen hatte, zu Hause zu essen, und er spürte, wie der schwere Wein in den Kopf stieg und ihn heiß und wild machte. Er sprang hinter das Steuer und raste weiter, mit stieren Augen, in denen die plötzliche Trunkenheit grauenhaft glotzte, und noch immer sang der Motor das schreckliche Lied, von dem Granja wußte, daß es vor ihm keine Rettung gab.
    Es

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