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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein!«
    Anita nickte glücklich. »Es ist das erste Stück, das ich von ihm sehe«, gestand sie und trank einen Schluck des roten Weines. »Ich war ganz verwundert, daß Juan so etwas kann!« Und mit einem Seitenblick, den Granja nicht bemerkte, weil er sich im Kreise herumsah, fragte sie: »Ist Concha auch auf der Fiesta?«
    »Concha? Ja.« Granja winkte einer Kellnerin und nahm ihr ein Glas Wein von dem hölzernen Tablett. »Sie sitzt mit Pilar im Stadion!«
    Und so war es … denn Solana del Pino besaß zu dieser Fiesta eine kleine Sensation, von der man noch nach Jahren sprechen würde – Ricardo Granja hatte einen sandigen Platz außerhalb des Dorfes mit hohen Bretterzäunen abgrenzen lassen und Bänke dahinter gestellt, und auf diesem freien Platz sollte ein Stierkampf stattfinden, so wie es die großen Städte im Süden und Südosten veranstalteten. Comorra, ein reicher Bauer am Montoro, hatte einen kräftigen Bullen mit langen, spitzen und leicht gebogenen Hörnern gestiftet, ein Prachtstier, der jetzt in seiner hölzernen Box stand und mißtrauisch das Treiben um sich herum musterte. Ab und zu traten ein paar junge Burschen an ihn heran und befühlten seine spitzen Hörner, und man ging weg, ein wenig nachdenklich, denn der Kampf war freiwillig, und jeder konnte sich als Torero melden. Man konnte damit den Mädchen imponieren, es war eine Ehre, die Siegerschleife des Toreros am Hemd zu tragen … aber es war auch gefährlich, dem gereizten Stier gegenüberzustehen und mit einem langen, federnden Degen sein Herz mit einem einzigen wuchtigen Stoß zu treffen.
    Auch Pedro und Juan traten einmal an die Box heran und sahen sich den Bullen an.
    »Ich melde mich«, sagte Pedro lachend. »Den reiße ich an den Hörnern nieder!«
    »Die Mutter wird es nicht erlauben.« Juans Gesicht war vom Wein gerötet. Er hatte auf den Bänken inmitten der besseren Leute Concha und Pilar gesehen, hatte ihr heimlich zugeblinzelt und war voll Hoffnung, sie irgendwo heimlich zu sprechen und zu küssen.
    Pedro reckte seine mächtige Gestalt. »Die Mutter! Sie wird stolz sein, wenn der Stier im Staub liegt! Die Torricos haben nie nein gesagt … auch unser Vater nicht, Juan!« Und plötzlich zuckte es in Pedro hoch. »Kommst du mit in die Arena, Juan?« fragte er.
    »Ich?« Juan sah seinen Bruder erstaunt an. »Was soll denn ich in der Arena?«
    »Den Pikadero spielen. Du sollst den Stier reizen mit roten Tüchern und spitzen Lanzenstichen.«
    Juan schüttelte den Kopf. »Nein, Pedro«, sagte er leise. »Der Stier hat mir nichts getan. Ich sehe nicht gern Blut.«
    »Aber du wirst doch dabei sein, wenn ich ihn niedersteche und Elvira mir das Band gibt?«
    »Ja, Pedro.«
    Als der Nachmittag kam und die Bauern durch Essen, Wein und Tanz übermutig wurden, bliesen drei Trompeten zum Stierkampf. Um die Arena standen oder saßen die Bauern Solanas und der Umgebung, Ricardo Granja auf der Tribüne neben Concha, und Pilar hob eine kleine Fahne, und der Stier stürzte in den Kreis und sah sich böse um. Man hatte ihn drei Tage lang dürsten und hungern lassen, und nun stand er inmitten von johlenden Menschen und stampfte in den Sand, daß eine Staubwolke ihn umwirbelte.
    »Wer wagt es?« schrie Granja. Und es stürzten sechs junge Burschen in die Arena, den Degen in der Hand und lange, rote Tücher um den linken Arm. Auch Pedro war unter ihnen, und Elvira schrie auf und klammerte sich an Anita fest. »Pedro!« sagte sie ängstlich.
    »Laß ihn!« Anitas Augen glänzten. »Er ist wie sein Vater!« Sie klatschte in die Hände und sah sich um, ob auch jeder sähe, daß es ihr Sohn war, der dort stand.
    Sie war stolz.
    Der Stier sah sich nach den Männern um. Er sah die roten Tücher, und er dachte an Wasser und Klee und stürmte auf sie zu. Da stoben sie auseinander, sprangen über die hölzerne Brüstung und schrien, um ihn zu reizen. Der Bulle stürmte heran, seine Augen glotzten auf das Rot der Tücher, die langen, spitzen Hörner waren fast auf den Boden gesenkt.
    So stob er heran, Kraft und Wut in einem.
    Nur einer stand noch im Staub der Arena.
    Pedro.
    Anita war aufgesprungen und warf die Arme in die Luft.
    »Pedro!« schrie sie. »Pedro! Gib es ihm!« Der uralte Stolz des Spaniers auf den Torero überwältigte sie. Ihr Sohn! Ihr Pedro! Sie umklammerte die hölzerne Brüstung und beugte sich vor. In ihren Augen lag der Triumph der glücklichen Mutter.
    Pedro stand ruhig, als der Stier auf ihn losstürzte. Dann, nahe vor seinen Hörnern,

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