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Vielen Dank für das Leben

Vielen Dank für das Leben

Titel: Vielen Dank für das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Berg
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wollte nicht auf der Bettcouch der Dame erwachen, ihre Geschichte des Scheiterns hören, als Gegenleistung für eine Mahlzeit, er wollte sterben. Toto raunte mit 666-Stimmlage, ich will dich ficken, ein probates Mittel, um hilfsbereite Frauen zu vertreiben, und fand sich allein wieder. Wenn es nur so einfach wäre, die Welt zu verlassen, doch es war vermutlich genauso anstrengend wie damals, bei der Geburt. Nur den Atem anhalten genügt nicht, auch Verhungern kann sich bei solchen Fettreserven lange hinziehen. Und dann fand Toto bei der Suche nach einem Mordwerkzeug in seinen Taschen die Adresse von Robert, dem seltsamen Sänger, der ihn unbedingt hatte unterrichten wollen.

Und weiter.
    Eine halbe Stunde später hatte Toto vor dem Haus eines Stadtviertels gestanden, das man selten betrat, war man nicht Besitzer einer der weißen Villen, die an Kanalufern und um den See lungerten. Das Viertel ließ keinen Zweifel über das ungerecht verteilte Vermögen in der Welt. Ein befremdliches Aufkommen von Buchsbäumen hatte Toto kurz einhalten lassen; wäre er nicht zu erschöpft gewesen, dann hätte er sich gefürchtet in dieser Gegend. Hinter den saalartigen Flügelfenstern konnte man Kinder sehen, die an Flügeln saßen, und Frauen, die Perlenketten trugen und dem Gatten, mit seiner auch bei Tisch nicht gelockerten Krawatte, Tee einschenkten.
    Toto stand vor einem absurd wuchtigen Haus, dessen Fenster innen von zwölf identischen Kleinlampen erhellt waren, die den Blick auf geraffte Vorhänge ermöglichten, hinter denen man vermeinte, die Schatten großer Eichkatzen huschen zu sehen.
    Robert hatte geöffnet, er trug eine gelbe Hose und schaute Toto an, als würde er ihn nicht erkennen, was durchaus der Fall sein konnte. Toto hätte sich im Moment wohl selber kaum erkannt. Er wirkte wie die Reste in Mülltonnen. Und sah sich einem Mann gegenüber, den er auch etwas prächtiger in Erinnerung hatte. Toto betrachtete Roberts Verschwinden ins Innere der Villa als Einladung, ihm zu folgen, und fand sich in einer Halle wieder, Treppenhaus oder Salon, dominiert von einem Fernseher in Fußballstadiongröße.
    Robert hatte sich in einen Sessel fallen lassen und Toto nicht aufgefordert, Platz zu nehmen, so stand er da, mit Schmerzen im Körper, und beobachtete, wie sich Flugzeuge in zwei Hochhäuser bohrten. So muss eine Vergewaltigung sein, hatte er gedacht, und das sind die Fundamentalisten, hatte Robert gesagt, unklar, woher er seine Information hatte. Es ist die Verzweiflung der heterosexuellen Männer. Alle wollen plötzlich Rechte für Frauen, sogar die Frauen selbst, das muss ihnen doch sein, als ob Affen dem Gericht vorstünden. Robert hielt sich die Flanken und murmelte: Entschuldige, es geht mir nicht so gut, und starrte weiter die Live-Penetration im Fernseher an.
    Toto hatte nicht mehr stehen können und rutschte auf einen Sessel, er hatte sich gezwungen, den Blick vom Fernseher zu wenden, die ständige Wiederholung des Eindringens der beiden Flugzeuge in die Hochhäuser verursachte ihm Übelkeit. Die Angst der in einem Flugzeug eingesperrten Menschen, die Panik der Leute, die sich in den Etagen über dem unterdessen explodierten Flugzeug aufhielten, all die Todesangst, die abgetrennten Gliedmaßen, die Rümpfe, angeschnallt in Flugzeugsitze, das ertrug er nicht mehr, wie konnte man das nur immerzu aushalten, all die Scheiße, die Menschen einander antun, weil sie sich im Recht glauben, das ist doch zum Aussterben.
    Nach ungefähr zwei Stunden hypnotisierten Starrens auf die zerstörerische Meisterleistung schlechtgelaunter Idioten, widerlicher rechthaberischer Arschlöcher, unbefriedigter Dumpfbacken, geisteskranker Wichser, dämlicher heterosexueller, explodierter Arschgesichter hatte Robert sich Toto zugewandt. Du brauchst Hilfe, wie es aussieht, hatte er festgestellt, entschuldige, wenn ich ein wenig unaufmerksam bin. Die Ereignisse haben mich schockiert. Auch mit meiner Gesundheit steht es nicht zum Besten. Langsam und von Schmerz gebeugt ging Robert zum Plattenspieler, um ein Hornkonzert aufzulegen. Komm mit, ich zeige dir einen Platz zum Schlafen, du brauchst doch einen Platz zum Schlafen? Dass Toto seit langem weder geschlafen noch sich gründlich gereinigt hatte, war unübersehbar. Ein Ort zum Schlafen wäre gut, sagte Toto und sah Robert mit Bedauern an. Dem Mann schien es wirklich nicht gutzugehen. Alles an Robert schien zu hängen, obwohl er sehr dick war. Ein trauriger Mensch, einer, der Hilfe braucht. Robert

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