Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
schrien alle irgendwelche Worte durcheinander, die ich noch nie gehört hatte.
Eine Frau kam auf mich zu, drückte mir ein Paar Gummihandschuhe und ein grünes Hemd in die Hand und sagte: „Zieh das an.“ Dann rannte sie wieder zu dem Blutmenschen.
Ich zog also alles an und wartete auf meine Arbeit. Ein Mann kam angerannt und erklärte mir: „Wir werden den Mann erst mit Sauerstoff versorgen. Dann, wenn alles in Ordnung ist, wird dich Dr. Jason rufen, um zu helfen. Alles klar?“
Ich nickte.
„Setz dich solange da auf den Stuhl.“
Ich sah hinter mich und tat es.
Wie ich da saß, konnte ich mir die Unfallstation einmal näher ansehen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie viel da los war. Überall waren grüne Menschen am Laufen und Schreien. Überall lag Blut, überall tropfte Blut.
Sie brachten noch einen Blutmenschen herein, der aber schon besser aussah.
Dr. Jason hatte mir doch gesagt, dass die Menschen nach einem Unfall Schmerzen hatten. Aber ich hörte niemanden schreien. Schreien taten nur die grünen Menschen. Das verstand ich nicht.
Wo war Bob?
Er hatte sicherlich Hunger bekommen. Es musste schon Mittag sein. Aber ich war stabil.
Dr. Jason rief mich und zeigte auf den Boden. Dann brachte er einen großen Eimer und sagte: „Jetzt brauch ich unbedingt deine Hilfe. Gleich kommt das nächste Unfallopfer. Kannst du schon mal alles sauber machen? Das ist eine der wichtigsten Aufgaben hier.“
Das verstand ich und begann sofort mit meiner Arbeit. Ich kniete mich nieder und sah, dass die Blutlache ziemlich groß war. Eigentlich zu schade zum Wegputzen. Das hätte mindestens 100 Seiten Geschichten gegeben. Große Seiten.
Aber ich durfte hier nicht malen und schreiben. Ich war zum arbeiten da. Wegen dem Einblick. Ich machte gründlich sauber.
Von Weitem entdeckte ich Bob. Er war wohl satt.
Als ich fertig war, rief mich Dr. Jason wieder und hatte schon erneut Arbeit für mich. Er fragte: „Kannst du etwas schneller sauber machen?“
Sicher konnte ich das. Warum half Bob nicht mit? Ach ja, er machte ja kein Praktikum oder wie das heißt.
Und wieder rief mich Dr. Jason. Er brachte auch einen neuen Eimer. Meiner war vor lauter Blut am Überlaufen.
Ich schaffte an einem Tag genau 13 Blutlachen und fand, dass es eine tolle Leistung war. Abends war die ganze Unfallstation blitzeblank.
Ich sah Bob immer zwischendurch. Er schrieb etwas in ein Heft. Sicher vor Langeweile. Oder Hausaufgaben von Mr. Mintz.
Mein Kopf tat mir weh, wegen der vielen Schreierei um mich herum. Und Hunger hatte ich auch.
Ich ging zu Bob und fragte, ob wir jetzt nach Hause fahren könnten. Ich wäre fertig mit dem Einblick.
Bob sah auf und sagte: „Wir fahren nicht nach Hause. Auf einer Unfallstation gibt es Tag und Nacht Arbeit.“
„Aber ich habe Hunger und bin müde“, sagte ich. Er hatte ja nicht den ganzen Tag lang gearbeitet.
Bob nickte. „Wir gehen in die Kantine und essen Abendbrot.“
Das taten wir.
Das Essen war wunderbar. Es gab in der Kantine ein Buffet´. Verschiedene Brote, Wurst, Käse, Gemüse, Aufstriche und Getränke. Bob nahm Brot und eine rote Scheibe Wurst. Ich fragte ihn: „Was ist das?“
Er zeigte auf die Wurst und sagte: „Blutwurst.“
Eine coole Idee für eine Wurst!
Als ich Bob die Wurst essen sah, wurde mir schlecht.
Dr. Jason zeigte uns ein Zimmer mit zwei Betten. „Das ist ein Bereitschaftszimmer. Bist du bereit, Christopher?“
Was auch immer das für ein Zimmer war, für mich war es ein Schlafzimmer. Ich sagte: „Bereit“, und durfte rein.
„Ich habe keinen Schlafanzug dabei“, sagte ich zu Bob.
„Ich auch nicht“, sagte er. „Brauchen wir auch nicht. Morgen bekommen wir Dienstkleidung.“
Das klang gut.
Bob schlief ein. Ich dachte daran, dass ich noch nie so viel Blut vergeudet hatte.
Kaum war ich eingeschlafen, kam ein Mann in unser Zimmer und sagte, ich müsse arbeiten. Bob kam müde mit seinem Heft hinterher. Er hatte wohl seine Aufgaben noch nicht fertig. Gut, dass der Mann uns wach gemacht hatte.
Ich wischte einen halben Eimer Blut auf und durfte weiterschlafen. Wir wurden nicht mehr gestört.
Am nächsten Morgen ging es unter die Dusche. Bob duschte woanders. Wir bekamen Wegschmeiß-Unterhosen und grüne Klamotten. Jetzt waren wir einer von denen, diesen Helfern und Ärzten.
Ich hörte zum ersten Mal einen Blutmenschen schreien und dachte, stell dich doch nicht so an. Aber Dr. Jason hatte ja gesagt, dass es höllisch weh tut, wenn Fremde einen ritzen. Der Mann hatte den Bauch aufgeritzt. Eine Frau
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