Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
tuschelten über Bob, Mr. Mintz und andere Lehrer, wie die das wohl machten. Das war mir peinlich, besonders bei Bob, den ich so sehr mag.
Aber ich wusste ja von Brad, dass das ... eine ganz normale Sache bei jedem Mann ist. Also machte es auch Bob. Ich wollte mir das nur nicht vorstellen. Aber es war gut zu wissen, dass ich Bob deswegen einiges fragen könnte. Wo doch mein Sexuallexikon verschwunden war.
Ich sagte zu den Jungs, wenn sie mal Fragen hätten, würde ich Bob für sie fragen. Einer sagte dann: „Frag Bob, ob er schon mal mit einer Frau so richtig … du weiß schon.“ Der Junge bewegte seine Hüften nach vorne und hinten. „Oder ob Bob auf Männer steht.“ Der Junge stellte sich hinter einen anderen und bewegte wieder seine Hüften nach vorne und hinten.
Ich fragte: „Wie, mit einem Mann?“
„Das geht“, sagte einer.
„Wie?“, fragte ich. „Wie geht das?“ Das hatte ich nirgends in meinem Sexuallexikon gelesen.
Ein Junge kam auf mich zu und flüsterte mir ins Ohr: „Der steckt dann seinen Finger in deinen Arsch!“
Ich wich entsetzt zurück.
Der Heimarzt Dr. Sowieso hatte mir einmal seinen Finger in meinen Arsch gesteckt.
Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen.
Das musste ich unbedingt mit Bob besprechen und nahm mir einen Termin bei ihm.
„Hallo, Sportsfreund, wie geht's?“, fragte er mich freundlich.
Seit meinem Berufspraktikum ging's ihm viel besser. Und mir auch.
Ich sagte: „Ich hätte da mal eine Frage.“
„Schieß los“, sagte Bob und setzte sich mir gegenüber.
Ich fragte: „Hast du schon mal mit einer Frau … du weißt schon.“
Bob sah mich an. Dann rieb er sich das Gesicht, bis dass es rot war. Jetzt sah er wieder wie früher aus.
„Wie kommst du auf diese Frage?“, fragte er, als er sein Gesicht fertig gerieben hatte.
„Weil Dr. Sowieso (Bob wusste, wen ich meinte) mal mit mir so was … du weißt schon, gemacht hat.“
Jetzt starrte mich Bob an und flüsterte: „Was? Was hat Dr. Grand mit dir gemacht?“
„Na, du weiß schon.“ Ich wusste nämlich nicht, wie man das bei Männern nennt. Ich wusste, dass es zwischen Mann und Frau Geschlechtsverkehr heißt, aber zwischen Mann und Mann?
Also fragte ich: „Wie heißt das zwischen Männern?“
Bob stand auf und ging zu seinem Schreibtisch zurück. „Wann hast du das letzte Mal gemalt?“, fragte er mich.
Ich sagte: „Ist schon lange her.“
Er sagte: „Wenn ich dir Rot gebe und viele andere Farben, malst du dann ein Bild für mich?“
Ich sagte: „Klar.“
„Aber nicht mit Blut.“
Ich sagte: „Mach ich schon lange nicht mehr“, und zeigte ihm meine verheilten Arme. Es war keine Kruste mehr zu sehen, die ich aufreißen konnte.
„Gut“, sagte Bob und sah gar nicht gut aus.
Ich ging zunächst zu den Jungs zurück, um mir genau erklären zu lassen, wie ich so was malen könnte, denn ich wusste ja, dass Bob ein Bild davon haben wollte. Ich kannte Bob.
Die Jungs waren ganz aufgeregt und erklärten mir, wie das Bild auszusehen hatte.
Ich sagte Bob, dass ich bereit war zu malen, und er stellte mir sein Büro zur Verfügung. Ich durfte nach langer Zeit wieder alleine in seinem Büro sein. Die Vitrine, die ich damals kaputt geworfen hatte, war weg. Sah auch blöd aus.
Ich begann und es wurde ein fantastisches Bild! Ich rief Bob, dass ich fertig sei und strahlte ihn an. Bob strahlte überhaupt nicht mehr. Gefiel ihm mein Bild nicht?
Ich gebe zu, es sah anders als die anderen aus. Aber ich wurde ja auch älter.
Auf jeden Fall durfte ich direkt in mein Zimmer gehen. Ich sah noch, wie er zu Mr. Mintz ins Büro ging. Wahrscheinlich ausruhen.
Am nächsten Tag durfte ich nicht in den Unterricht. Bob sagte, ich solle direkt nach dem Frühstück wieder in mein Zimmer gehen. Er erklärte mir nicht, warum.
Irgendwann kam mich Mr. Mintz holen. Ich musste in sein Büro. Ausruhen.
Ich kam rein und dort saßen schon Bob und Dr. Grand bei Mr. Mintz. Prima, dachte ich, ruhen wir uns zu viert aus. Ich setzte mich bequem in einen Sessel und genoss den Augenblick.
Wir alle genossen den Augenblick.
Dann fragte Mr. Mintz: „Kannst du dich noch an Dr. Grand erinnern?“
Oh ja! Ich nickte und sah zu ihm hinüber. Ich musste daran denken, dass ich damals wie eine Rakete abging, als er mir den Finger in den Arsch gesteckt hatte. Mr. Mintz war doch dabei gewesen.
In einer Ecke stand mein Bild. Bob holte es. Er stellte es vor uns an den Schreibtisch gelehnt. Wir vier betrachteten meine Kunstarbeit. Bob sorgte dafür, dass sich immer mehr
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