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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Kunstinteressenten fanden. Bob war immer gut zu mir.
Wir sahen also auf das Bild, als Bob sagte: „Erkläre mal, was du gemalt hast.“
Sah man das nicht? Ich erzählte noch einmal ganz ausführlich von meiner Untersuchung . So nannte man doch Sex unter Männern, oder?
Dr. Grand nickte und bestätigte: „Genauso war es.“
Wo lag also das Problem?
Mr. Mintz sah Bob wie ein Fragezeichen an. Bob sah mich an und sagte: „Du sagtest mir: weil Dr. Grand mal mit mir … du weiß schon was, gemacht hat. Was genau meintest du da?“
Jetzt wurde mir die Sache peinlich. Für Bob. Es ging nämlich damals darum, ob Bob schon mal … man weiß schon was, gemacht hatte. Sollte ich das hier vor seinem Chef erzählen?
Ich sah Bob gequält an. „Muss ich das erklären?“
„Das musst du“, ermahnte mich Mr. Mintz.
Also blieb mir keine andere Wahl, als Bob in eine peinliche Situation zu bringen, denn er nickte zu den Worten von Mr. Mintz.
„Ich wollte wissen, ob Bob mit einer Frau oder einem Mann gefickt hat.“ Es kam einfach so raus.
Ruhe. Weiße Gesichter. Überall.
Bob stand auf und verließ das Zimmer. Ich hatte es gewusst! Verdammt, warum zwang man mich zu so was?
Ich landete mal wieder im Bunker, ohne Wunden, die ich aufkratzen konnte.
Diesmal dauerte es besonders lang.
Ich hörte mal wieder, wie Bob und Mr. Mintz vor meiner Tür stritten.
„Es bleibt Ihre Schuld“, schrie Mr. Mintz. Bob schrie nicht zurück. Wahrscheinlich hatte Bob zugegeben, dass er schon mal … man weiß schon was, getan hatte. Aber war das mein Problem?
Ich klopfte von innen gegen die Tür und rief: „Darf ich bitte raus?“
Man ließ mich raus und Bob sagte: „Geh in dein Zimmer. Ich will dich im Moment nicht sehen.“
Ich hatte es gewusst! Warum taten Erwachsene immer so was mit Kindern? Konnten sie nicht denken?
Ich sah Bob vorerst nicht mehr wieder. Dafür fand ich viele neue Freunde. Die, die mir das Bild erklärt hatten. Alle interessierten sich plötzlich für mich. Das war doch auch schön.
Einer, ich glaube er hieß Hugh, fragte mich mal, ob ich wüsste, wie Sex unter Männern sei. Ich sagte, klar, da gehe man ab wie eine Rakete. Alle nickten dazu.
„Genau“, sagte Hugh. „Will'ste noch mal?“
Was? Abgehn wie eine Rakete?
„Nein, danke“, sagte ich. Das Erlebnis bei Dr. Grand reichte mir.
„Ach“, sagte Hugh. „Das kann man auch anders machen. Viel schöner. Will'ste mal?“
Ich sah ihn an. Viel schöner? „Wie?“, fragte ich.
Hugh wollte es mir morgen unter der Dusche zeigen. Ich sagte wieder nein danke, aber da waren schon alle verschwunden. Es hatte geläutet. Ich musste auf der Hut sein.
Hugh war drei Klassen weiter als ich. Oder vier? Alle seine Freunde waren drei oder vier Klassen weiter als ich. Und größer. Und sie kamen auch zusammen in der Dusche auf mich zu. Alle waren gut gelaunt. Ich nicht. Ich ahnte, dass etwas Schlimmes passieren würde. Sie drängten mich in eine Ecke. Ich sah mich um, ob ich irgendwo Hilfe herbekommen könnte. Ich sah niemanden, außer denen, die mich umkreisten. Sie grinsten. Ich hasse es, wenn mich jemand angrinst. Dann weiß ich, dass er mir etwas Böses will. Das machte mir noch mehr Angst. Dann kamen zwei Jungen auf mich zu und alles ging sehr schnell. Und es war überhaupt nicht schön. Es war noch schlimmer, als der Finger von Dr. Grand.
Wie tausend Finger brannte es. Und alle lachten.
    Danach sah ich Hugh nur noch von Weitem. Er traute sich mit seinen Freunden nicht mehr in meine Nähe. Das war auch gut so. Sie alle hatten mir höllisch weh getan. So weh, dass ich mich nicht traute, es Bob zu sagen. Oder Mr. Mintz. Ich wusste ja, dass alles, was ich tat, einen riesen Ärger mit sich brachte.
Ich bekam fürchterliche Bauchschmerzen. Mr. Mintz fuhr mich zu einem Arzt in der Stadt. Ich durfte nicht mehr zu Dr. Grand.
Doch der neue Arzt konnte nichts an meinem Bauch finden. Also fuhren wir wieder heim. Ich bekam eine Wärmflasche und Kamillentee.
Bob kam mich besuchen. Ich hatte ihn lange nicht gesehen.
„Wie geht's Sportsfreund?“, fragte er.
Seine Worte gefielen mir. Sie klangen, als sei zwischen uns wieder alles in Ordnung.
„Ich muss malen“, sagte ich.
„So schlimm?“, fragte Bob.
„Schlimmer.“
Er brachte mir meine Staffelei und alle Farben, die ich haben wollte.
Ich malte drei Tage lang gequälte Gesichter mit Mündern, voll mit schwarzen Penissen.
Als Bob die Bilder sah, fragte er nur: „Wann?“
Ich sagte: „Vorige Woche.“
Er fragte: „Wo?“
Ich sagte: „Unter

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