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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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der Dusche.“
Er fragte: „Wer?“
Ich sagte: „Alle.“
Er fragte: „Wer war der erste?“
Ich sagte: „Hugh.“
Bob nickte, nahm mich in den Arm und verließ mein Zimmer.
Ich hatte das Gefühl, dass ich soeben einen großen Fehler begangen hatte.
    Als ich wieder zur Schule durfte, war Hugh nicht mehr da. Dafür beobachteten mich seine Freunde. Nicht alle, aber ein paar.
Ich hielt mich auf Abstand und sah, dass Bob jetzt jeden Tag auf dem Schulhof war. Oh, dachte ich, er muss bestimmt noch mal nachlernen und grüßte ihn.
Er lächelte und zeigte mir sein Hausaufgabenheft von Weitem.
In meinem Zimmer durfte ich wieder so viel malen, wie ich wollte. Und dabei sogar Musik  hören. Das war das Großartigste, das mir überhaupt passieren konnte.
Ich hatte meinen Rekorder wieder und die CD war nicht ein bisschen abgenutzt. Es war traumhaft.
Ich malte 53 Bilder in drei Wochen. Ich war ein Künstler mit Haut und Haar.
    Eines Abends klopfte es an meine Tür. Manchmal kam Bob noch kurz rein und sah sich die letzten Bilder von mir an. Also rief ich: „Komm rein.“
Aber es war nicht Bob. Es waren Hughs Freunde. Es waren fünf. An die Namen konnte ich mich nicht mehr erinnern. Aber an ihre Gesichter. Und die sahen überhaupt nicht gut aus.
„Was gibt’s?“, fragte ich, bekam aber keine Antwort.
Einer zerlegte meine Staffelei. Ich wollte schreien, aber da schlugen die anderen mich schon in Grund und Boden. Sie ritzten meinen … oh Gott … mit einem Messer ein! Dabei ließen sie meine Klaviermusik laufen. Gott sei Dank hatte das Heim seine Überwachungsanlage zur Nacht an, denn kurz nach zehn fand man mich. Das war auch höchste Zeit, denn ich konnte kaum noch atmen vor Schmerzen.
    Ich kam wieder in ein richtiges Krankenhaus. Das war sehr schön. Essen, liegen, Musik hören. Bob brachte mir meinen Rekorder mit und eine neue CD. Ich wollte keine Klaviermusik mehr hören, deshalb bekam ich Geigenmusik. Die war auch schön.
Bob fragte mich: „Wer war das?“
Ich sagte: „Kann ich nicht sagen.“
Er fragte: „Warum?“
Ich sagte nicht, dass die Jungs mir gesagt hatten, sie würden mir meinen Penis beim nächsten Mal abschneiden. Ich sagte: „Weil ich nicht kann.“
Bob nahm meine Hand und flehte: „Du musst, Christopher.“
Ich schüttelte den Kopf. Nein, ich musste gar nichts mehr.
„Aber dann laufen die Jungs weiter frei herum.“
Das war mir lieber als ein abgeschnittener Penis.
Ich sagte nichts.
Das war genau das Richtige, denn seit diesem Tag hatte ich Ruhe. Vielleicht sollte man nicht immer auf die Erwachsenen hören.
Meine Schulleistungen wurden schlechter. Ich konnte den Stoff irgendwie nicht richtig im Kopf behalten. Dachte, vielleicht ist irgendwo ein Loch, wo alles rausläuft.
Ich konnte es nicht finden, so sehr ich mich im Spiegel auch ansah.
    Eines Tages ging ich durch den Flur der Schule, als Mr. Mintz einen riesen Stapel mit Papieren trug. Auf dem Weg in sein Büro verlor er ein kleines Foto. Es musste ihm aus dem Stapel gerutscht sein.
Ich rannte schnell hin, hob es auf und wollte es ihm hinterher bringen. Doch vorher wollte ich es ansehen.
Da war ein Mann drauf zu sehen, der in einer Blutlache lag.
Na, ja, dachte ich, ein cooles Motiv für ein Bild. Sollte man sich merken.
Doch irgendwie kam mir der Mann bekannt vor. Ich setzte mich auf den Boden und sah den Mann an. Er lag in der Lache, als wenn er schlafen würde. Seine Haare waren ganz dunkel, wie die von meinem Vater. Dann erschlug es mich wie ein Blitz. Der Mann auf dem Foto war mein Vater! In einer Blutlache! Hatte er sich geritzt oder war er geritzt worden?
Ich sah mir das Bild genauer an und entdeckte, dass er am Hals geritzt war. Eine denkbar schlechte Stelle. Es war eine Stelle, die mir Dr. Jason sicher verboten hätte. Mein Vater lag in seinem eigenen Blut.
Ich presste das Bild an mein Herz. Wir sahen uns sehr ähnlich.
Ich rannte in mein Zimmer und schloss ab. Bob hatte mir nach den letzten Prügeln von den Jungs einen Schlüssel besorgt. Er hatte aber auch einen. Und Mr. Mintz. Es war ein Spezialschloss, das man von innen und außen schließen konnte, hatte Bob mir erklärt. Nur für den Fall, dass ich mal in Not käme und abgeschlossen hätte.
Ich sah mir das Bild von meinem Vater noch einmal an und dachte, dass ich es auf eine riesen Leinwand malen sollte. Doch meine Staffelei war kaputt. Aber sie wäre sowieso zu klein dafür gewesen.
Ich fragte Bob, ob er mir einen großen Malblock mit stabilen Blättern besorgen könnte. So 200

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