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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Oder man kann Tee aus ihnen kochen, dann entwässern sie den Körper.“
Ich dachte direkt an Blut. Das ist Wasser vom Körper. Jetzt war ich noch mehr neugierig. Ich fragte: „Wenn ich es trinke, dann kommt Wasser aus meinem Körper?“
„Genau“, sagte Samuel. „Du musst mehr pinkeln als sonst.“
Ich war enttäuscht. Nur pinkeln. „Das ist mies“, sagte ich ihm. „Dann muss ich ja ständig meinen Penis auspacken. Und alle glotzen drauf.“
Samuel gab mir recht, das ist mies.
Ich fragte, ob er mir die Brennnesseln mal zeigen könnte. Ich hätte da so eine Idee.
Zwischen dem Gras zeigte Samuel mir kleine grüne Blätter. Das waren also Brennnesseln. Ich riss welche ab und legte sie mir auf den Arm. Der wurde ganz rot. Gleich kommt Blut, dachte ich. Gleich. Aber es kam nichts. Schade, nur rot.
Wir gingen zurück zum Kiosk.
„Ach“, sagte Samuel zu mir, „wo du schon grade da bist. All deine Gurus auf dem Rasen bekommen eine Runde Cola von mir spendiert. Wärst'e so nett und würdest die bringen?“
Klar doch! Samuel gab mir ein Tablett, stellte sieben kleine Colaflaschen darauf und legte sieben bunte Strohhalme daneben. Lecker, dachte ich. Wir bekommen hier immer nur Limo.
„Bring'ste mir das Tablett aber wieder.“ Klar doch.
Ich ging zur Spielwiese und balancierte die Cola. Ich ging und sah, wie die Cola in den Flaschen hin und herschwappte. Hatte ich da etwa sieben Flaschen Cola für sechs blaue Helfer und einen Arzt in der Hand? Hatte ich. Man müsste jetzt doch ziemlich blöd sein, wenn man jetzt nicht merken würde, was man damit machen könnte.
Ich ging mal kurz hinter einen Baum und stellte das Tablett vorsichtig auf den Boden. Gut, dass ich die Pillendose dabei hatte. Ich verteilte in jeder Flasche eine Portion hinein. Das würde niemanden umbringen, das würde alle nur ruhig und glücklich machen. Genau richtig im Urlaub. Mir würden alle dankbar für die vielen ruhigen Stunden sein.
Ich brachte den blauen Helfern und Dr. Pilburg die Cola und sagte, dass es eine Spende von Samuel sei. Alle drehten sich um und winkten Samuel. Der winkte zurück. Ach, war das schön! Alle waren glücklich. Dr. Pilburg lächelte mich an und sagte, ich solle zu den anderen Kindern spielen gehen. Ich brachte das Tablett schnell zu Samuel zurück und war folgsam.
Wir Kinder spielten auf dem Spielplatz, und die blauen Helfer und Dr. Pilburg saßen im Gras und tranken Cola.
Als ich sah, dass die blauen Helfer und Dr. Pilburg die Grashalme ansahen, ging ich in den schönen Garten und sammelte Brennnesseln in meine Hosentasche. Mir war nämlich eine Idee gekommen. Wenn ich die rote Mannschaft vor dem Anmalen mit Brennnesseln einreibe, werden ihre Gesichter noch roter und brutaler. Das Spiel würde dann noch echter aussehen. Und wer weiß, vielleicht würde ja doch noch Blut aus ihren Gesichtern kommen.
Eigentlich war es Zeit zum Abendbrot, aber keiner bewegte sich weg vom Fleck. Ich dachte, das ist ein guter Moment, um allen Kindern von meinem Spiel zu erzählen.
Ich holte einen Stuhl vom Kiosk und stellte ihn mitten auf den Rasen. Samuel sah mich von weitem und winkte. Ich winkte zurück. Dann verschwand er im Kiosk. Ich mag Samuel. Er hatte längst erkannt, dass ich ein großer Erfinder bin. Ich mag Menschen, die schnell lernen.
Ich stellte mich auf den Stuhl wie ein Chef und sagte: „Leute! Ich bin der Entdecker des einzig wahren Erdenspiels.“ Alle flüsterten. Ich redete munter weiter: „Wollt Ihr wissen, wie das geht?“ Alle lachten und schrien: „Ja!“
Ich erklärte die Mannschaften und sagte, dass ich alle heute schon anmalen würde. Ein kluger Junge sagte: „Aber wir müssen uns doch noch waschen.“
Ich musste grinsen, denn ich hatte ja mit dieser Sache gerechnet und sagte: „Auch daran habe ich gedacht. Ich habe nämlich unabwaschbare Farbe.“
„Oh“, hörte ich überall.
Ich erklärte weiter: „Das erspart uns morgen früh eine Menge Zeit. Dann haben wir mehr Zeit zum Spielen.“
Alle waren einverstanden.
Ich rief: „Wer will zuerst angemalt werden?“ Und alle kamen angerannt. Ich bildete die Mannschaften und holte meine Filzstifte aus der Hosentasche. Zuerst malte ich mein Gesicht schwarz an. Damit jeder sehen konnte, dass es nicht gefährlich ist. Dann malte ich die anderen mit schwarzer und weißer Farbe an. Wir mussten furchtbar lachen, so viel Spaß machte uns die Kriegsbemalung. Zum Schluss kamen die roten. Ich erklärte ihnen, dass sie etwas ganz besonderes waren und rieb ihnen nach dem

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