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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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sagte, nichts zu danken, und musste noch im Zimmer bleiben.
Dr. Pilburg kam zu mir und fragte, was das sollte. Er sah blass aus. Brauchte er wieder eine Pille von Henry? Sollte ich ihm das sagen? Nein, Dr. Pilburg wollte heute sicher nicht Grashalme zählen. Also erklärte ich ihm, was heute Nacht los gewesen war. Da wurde er sofort ruhig. Ich solle das nächste Mal einen blauen Helfer rufen und nicht die Dinge alleine regeln. Ich freute mich, dass ich Dr. Pilburg die Sache erklären konnte.
Henry kam nicht zurück in mein Zimmer. Man holte seine Sachen heraus, und ich war ganz alleine. Da war ich froh. Ich kann mich ja nicht jede Nacht um ihn kümmern.
Als ich ins Restaurant kam, waren schon alle fertig mit dem Essen. Ich musste alleine frühstücken. Ein blauer Helfer saß neben mir und las Zeitung. Dann nahm er mich mit nach draußen. Wir durften im Riesenrad fahren. Das war ein Spaß, sag ich dir.
Nach dem Riesenrad rief Dr. Pilburg alle zusammen und erklärte einen Wettbewerb. Wer das tollste Spiel heute erfindet, bekommt eine Extraportion Popcorn und eine Siegerurkunde. Wir sollten dafür in einen Raum gehen, in dem Tische, Stühle und Schreibsachen waren. Wir sollten das Spiel aufschreiben und aufmalen. Das fand ich eine großartige Idee. Neben mir saß ein blauer Helfer. Nur neben mir. Sie wussten sicher alle, dass ich ein besonderer Künstler in diesen Dingen bin. Also erfand ich ein Spiel, das aus drei Mannschaften bestehen sollte. Eine rote, eine schwarze und eine weiße Mannschaft. Die Rote sollte brutal sein, die Schwarze eine böse Mannschaft und die Weiße eine gute. Ich nannte es Das Erdenspiel . Die Mannschaft, die gewann, sollte die Erde beherrschen. Das klang doch schon mal gut. Jetzt brauchte ich nur noch die ... die Disziplin (sagte mir ein blauer Helfer). Das heißt, wie sollten sich die Mannschaften bekämpfen. Es wollte mir keine Idee kommen. Nur kloppen ist blöd. Ich dachte an Pillen. Davon hatten wir genug. Wer die meisten Pillen frisst und nicht umkippt, ist Sieger. Das klang auch gut und passte zu uns allen. Ich schrieb die Disziplin allerdings nicht auf, weil ich nicht wollte, dass es der blaue Helfer schon wusste und mich verpfeifen würde. Ich sagte dem Helfer, ich müsse aufs Klo, und er ließ mich alleine gehen. Puh, ich konnte Pillen suchen gehen.
Ich hatte gesehen, dass Dr. Pilburg eine verschlossene Kiste gestern mit in sein Zimmer genommen hatte. Die Pillenkiste?
Ich ging zu seinem Zimmer, aber es war abgeschlossen. Da hörte ich Dr. Pilburg mit einem blauen Helfer kommen. Sie gingen in sein Zimmer. So, dachte ich, jetzt ist ja schon mal aufgeschlossen. Wie konnte ich die beiden da wieder rauslocken?
Ich bin ja nicht blöd. Überall auf dem Flur waren Feuermelder. Ich schlug einen ein und versteckte mich in einem Raum voller Putzzeug.
Draußen auf dem Flur hörte ich Laufen und Schreien. Ich hörte Türen knallen und Rufen. „Alle draußen?“
Als es still wurde, öffnete ich meine Tür und sah nach Dr. Pilburgs Zimmer. Ich konnte doch mal kurz reinluken und ihm Bescheid sagen, dass es Feueralarm gegeben hat. Was wäre schon dabei? Ist doch eine tolle Sache, so eine Hilfe.
Ich lukte in das Zimmer. Es war leer. Die Pillenkiste stand an seinem Bett. Auf dem Schreibtisch stand auch seine Ledertasche. Was für ein Feigling, dachte ich. Hat sich gleich in die Hose gepisst und ist davongerannt.
In der Ledertasche fand ich den Schlüssel für die Pillenkiste. In der Pillenkiste waren viele Pillendosen. Auf einer Dose stand Henry. Die nahm ich. Da wusste ich, was ich hatte. In der Dose waren ziemlich viele Pillen. Sollte er sie etwa alle im Camp fressen? Mannomann. Ich dachte, wenn der Anführer einer jeden Mannschaft zwei oder drei Pillen frisst, würde es reichen. Dann konnte man keine Grashalme mehr sehen.
Ich schloss die Pillenkiste wieder ab und legte den Schlüssel zurück in die Ledertasche. Ich bin ja ein ordentlicher Junge. Henry brauchte die Pillen sowieso nicht. Na ja, vielleicht nachts. Aber da konnte man ihn auch anbinden und eine Socke ins Maul stecken.
Ich rannte wieder zurück zu den anderen und fragte, was los sei. Dr. Pilburg schrie gerade: „Wer hat den Feuermelder eingeschlagen?!“
Da sah er mich und schrie: „Wo kommst du her?!“
„Vom Klo, Sir. Ich hätte mir fast in die Hosen gemacht vor Angst, als die Sirene losging, Sir.“ Dr. Pilburg konnte froh sein, dass ich keinen Schreianfall bekommen habe. Den bekomme ich nämlich nicht, wenn ich eine Sirene selbst

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