Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vielleicht Verliebt

Vielleicht Verliebt

Titel: Vielleicht Verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Loebner
Vom Netzwerk:
Am liebsten hätte sie, dass Eva ihr alles erklärt. So wie früher, wenn Elisa alleine nicht mehr weitergekommen ist. Aber die Zeiten sind wohl jetzt vorbei. Es ist ein bisschen einsam als Holly.
    »Muss der kosmische Plan sein«, murmelt sie. »Der ist manchmal eben komisch, sagst du doch immer.«
    Eva wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Dass es einen kosmischen Plan gibt, heißt nicht, dass man unerträgliche Situationen einfach hinnehmen muss«, sagt sie. »Er tröstet einen, wenn man die Dinge aus eigener Kraft nicht mehr ändern kann. Aber du versuchst ja nicht mal, was zu ändern!« Sie sieht wieder zum Dachfenster hoch, dann in Hollys Augen. »Ich werde mir nicht länger angucken, wie du Tristan aus dem Weg gehst. Was auch immer los ist, finde eine Lösung! Rede mit ihm!«
    Ein Blitz leuchtet auf. Im ersten Moment denkt Holly, jemand würde sie fotografieren, aber dann erinnert sie ein heftiger Donner an das Gewitter.
    »Ich weiß aber nicht, was ich sagen soll.«
    »›Hallo‹ wäre schon mal ein guter Anfang.«
    Noch ein Blitz zuckt durchs Zimmer. So hell, dass Eva blinzeln muss. Der Donner, der das Zimmer anschließend erfüllt, lässt die Fensterscheibe klirren. Eva massiert sich die Nasenwurzel mit zwei Fingern. Sie sieht müde aus. Erschöpft. Traurig.
    Dieser Anblick ist schlimmer als jede Gänsehaut.
    »›Hallo‹ schaff ich vielleicht«, flüstert Holly in die Stille, die der Donner hinterlassen hat.
    Diesmal ist es ihr echtes Lächeln, das sich in Evas Gesicht ausbreitet. »Ehrlich?«
    Holly nickt.
    Eva hält ihr die Hand hin. »Jetzt?«
    Holly fühlt, wie ihr Herz anfängt zu pochen, aber sie nickt wieder.
    Als sie zusammen die Treppe runtersteigen, sieht sie Tristan, Oma und Opa Eins am Esstisch sitzen. Der Regen prasselt so laut, dass sie sie erst nicht bemerken. Aber dann knarrt die Stufe, die immer knarrt, und die drei drehen die Köpfe zu ihnen hoch. Sie sehen so fremd aus, wie sie da sorgenvoll, müde und abgekämpft sitzen. Keiner lächelt. Keiner spricht. Und als ein Blitz ihre Gesichter in grelles Licht taucht, muss Holly wieder an ein Foto denken, aber diesmal ist es ein Foto von früher, es scheint auf, nur eine halbe Sekunde lang, und bevor Holly erkennt, was darauf eigentlich zu sehen ist, ist es schon wieder verschwunden, so schnell wie der Blitz verschwunden ist – und mit dem Donner, der anschließend durchs Wohnzimmer brüllt, breitet sich die eisigste Gänsehaut aller Zeiten über Hollys kompletten Körper aus.
    »Nein!«, flüstert sie. Eva verstärkt den Druck ihrer Hand, aber Holly reißt sich los und rennt die Treppe wieder nach oben, in die gänsehautfreie Zone. Zitternd kuschelt sie sich aufs Sofa, schnappt sich die Wolldecke und zieht sie sich bis über die Nase. Sie sieht zum Dachfenster hoch. In breiten Bächen strömt der Regen über die Scheibe, mit den dunklen Wolken dahinter sieht er ganz braun aus.
    »Was ist nur mit mir los?«
    Sie lauscht. Lauscht, ob es noch mal klopft. Ob Eva noch mal wiederkommt. Aber das einzige Geräusch, das sie hört, ist der Regen.

 
    H olly schlägt die Augen auf und blinzelt in einen perfekt blauen Sommermorgenhimmel. Von unten hört sie Stimmen. Ziemlich viele Stimmen. Mehr als sonst. Manche kennt sie, manche nicht. Leider kann sie nicht alles verstehen.
    Tristan, verwundert: »… ihr denn hier?«
    Unbekannte weibliche Stimme, nervös: »Überraschung!«
    Unbekannte männliche Stimme, künstlich-fröhlich: »… alten Herrschaften nicht vor die Tür setzen, oder?«
    Eva, müde: »… freuen uns doch!«
    Oma Eins, peinlich berührt: »Mitten im Chaos.«
    Opa Eins, versöhnlich: »Hallo und herzlich willkommen.«
    Ein Handy klingelt.
    Tristan: »… ihr denn da mitgebracht?«
    Unbekannte weibliche Stimme: » … lange Geschichte. Auch hallo.«
    Das Handy klingelt wieder.
    Mehrstimmiges Lachen.
    Eva, wach: »Unglaublich!«
    Opa Eins: »… erst mal ins Wohnzimmer.«
    Oma Eins: »… Kinder schlafen noch.«
    Unbekannte weibliche Stimme: »… hätten doch anrufen sollen.«
    Holly hat nicht die leiseste Ahnung, was da los ist. Also geht sie es rausfinden.
    Tristan, Eva und die Einser stehen im Wohnzimmer, und auf dem Sofa sitzen zwei fremde Leute. Schon von ganz oben nimmt Holly Tristan genau in Augenschein, aber die beiden Neuen scheinen den Gänsehautgenerator abzulenken. Es passiert nichts. Als sie auf die knarrende Stufe tritt, drehen sich alle zu ihr um.
    »Du liebe Güte«, ruft die fremde Frau auf dem

Weitere Kostenlose Bücher