Vielleicht Verliebt
überlegt.«
»Arthur!« Annelie dreht sich zu ihm um. »Das stimmt doch gar nicht!«
»Ach ja, richtig! Es war erst, als du gemerkt hast, dass er beim Freiflug alles vollscheißt.«
»Huh!« Annelie verpasst ihm einen empörten Klaps auf den Oberarm. »So ein Wort vor den Kindern!«
Juni kriegt einen Kicherkrampf.
»Aua!« Arthur grinst und reibt sich den Arm. »Dann hab ich wohl wieder was verwechselt und er war dir nur zu laut.«
Holly findet, dass Arthur sich nicht besonders geschickt anstellt beim Ein-neues-Zuhause-für-den-Beo-Finden. Zum Ausgleich versucht sie, Eva mit einem Blick klarzumachen, dass ihr Dreck und Lärm und lebende Heuschrecken rein gar nichts ausmachen würden.
Eva lächelt Holly nur an, ihr echtes Lächeln. Dann guckt sie zu Annelie und Arthur rüber: »Ich würde sagen, Elisa findet mal alles raus, was man über Beos wissen muss. Und wenn wir das dem Vogel bieten können, darf er gerne bleiben.«
»Gott sei gepriesen«, haucht Annelie.
»Hurra, hurra, hurra!« Juni hüpft wie ein Flummi auf dem Sofa hoch und runter.
Der Beo flattert erschrocken auf und krallt sich mit gespreizten Flügeln an den Gitterstäben fest. Dabei gibt er einen Ton von sich, der Holly fast das Trommelfell aus dem Kopf treibt. Es klingt, als würde man mit Karacho Gläser aneinanderklirren – nur fürchterlicher.
Juni hält sich die Ohren zu. »Entschuldigung«, ruft sie. »Sei wieder leise, bitte, bitte!«
Aber der Beo klirrt weiter.
Arthur wirft das Tuch über den Käfig, und das Geräusch verstummt.
»Danke«, sagen alle gleichzeitig.
Unter dem Tuch hört man es metallisch klappern. Der Beo klettert wahrscheinlich gerade zurück auf seine Sitzstange.
»Entschuldigung«, nuschelt Juni noch mal und setzt sich in Zeitlupe aufs Sofa.
»Nicht so schlimm, Schatz«, tröstet Annelie und legt ihren Arm um Juni. »Er muss sich erst an euch gewöhnen, dann ist er auch nicht mehr so ängstlich.«
»Wie heißt er denn eigentlich?«, fragt Holly.
»Unsere Nachbarin hat ihn immer nur ›Beo‹ gerufen«, sagt Annelie und zuckt mit den Schultern. »Nicht sehr originell, was?«
Nein. Holly kann es kaum fassen. Man nennt sein Kind doch auch nicht ›Mensch‹. Sie muss ihm unbedingt einen richtigen Namen geben.
»Ist das ein Junge?«, fragt Juni.
»Tja, weißt du«, meint Annelie, »das weiß keiner so genau. Vielleicht ist es auch ein Mädchen.«
Die Eingebung kommt wie ein Blitz. Für andere kann Holly viel besser Namen finden als für sich selbst.
»Ich nenne ihn Bernhard-Olivia«, verkündet sie. »Für alle Fälle.«
Arthur bricht in schepperndes Gelächter aus und hört gar nicht mehr auf. Durch das Dröhnen hindurch ruft Annelie: »Ich weiß nicht, ob er sich noch an einen neuen Namen gewöhnen kann, Liebes.«
Holly lächelt zufrieden. »Muss er ja nicht. Die Abkürzung von Berhard-Olivia ist nämlich: B-O.«
***
Obwohl sie alle zusammen im Wohnzimmer stehen wie eine gemütliche große Herde, und obwohl Juni sich zur Begrüßung um seinen Bauch geschlungen hat, sieht Joram irgendwie verloren aus zwischen den vielen Leuten. Vielleicht liegt das aber auch gar nicht an den vielen Leuten? Vielleicht liegt das nur daran, dass ihn jetzt keine Glühwürmchen mehr umschwirren?
»Junge! Bist du groß geworden!«, ruft Arthur und drückt Joram zusammen mit dem Juni-Anhängsel einmal kräftig an sich. »Wo willst du denn noch hin?« Er zerwuschelt ihm die Haare.
Juni macht Platz für Annelie, die Tränen in den Augen hat, als sie Joram in den Arm nimmt. Sie sagt gar nichts, sondern hält ihn nur mit geschlossenen Augen fest. Holly sieht, dass Joram sich an sie schmiegt und auch einen Moment lang die Augen zumacht.
»Joram!«, schnieft sie, als sie sich losgelassen haben. »Meine Güte, Schatz, wie lange haben wir uns nicht gesehen? Das muss fast ein Jahr her sein.« Sie wischt sich über die Augen. »Wie geht es dir denn? Und wie geht es der Mama?«
»Gut«, murmelt Joram.
»Guck mal, Oma und Opa Drei haben einen Pejo mitgebracht, der gehört jetzt uns, und am Wochenende kannst du den mit benutzen!« Juni nimmt Jorams Hand und zieht ihn zum Vogelkäfig, der – inzwischen wieder ohne Tuch – in der hintersten Ecke vom Wohnzimmer steht. »Du darfst aber nicht laut hüpfen, sonst kreischt der. Das tut in den Ohren weh.«
»Ist gut«, sagt Joram.
Juni kichert: »Opa Drei denkt, der Pejo ist ein Handy, aber das stimmt ja gar nicht, stimmt’s?«
Joram dreht sich zu Annelie und Arthur um. »Habt ihr uns
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