Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vielleicht Verliebt

Vielleicht Verliebt

Titel: Vielleicht Verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Loebner
Vom Netzwerk:
einen Blick auf Tristan. Aber ihre Arme bleiben glatt. Ist es etwa vorbei?! Oder herrscht gerade nur zu viel Trubel für Gänsehaut-attacken?
    Das Handy klingelt wieder. Annelie dreht sich zum Sessel um und seufzt. »Der Arme ist nervös.«
    Und da sieht Holly ihn. Den riesigen Käfig, der hinter dem Sessel steht. Ein großes Tuch ist über die Gitterstäbe gebreitet, aber dass es ein Käfig ist, ist unverkennbar.
    »Was ist da drin?«, fragt Holly.
    »Unser Handy«, lacht Arthur. »Hörst du das nicht? Ist ein etwas unhandliches Modell. Ich glaube, wir müssen uns mal ein kleineres anschaffen.«

    Annelie verdreht mit einem Lächeln die Augen. »Das ist ein Vogel«, sagt sie mit einem Seufzen. »Ein Beo.« Sie zieht den Käfig hinter dem Sessel hervor und stellt ihn mit Arthurs Hilfe ächzend auf den Sofatisch. Ihre Augenbrauen sind sorgenvoll zusammengeschoben. »Wir haben das arme Tier vorgestern von unserer Nachbarin übernommen, die ganz unerwartet einen Platz im Altersheim bekommen hat. Wir haben versprochen, ein neues Zuhause für ihn zu suchen.« Sie wirft einen unsicheren Blick in die versammelte Runde und rauft sich ein bisschen verzweifelt die Haare. »Ich wundere mich, dass er hier überhaupt einen Ton von sich gibt, unter dem Tuch sollte er eigentlich denken, dass Nacht ist.«
    »Der ist doch nicht blöd«, sagt Holly. Als sie die Augen verbunden hatte, hat sie auch nicht gedacht, dass Nacht ist. »Können wir das Tuch nicht abmachen?«
    »Er wird dann wahrscheinlich sehr unruhig«, sagt Annelie. »Ich würde es lieber noch drauflassen.«
    »Aber stellt euch vor, ihr sitzt im Dunkeln und um euch rum unterhalten sich alle!« Holly setzt sich auf den Teppich vor den Käfig. »Das würde mich viel unruhiger machen.«
    Annelie lächelt. »Du bist entweder sehr neugierig oder sehr einfühlsam.«

    »Beides«, sagt Tristan und schickt Holly einen schnellen Blick, als müsste er sich vergewissern, dass es okay ist, wenn er über sie spricht.

    »Wir versuchen es einfach.« Arthur zieht das Tuch schwungvoll vom Käfig. Der Beo ist viel größer, als Holly gedacht hätte, mindestens so groß wie eine Krähe! In der plötzlichen Helligkeit duckt er sich und klappt seine schwarzen Schwanzfedern auseinander wie einen Fächer. Es sieht aus, als würde er gleich losfliegen, aber dann springt er nur hektisch von der unteren auf die obere Sitzstange, dreht sich um und springt wieder zurück. Er macht den Schnabel auf, bekommt aufgeplusterte Brustfedern und gibt ein übel schrilles Pfeifen von sich. Seine Federn glänzen schwarz in der Morgensonne, und bei jedem Sprung wabbeln die kleinen gelben Lappen, die er am Hinterkopf hat. Drehen. Raufspringen. Drehen. Runterspringen. Wabbel, wabbel. Schrei, schrei. Drehen. Rauf. Drehen. Runter. Wabbel. Schrei. Er duckt sich wieder, bleibt aber diesmal sitzen und guckt sich mit ruckhaften Kopfbewegungen im Wohnzimmer um. Alle sind mucksmäuschenstill und rühren sich nicht. Der Beo ruck-guckt sich weiter um, bis sein Blick an Holly hängen bleibt. Mit den Füßen klammert er sich an der Stange fest, streckt sich und beugt sich zu ihr vor. Dann legt er den Kopf schief und sieht sie aus seinen braunen Knopfaugen aufmerksam an. Er flötet einen wunderschönen Ton, der gleichzeitig nach Urwald und wie eine Frage klingt.
    Und dieser eine Ton reicht. Da braucht Holly kein Käferexperiment und keine verbundenen Augen.
    Sie liebt diesen Beo.

    Das weiß sie hundertprozentig sicher, weil – sie es einfach fühlt.
    Und damit ist klar, dass der kosmische Plan Holly und Tristan wieder versöhnen will. Holly wird die neue Vogelmutter von einem Beo, den Tristans Eltern mitgebracht haben. Das ist ungefähr genauso eindeutig wie die Botschaft mit den Rosen, die zu Jorams Zimmer geführt haben. Und deswegen macht sich Holly auch überhaupt keine Sorgen, dass sie Nein sagen könnte, als sie ihren Blick vom Beo losreißt und stattdessen zu Eva rübersieht. »Behalten wir ihn?«
    Annelies Augenbrauen schnellen in die Höhe. »Ihr? Also, das wäre natürlich großartig, wenn er hier bei euch … Da hätten wir eine große Sorge weniger.«
    »Was?«, ruft Arthur. »Unser Handy willst du verschenken? Und womit sollen wir dann telefonieren?«
    Annelie achtet gar nicht auf ihn. »Na ja, es sind sehr interessante Tiere, das muss man schon sagen. Wir haben überlegt, ob wir ihn selbst behalten.«
    »Aber als sie gehört hat, dass die Biester lebende Heuschrecken fressen, hat sie es sich anders

Weitere Kostenlose Bücher