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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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war, was ihren totalen Mangel an vorstehenden Wangenknochen überspielte.
    »Danke«, sagte Laura, und es hörte sich genauso undankbar an, wie sie sich fühlte. Deshalb versuchte sie es noch einmal. Mit einer Extraportion Gefühl. »Ehrlich, Candy, vielen Dank. Das war unheimlich nett von dir.«
    »Nichts weiter dabei.« Candy wedelte mit der Hand. Dann fiel ihr wieder ein, wer sie war. »Entgegen der Volksmeinung bin ich manchmal ein menschliches Wesen. Bloß nicht im Fernsehen.«
    »Mähr Champagner, ja?«, fragte Irina vom Fußboden, wo sie sich wie ein außerirdischer Seestern ausgestreckt hatte.

4
    N ach längerem Nachdenken - beziehungsweise nach den zehn Minuten, die sie brauchte, um eine Tüte Chips leer zu essen - fand Laura den Abmagerungsplan lächerlich. Dieser verhungerte Nicole-Ritchie-Look war doch total von gestern.
    Außerdem hatte sie ihre Mutter angerufen und dann Tom und beide fanden sie nichts weniger als perfekt. Das waren exakt Toms Worte gewesen: »Du bist perfekt, Laura. Lass nicht zu, dass sie dich ändern.«
    Es war außerdem mehr als offensichtlich, dass Heidi einen Minderwertigkeitskomplex hatte, weil sie viel zu kurzbeinig war, um als Model arbeiten zu können. Wer das Zeug dazu hatte, wurde Model, die anderen wurden Agenten. Es war höchste Zeit, dass Heidi klargemacht wurde, wer von ihnen beiden am längeren Hebel saß.
    Momentan schien Heidi zu glauben, sie hätte sämtliche Fäden in der Hand und könnte sich alles leisten. Sie hatte es nicht nötig, »Hi, wie geht’s dir?« zu sagen. Das hätte ihre Überlegenheit beeinträchtigt. Als Laura am Morgen ihres Sparkle -Shootings bei Fierce auftauchte, zeigte Heidi nur auf einen Gegenstand, der vor ihr auf dem Boden lag.
    Ein Ding, das Laura eine Gänsehaut über die Arme jagte.
    »Na los, stell dich drauf«, sagte Heidi ungeduldig. »Das Auto kommt in fünf Minuten.«
    »Ich soll auf die Waage? Hier? Vor allen Leuten?«, fragte Laura ungläubig. »Wie bei den Weight Watchers?«
    »Wenn du abgenommen hast, wie ich es dir gesagt habe - warum ist das dann ein Problem?«
    Laura fing an, Heidi auf eine ganz besondere Weise zu verabscheuen. Sie zog ihre Sneakers aus, obwohl Heidi verächtlich schnüffelte, dann trat sie auf das schreckliche Ding und sah mit wild klopfendem Herzen zu, wie die Digitalzahlen nach oben sausten und dann langsam wieder nach unten.
    Dreiundsechzig, einundsechzig, wieder dreiundsechzig und schließlich zu zweiundsechzig.
    Laura riskierte es, die angehaltene Luft auszuatmen.
    »Siehst du, ich brauch nicht abzunehmen«, krähte sie triumphierend. »Das ist total normal für meine Größe.«
    »Das ist kein akzeptables Gewicht für ein Model. Du wiegst über sechzig Kilo. Sechzig!«
    Es hatte wohl kaum Zweck, Heidi zu erklären, dass Laura einen Meter sechsundsiebzig groß war und ziemlich schwere Knochen hatte. Auf dem Modeplaneten war alles über sechzig Kilo offensichtlich kein gesundes Gewicht, besonders wenn man nicht jede einzelne Rippe unter der Haut sehen konnte.
    »Alle Frauen in unserer Familie haben Kurven«, beharrte sie. »Meine Figur ist genetisch vorprogrammiert.«
    »Wangenknochen. Sit-ups«, murmelte Heidi, ohne sie anzusehen, und zog ihr piependes Handy aus der Tasche. »Das Auto ist da.«
     
    Obwohl Heidi schwarze Negativität verströmte, waren die Aufnahmen für Sparkle -Kosmetik ein voller Erfolg. Das hübsche weiße Sommerkleid mit den schwarzen und rosa Punkten saß wie angegossen. Der silberblaue Lidschatten war unaufdringlich und super auf das hellrosa Lipgloss und das rosa Rouge abgestimmt.
    Und dann - wahnsinnig witzig! - wurde eine der Stylistinnen weggeschickt, um eine Perücke zu holen, die exakt wie Lauras frühere Frisur aussah. Heidis Lippen waren während der gesamten fünf Minuten, die die Krise über ihnen schwebte, fest zusammengepresst. Laura verkniff sich ein triumphierendes Grinsen und gab ihr Bestes.
    Schwierig wurde es nur in dem Augenblick, als ihre Co-Stars auf den Set drängelten. Larry, Mo und Curly waren drei quirlige Labrador-Welpen, die ihr total die Show stehlen würden, wenn sie sich nicht genügend in den Vordergrund drängte.
    Sie musste tausend Dinge gleichzeitig beachten: Kopf hoch, Kinn runter, leicht nach rechts drehen, nicht blinzeln, die Hände entspannen, damit sie nicht wie Boxhandschuhe rüberkamen. Dabei musste sie die anbetungswürdigen, aber auch total nervenden Fellbälle davon abhalten, ihr das Make-up abzulecken. Aber alles war immer noch besser

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