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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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hab Supermodel gewonnen und bin heute euer Titelmädchen.« Ihre eigentlich höchst selbstbewusste Stimme hörte sich an wie ein ersticktes Quieken.
    »Marta«, spuckte ein knochiges Mädchen aus. »Heute dein Creative Director.«
    Danach wurde hämisch gekichert, als ob Laura zu blöd wäre, um zu kapieren, dass Marta sich über sie lustig machte. Innerlich schrumpfte Laura vor Scham zusammen, aber das hier waren ja bloß sechs Stunden ihres gesamten Lebens. Das kriegte sie hin. Außerdem hatte sie einen Vertrag für das Titelbild und daran konnte hier niemand etwas ändern, verdammt noch mal.
    »Geh in die Maske«, grunzte jemand und zeigte auf eine hell erleuchtete Nische mit einer Theke voller Kosmetika, wo zwei Mädchen Kleider an eine Kleiderstange hängten. »Wir sind noch in der Vorbereitung.«
    Nichts sah nach irgendeiner Vorbereitung aus abgesehen von einem pummeligen Typen, der mit fachmännischer Sorgfalt einen Joint drehte. Laura verkniff sich eine Bemerkung dazu, sie wollte nicht zicken.
    »Gott, ich hasse diese Gewinnerinnen von solchen Wettbewerben«, hörte sie jemanden rumrotzen, als sie zu der Nische ging, um für die Porträtaufnahme gestylt zu werden.
    Wenigstens waren die Stylistin und die Visagistin richtig nett, obwohl sie sich nur ängstlich flüsternd unterhielten.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagten sie immer wieder, woraufhin Laura sich Sorgen machte, dass es da vielleicht etwas gab, weswegen sie sich Sorgen machen müsste. »Shootings für Skirt sind immer so. Es ist eben eine ziemlich abgefahrene Zeitschrift.«
    Laura hatte bereits gelernt, dass in der Modesprache abgefahren bedeutete, dass die Kleider untragbar und das Make-up unschmeichelhaft war und sich alle wie die letzten Arschlöcher benahmen. Sie fühlte sich in dieser Ansicht bestätigt, als sie genau elf Minuten später bloß in der Unterwäsche in der Garderobe stand und darüber diskutierte, welche Klamotten sie anziehen sollte, und plötzlich der Typ, der den Joint gedreht hatte, hereinschlenderte und sie angaffte.
    »Riesentitten«, bellte er plötzlich, obwohl ihn das einen Dreck anging und sie schon den besten Minimizer-BH trug, den sie bei Marks & Spencer hatte kriegen können. »Wickel sie platt. Das hier ist ein verschissenes Titelbild und kein Foto für den Playboy .«
    Laura bedeckte die anstoßerregenden Brüste mit ihren Unterarmen und hoffte verzweifelt, dass ihr Slip nicht hochgeruscht war, während der Typ sie langsam umkreiste.
    »Sie ist zu dick. Verdammte Scheiße, da brauch ich Stunden, um das wegzuretuschieren«, setzte er noch hinzu, und dann gab er ihr einen Klaps auf den Hintern.
    Laura stand stocksteif da, während widerstreitende Gefühle wie Schock, Wut und Scham in ihr tobten.
    Aber oh nein, er war noch nicht fertig. Jetzt stand er direkt vor ihr und keuchte stinkende Luftschwaden aus, obwohl sie immer geglaubt hatte, Kiffen würde die Leute friedlich stimmen.
    »Haste schon mal dran gedacht, Nacktbilder zu machen?«, grinste er sie widerlich an.
    »Ich bin siebzehn!«
    »Ich wette, du könntest es auf’n Titel von Süße Sechzehn schaffen«, nuschelte er. »Vielleicht sollten wir nachher mal drüber quatschen.«
    Dass sie jetzt nicht das lauteste und längste »Iiiihhhh!« ausstieß, war das Schwierigste, was sich Laura in ihren etwas mehr als süßen sechzehn Jahren je abgerungen hatte.
    »Darüber musst du mit meiner Agentin reden«, hauchte sie. »Heidi von Fierce .«
    »Ach, diese dürre Zicke«, grinste er verächtlich. »Die würd ich nicht mal mit’ner Kneifzange anfassen, Schätzchen. Okay, dann geh ich jetzt mal und hol mir’n größeres Objektiv. Sonst krieg ich dich nicht ganz aufs Bild.«
    »Er ist der Fotograf?«, zischte Laura, nachdem er gegangen war. »Mann, den sollte man wegen sexueller Belästigung verklagen!«
    »Gerry ist ein Genie«, teilte ihr die Stylistin in gedämpftem Flüstern mit. »Er ist vielleicht ein geiler alter Bock, aber er fotografiert für die russische Vogue . Du hast echt Glück.«
    Von Glück konnte allerdings keine Rede sein.
    Endlich stöckelte Laura in High Heels auf den Set, für die man einen Waffenschein gebraucht hätte. Sie war in ein kratzendes Kleid gezwängt, das auf dem Rücken wegen des streikenden Reißverschlusses mit Sicherheitsnadeln zusammengepinnt war. Gerry schnippte mit den Fingern.
    »Herr im Himmel«, stöhnte er, während er Lauras gegelte Haare und das »Direkt aus der Mülltonne«-Make-up begutachtete. »Gebt mir was, womit ich

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