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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Irren teilen muss!«
    Mit einiger Anstrengung gelang es Laura, sich hinzuknien und zur Badewanne zu krabbeln, damit sie den Hahn aufdrehen und ihre Haare nass machen konnte. Schließlich gab es das Gesetz, dass ein vermasselter Haarschnitt noch millionenmal schlimmer gemacht werden muss, indem man die Haare unter einen Wasserstrahl hält. Manchmal benahm sie sich total nach Klischee.
    Durch das Wasserplätschern und ihre Schluckauf-Schluchzer hörte Laura jemanden an die Tür hämmern.
    »Haut ab!«, schrie sie. »Lasst mich in Ruhe.«
    Wenn man durch Tränenvergießen abnehmen konnte, dann war Laura nach ihrer Schätzung jetzt bestimmt schon ein Kilo leichter, und es gab keine Anzeichen, dass der Tränenstrom so bald versiegen würde. Jetzt klopfte noch jemand an die Tür.
    »Äh, hey, hrm, ich hab deinen Namen vergessen«, rief Candy durch die Tür, und damit war Lauras Unglück komplett. Holly, wie heißt sie noch mal?«
    »Geht weg!«, stöhnte Laura kläglich. »Ich will allein sein.«
    »Laura? Du heißt doch Laura, ja? Warum lässt du mich nicht reinkommen.« Candy klapperte mit der Klinke. »Na komm, sag schon, was ist los?«
    Es war unmöglich, das ganze Grauen in einer einzigen Antwort wiederzugeben, deshalb wimmerte Laura nur leise und hielt sich die Ohren zu.
    »Du kannst nicht mehr länger da drinbleiben«, sagte Candy dann. »Ich muss mal pinkeln und Holly hat eine Gesichtsmaske aufgetragen und ihre Haut spannt schon und juckt.«
    »Wenn ich Pickel kriege, verklag ich dich!«
    Laura wollte nicht verklagt werden, obwohl sie bezweifelte, dass die Klage von einem Gericht zugelassen werden würde. Außerdem war ihre Korsage durchweicht und sie musste sich unbedingt umziehen.
    »Na gut, ich komm raus«, verkündete sie mit zitternder Stimme. »Aber ihr müsst alle die Augen zumachen und versprechen, dass ihr mich nicht anschaut.«
    »Wir gehen jetzt von der Tür weg«, sagte Candy besänftigend, als wäre Laura ein aufgeregtes Pferd, das bei einem plötzlichen lauten Geräusch durchgehen könnte. »Und wir machen die Augen zu.«
    Laura wickelte sich erst ein Handtuch um den Kopf, bevor sie die Tür aufschloss und sich Candy und Holly gegenübersah, die sie mit aufgerissenen Augen anstarrten.
    »Ihr seid fies!« Laura blieb nur übrig, so schnell wie möglich wieder ins Bad zurückzuweichen, doch Candy umklammerte ihren Arm mit festem Griff und zerrte sie zu ihrem Zimmer, in dem überall Stoffballen herumlagen. In der Mitte stand ein großer Tisch und darauf eine Nähmaschine.
    »Ach, halt die Klappe, Schätzchen«, näselte Candy und drückte Laura aufs Bett. »Du wirst immer begafft werden, also gewöhn dich schon mal dran. Und nimm das Handtuch runter.«
    Laura drückte es mit beiden Händen auf den Kopf und verzog ihr Gesicht zu einem gemäßigten Schmollen.
    »Erst wenn ich kein Publikum mehr habe«, knirschte sie, als Irina sich an den anderen vorbeidrückte und sich vor sie hinkauerte.
    »Wasislosmann?« Das hörte sich mit diesem Osteuropa-Akzent echt seltsam an.
    »Nichts«, sagte Laura eisig, weil diese völlig missratene Frisur kein geeignetes Gesprächsthema war.
    »Man braucht kein Superhirn zu sein, um zu wissen, dass du einen katastrophalen Haarschnitt verpasst gekriegt hast«, klärte Candy sie auf. »Hey, das haben wir alle schon mal erlebt.«
    »Lass mal sähen«, knurrte Irina, und das war einer der längsten Sätze, den man bisher von ihr gehört hatte, aber Laura interessierte sich mehr für Irinas Hand, die nach oben wanderte.
    »Wenn du das Handtuch berührst, hack ich dir die Finger ab«, fauchte sie. »Deine Entscheidung.«
    Irina wich zurück, denn Lauras Blick sprach eine universelle Sprache: Rühr mich nicht an!
    »Räspekt.« Irinas Gesicht drückte widerstrebende Bewunderung aus und lenkte Laura lang genug ab, dass Candy ihr das Handtuch vom Kopf zerren und quer durchs Zimmer werfen konnte.
    Was nun an Flüchen aus Lauras Mund strömte, stellte sogar Candys schlimmste Ausbrüche in den Schatten - aber das ließ Candy kalt. Sie riss Lauras Arme runter, damit sie sie nicht mehr um ihren Kopf oder um Candys Gurgel legen konnte, und musterte die neue Frisur.
    »Na ja, könnte schlimmer sein«, war ihr abschließendes Urteil. »Bin mir nicht sicher, ob es wirklich zu deiner Gesichtsform passt.«
    »Würde bei mir bässer aussähen«, erklärte Irina mit dem zufriedenen Lächeln derjenigen, die immer glauben, an ihnen sähe alles besser aus.
    »Es ist schrecklich«, sagte Laura tonlos;

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