Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
Vom Netzwerk:
wünschte sich brennend, dass sie ihre blöde Klappe gehalten hätte, denn während Heidi sie mehr oder weniger gewaltsam zurück zum Set zerrte, ließ sie sich darüber aus, dass modeln eben nicht nur aus süßen Welpen und glitzerndem Lipgloss bestünde und Laura bei Versandhauskatalogfotos enden würde, wenn sie das mit der Designermode nicht hinkriegte. Und dass Laura nie, absolut NIEMALS schlecht über einen Designer oder einen Fotografen oder auch nur den Typen, der die Filme brachte, reden durfte. Was irgendwie sicherlich stimmte, aber Heidi war auch nicht diejenige, die sich rittlings auf einen Stuhl setzen und dann die Beine hoch in die Luft strecken musste, während Gerry höhnte, dass Laura sie »wahrscheinlich letzten Samstag breiter gemacht hätte«.
    Diese Qual zog sich noch eine Stunde hin, und Laura bezweifelte stark, dass sie am Ende auch nur ein brauchbares Coverfoto hatten. Mittlerweile machte sie sich nur noch Sorgen um ihre Brustwarzen, die von dem Klebeband völlig wund waren.
    Nachdem Heidi mehr als deutlich gemacht hatte, dass Laura ihr ungeliebtestes Neues Gesicht war, verschwand sie zu einem weiteren Termin, und Laura konnte sich wieder anziehen. Sie hätte am liebsten jeden Zentimeter ihrer Jeans geküsst, weil sie so gut saß und nicht kniff und drückte wie die bescheuerten Designerklamotten, die sie den ganzen Tag hatte tragen müssen. Nach einer Weile wurde ihr bewusst, dass Gerry schon längere Zeit in der Tür stand, eine Zigarette zwischen den Lippen.
    »Danke für die Fotos«, sagte Laura artig, während sie jeden einzelnen Knopf ihrer Strickjacke schloss, obwohl Gerry mittlerweile mehr von ihr gesehen hatte als jeder andere Mensch, vielleicht mit Ausnahme der Hebamme bei ihrer Geburt. Wie sollte sie, bitte schön, aus der Garderobe kommen, wenn er die Tür blockierte? »Das war... eine echt neue Erfahrung.«
    »Willst du mir damit höflich zu verstehen geben, dass ich ein Wichser bin?« Er grinste. »Hör ich oft. Keine Ahnung, wieso.«
    Laura schüttelte den Kopf. Eine knifflige Situation. Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass er sich verpissen sollte, wenn halb London ihn für ein fotografisches Genie hielt. Andererseits wollte sie ihn nicht eine Sekunde glauben lassen, dass sie das auch fand.
    »Tja, es war eine Herausforderung, aber daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.«
    »Du wirst auch lockerer werden müssen«, riet er, während er sich langsam vom Türrahmen abstieß und auf sie zukam. »Keine gute Idee, mit einem Gesicht wie nasser Beton auf den Set zu kommen. Nicht die beste Art, Leute zu beeindrucken.«
    »Stimmt«, gab Laura ihm vorsichtig recht. »Daran werd ich noch arbeiten.«
    »Also... ich könnte dir natürlich jede Menge Jobs verschaffen, wenn ich dich weiterempfehlen würde«, sagte Gerry, der mittlerweile viel zu dicht bei Laura stand. Viel, viel, viel zu dicht, sodass sich ihre Haut vor Widerwillen förmlich zu pellen begann. »Eine Hand wäscht die andere, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Aber er war offensichtlich weniger an ihrer Hand interessiert, denn plötzlich grapschte er grob nach ihrer Pobacke. Auf so eine brenzlige Situation hatte Daisy Bloom sie nicht vorbereitet. Laura sah hoch, um zu schauen, ob irgendein Funken Menschlichkeit in Gerrys geröteten Augen glomm, und als sie nichts sah, machte sie entschlossen einen Schritt zur Seite und versuchte, süß zu lächeln.
    »Das ist total nett von dir, Gerry«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Na gut, es klang nicht wirklich überzeugend, aber er war erstaunt genug, um ein Stück zurückzutreten, sodass sie eine Hand auf seine Schulter legen konnte, um ihm die modebranchenüblichen »Muah-Muah«-Bussis auf die Wangen zu hauchen. Und bevor er das in eine Nummer mit viel Zunge verwandeln konnte, war sie entschlüpft. »Ich hab noch einen wichtigen Termin, da darf ich wirklich nicht zu spät kommen.«
    »Los, Süße, komm schon her«, versuchte er, sie rumzukriegen, aber Laura winkte nur kurz und sauste davon wie ein geölter Blitz.
    So wie sie wusste, dass jeden Tag die Sonne aufging, das Gras grün war und Holly nicht mal Wasser kochen konnte, so klar war ihr, dass es ihrer Modelkarriere nicht einen Zentimeter weiterhelfen würde, diesen fiesen, schmierigen Typen an sich rumfummeln zu lassen.
     
    Sie war immer noch dabei, jedes einzelne erniedrigende Ereignis des Tages zu verarbeiten, als sie nach Hause kam und dort Irina vorfand. Sie war gerade von einem Trip nach

Weitere Kostenlose Bücher