Vier auf dem Laufsteg
hat. War echt witzig.«
»Nein, ich bin das Mädchen, das gewonnen hat, weil sie hübscher als alle anderen war«, wäre nicht die beste aller Antworten gewesen. Also konnte Laura nur blöd und überflüssig rumstehen wie die Ersatzbraut bei einer Hochzeit und schweigen, weil ihr keine wirklich witzige Erwiderung auf den dummen Spruch einfiel.
Natürlich würde sie nie im Leben jemandem erzählen, dass sich der Start ihrer Modelkarriere mehr als deprimierend anließ. Deshalb war es nur gut, dass ihre Mutter eigentlich immer nur wissen wollte, ob sie auch ein Unterhemd trug und ordentlich frühstückte; Jen, Chandra und Cath konnte sie leicht ablenken, indem sie ihnen von Hollys neuestem Outfit erzählte, oder mit wem Candy neulich telefoniert hatte.
Aber Tom ließ sich nicht so leicht etwas vormachen. Zur Hölle mit ihm.
»Alles wunderbar«, zwitscherte Laura abends fröhlich ins Telefon. »Läuft wirklich alles super.«
Darauf folgte meistens eine angespannte Pause, und dann sagte Tom: »Du hörst dich irgendwie seltsam an. Ist was? Alles okay bei dir?«
Laura hatte auch keine Aussichten, einen Preis als Superfreundin 2008 zu bekommen, denn in der vergangenen Woche war sie dazu übergegangen, Tom nur kurz zu simsen: »SO VIEL ZU TUN. RUFE BALD AN. XOXOXO.«
Nur im Fitnessstudio lief alles bestens. Zum Beispiel machte eine halbe Stunde schnelles Gehen auf dem Laufband einen Schoko-Muffin wett oder eine halbe Pizza quattro formaggi. Und das Frühstück ließ sie auch weg - das musste doch etwas bringen! Und immer wenn sie sich die sieben Treppen des Fierce- Gebäudes hochkämpfte - mit dem Aufzug sollte sie ja nicht mehr fahren -, stellte sie sich vor, wie ihre Oberschenkel mit jeder Stufe schlanker wurden. Irgendwann allerdings ging ihr dann die Luft aus, und sie musste sich darauf konzentrieren, bei Bewusstsein zu bleiben.
Obwohl die endlosen Vorstelltermine mittlerweile zu einer Collage aus immer gleichen minimalistischen Studioeinrichtungen und schwarz gekleideten Mode-Fuzzis mit ernsten Gesichtern verschwammen, musste Laura zugeben, dass der Termin mit der Moderedakteurin des Polka-Dot -Magazins sie ein kleines bisschen nervös machte.
Seit drei Jahren war sie treu ergebene Polka-Dot- Leserin und liebte sämtliche Artikel, von »Korsagen zum Ausschneiden und Ausmalen« bis zu »Zehn Gründe, warum ihr kein Date mit Jude Law haben wollt, nein wirklich, da könnt ihr uns voll vertrauen«. Außerdem gab es immer diese Modestrecken mit fröhlichen, sommersprossigen Mädchen mit Zahnspangen und breitem Lächeln, die auf einer Schaukel saßen oder in ihren Zimmern herumtanzten. Die hatte sie früher immer rausgetrennt und an ihre Zimmerwand geklebt... Na ja, früher, als sie noch geglaubt hatte, Model zu sein wäre eine einzige Spaßparty.
Laura folgte den Schildern und den dröhnenden Bässen von Goldfrapp, bis sie zum richtigen Büro kam. Es sah eher wie ein unaufgeräumtes Schlafzimmer aus, aber es standen Schreibtische und Computer drin. Klamotten lagen herum, CDs und jede Menge rosa Gegenstände stapelten sich auf allen freien Flächen, und die Leute, die dort arbeiteten - kaum zu fassen! -, lächelten.
Zielstrebig ging Laura durch die Redaktion, da sie mittlerweile eine echte Expertin im Aufspüren des Moderessorts geworden war. Genau dort nämlich, wo die Berge an Klamotten ein bedrohliches Ausmaß erreichten. Als sie ihre Mappe aus der Tasche zerrte, kribbelte es ihr unangenehm im Nacken. Vielleicht würde sie diesmal rausfliegen, noch bevor jemand sie überhaupt richtig angesehen hatte?
Sie drehte sich um und stand einem wunderschönen Mädchen gegenüber. Sie hatte naturplatinblonde Haare, riesige blaue Augen und würde Laura wahrscheinlich gleich sagen, dass sie sich schleunigst verziehen sollte, weil nämlich sie schon den Job bekommen hatte.
»Hallo, bist du Laura von Supermodel ?«, fragte sie mit starkem schottischen Akzent. »Du bist jetzt bei Fierce , stimmt’s?«
»Äh, ja«, bestätigte Laura. »Und bei wem bist du?«
Das war das Standardgespräch, das alle Models führten, und der nächste Satz lautete dann: »Und was waren deine letzten Jobs?«
Das Mädchen blinzelte. »Bei Polka Dot «, antwortete sie trocken. »Ich heiße Alison und bin die stellvertretende Moderedakteurin.«
Fettnäpfchen, ich komme!
»’tschuldigung, ich dachte, du wärst ein Model.«
Alison streckte die Hand nach Lauras Mappe aus. »Wow, das ist das tollste Kompliment, das ich diese Woche bekommen
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