Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
Vom Netzwerk:
Treppe hochstiegen.
    »Andere Agentinnen umarmen ihre Models, wenn sie in die Agentur kommen, und fragen, wie es ihnen geht, aber alles, was ich krieg, ist ein saures Lächeln und einen Schubs in Richtung Waage.«
    »Ja, sie ist echt ein fieses Stück«, sagte Candy unbeteiligt. »Eine gottverdammte Gewichtsfanatikerin.«
    »Und wie.« Laura stieß den Schlüssel ins Schlüsselloch. »Aber ich gehe nicht ohne Kampf unter, ich werde ihr genau sagen, was ich... von ihr... denke...«
    Candy stieß sie in den Rücken. »Geh schon! Steh hier nicht rum!«
    Aber Laura konnte nur noch rumstehen, denn es war nicht Heidi, die mit ihrem üblichen Miesepetergesicht auf dem Sofa saß, sondern Tom. Tom mit unglücklich gefurchtem Gesicht, das bei ihrem Anblick wie ein Tausend-Watt-Strahler aufleuchtete.

15
    L aura stand immer noch im Mantel da und verschränkte ihre Arme. Jetzt, wo er hier war, in ihrem Wohnzimmer, mit seinem schiefen Lächeln, das ihr das Herz brach - zumindest das, was davon noch übrig war -, wurde ihr plötzlich klar, dass sie Tom nicht hasste.
    Überhaupt nicht.
    »Du hättest nicht herkommen sollen.« Sie schnappte nach Luft und drehte sich um, um wieder zu verschwinden. Doch Irina blockierte die Flucht und starrte sie kalt an.
    »Du bleibst«, verdonnerte sie Laura, obwohl es sie gar nichts anging. »Du bleibst und führst dich nicht auf wie großes Baby. Wir gähen. Holly!«
    Holly streckte den Kopf aus ihrer Tür. »Ich find meinen Schal nicht.«
    »Du wirst ohne deinen Schal schon nicht sterben«, schnaubte Candy und lief zur Tür. »Wir gehen zum Griechen nebenan. Los, macht schon!«
    Laura sah hilflos zu, wie sie an ihr vorbeimarschierten, nur Candy blieb kurz stehen und tätschelte ihre Wange.
    »Tu dem Jungen nicht zu doll weh. Sieht aus, als kriegt er leicht blaue Flecken.«
    »Ja, aber sie verheilen auch echt schnell«, murmelte Laura, doch sie redete bereits mit der Tür.
    Sie ging in die Küche und setzte Wasser auf. Das war eine reine Reflexhandlung: Wenn das Leben ihr den Boden unter den Füßen wegzog, brauchte sie eine Tasse Tee. Denn gestern um diese Zeit war sie noch die Gekränkte gewesen, erfüllt von berechtigtem Zorn. Jetzt war sie nur ein dummes Flittchen, das Schlimmeres mit Mister Namenlos getrieben hatte als Tom jemals mit Cassie. Es sei denn, Tom und Cassie hatten …
    Nein, daran wollte sie nicht denken.
    Tom kam zögernd in die Küche, als sie Milch in zwei Becher goss.
    »Ich hab dir Tee gemacht«, sagte sie tonlos. »Irina und Holly haben es nicht so mit Manieren.«
    »Sie waren okay.« Er lehnte sich an die Arbeitsfläche und pustete auf seinen Tee. »Ich hab allerdings zehn Minuten für Erklärungen und Handzeichen gebraucht, bis sie mich reingelassen haben.«
    Laura warf ihm einen verstohlenen Blick zu.
    In Gedanken hatte sie ihn sich mit Teufelshörnern und Bocksfuß vorgestellt, deshalb war es jetzt seltsam, dass er, na ja, in Sweatshirt und Jeans wie Tom aussah, während er sie fragend anblickte.
    »Es ist Dienstag. Hast du denn - äh - morgen keine Schule?«
    Tom zuckte die Achseln. »Schon. Aber sie werden mich wegen einem geschwänzten Tag kaum rausschmeißen.«
    »Hast du Hunger? Ich glaub zwar nicht, dass wir irgendwas dahaben, das nicht schimmelig ist, aber ich könnte...«
    »Laura, es war ein Kuss von fünf Sekunden, als ich total betrunken war«, sagte Tom plötzlich und stellte seinen Becher so ungeschickt auf die Arbeitsplatte, dass Tee überschwappte. »Es hatte nichts zu bedeuten.«
    Sie wusste, das war eine Lüge. Küsse bedeuteten immer etwas, selbst wenn dieses Etwas nur Gekränktheit und Einsamkeit war.
    »Ist nicht wichtig«, sagte sie, holte einen Lappen aus der Spüle und wischte den verschütteten Tee weg.
    »Doch, es ist wichtig.« Tom nahm ihr den Lappen aus der Hand und drehte sie um, damit sie ihn ansah. »Es ist wichtig, weil ich mir nicht verzeihe, dass ich dir wehgetan habe.«
    Sie merkte erst, dass sie weinte, als sein Mund den nassen Tränenspuren folgte.
    »Schau mich nicht so an«, bat sie, denn Tom weinte jetzt auch fast, und sie war das mieseste Miststück aus Miststückhausen. »Tom, bitte... es ist okay.«
    Tom zerrte an seinem Sweatshirt und wies mit dem Kopf zur Tür. »Können wir rübergehen und versuchen... nein, wir versuchen nichts, wir kriegen das irgendwie auf die Reihe.«
     
    Laura zog die Beine hoch aufs Sofa und schlürfte ihren lauwarmen Tee, während Tom sich alles von der Seele redete. Er hielt es anscheinend für

Weitere Kostenlose Bücher