Vier auf dem Laufsteg
Model, das ich fast mal gepoppt habe« sein würde.
»Schon gut«, sagte sie automatisch. »Ist nicht so wichtig. Kannst du beim Rausgehen leise sein? Ich hab schreckliche Kopfschmerzen.«
14
E hrlich, Candy, wir haben nur ein bisschen rumgemacht.« Laura schloss die Augen, während eine neue Welle von Übelkeit-ohne-kotzen über sie hinwegrollte. Dann wünschte sie, sie hätte das nicht getan, weil ihr schwindlig wurde. Rummachen bedeutete, dass sie im Bett rumgerollt waren und gegen das Kichern angekämpft hatten. »Es war, na ja, intim, aber es war bedeutungslos, ehrlich. Ich hab sowieso nie richtig Sex. Erst wenn ich dreißig und mindestens seit zehn Jahren verheiratet bin. Mein Gott, hier drin ist es aber heiß!«
»Ich hab dir gesagt, Wellnesstage sind super für ein gebrochenes Herz, und Saunas sind die beste Medizin gegen einen Kater.« Candy hob ein Bein und sah ein Schweißrinnsal an ihrer hübschen Wade runterlaufen. »Du hast eben zu viel getrunken, du warst nicht gut drauf, dann passiert so was schon mal.«
Candy müsste ihre Aufmunterungssprüche dringend mal überarbeiten. Ihnen fehlte jede Spur von Wärme.
»Und wer war der Spanier, mit dem Irina abgezogen ist?«, fragte Laura, weil sie es zum ersten Mal in ihrem Leben satt hatte, über sich zu reden.
»Irgendein Fotoassistent, den sie in Tokio kennengelernt hat. Ich glaub, er ist Argentinier und muss echt die Geduld einer ganzen Kathedrale voller Heiligen haben. Heute Morgen hat er zu ihr Miststück gesagt, als sie ihn wegen irgendwas angemacht hat.« Candy grinste hämisch, als würde diese Erinnerung ihr immer noch größte Freude bereiten. »Die hatten auf jeden Fall total Sex, aber sie flippt deshalb gar nicht aus.«
»Flippt Irina überhaupt wegen irgendwas aus? Das würde ja bedeuten, dass sie noch andere Gefühle hat außer...«
»... verächtlicher Herablassung? Ich musste heute um vier an die Wand hämmern, weil ihr Kopfteil vom Bett dauernd dagegenwummerte und sie auf Russisch gestöhnt hat. Es war total nervig.«
Laura schaffte es, sich hinzusetzen. Klatsch war eine äußerst wirkungsvolle Kur gegen Kater.
»Und was ist mit Candy und George?«
»Meinst du Mr Brokeback Mountain mit seinem Bart?« Candy machte eine Pause, bis Laura die Anspielung kapiert hatte. »Nur ein eingetragenes Mitglied im Club der schwulen Jünglinge könnte sich in Holly verknallen. Sie ist das abgedrehteste Mädchen, das ich jemals gesehen hab.«
»Und warum tun sie dann so, als ob sie was miteinander hätten? Ich meine, sogar ich hab gewusst, dass Lasche A nicht in Schlitz B wandern würde.« Laura zog eine Grimasse, als vor ihrem inneren Auge ein Bild von Holly und George auftauchte, wie sie übereinander herfielen und damit aufhören mussten, weil ihre blonden Haare sich verhedderten.
»Holly hat diese beknackte Idee, dass die Leute wirklich an ihr interessiert sind und dass eine vorgetäuschte Beziehung gute Publicity wäre«, sagte Candy heftig. »Sie ist eine echte Mediennutte.«
»Das ist zu brutal. Holly ist okay. Sie kann manchmal ganz lieb sein. Egal. Was ist mit dir, gibt’s bei dir jemanden?«
Von einer Sekunde zur andern verschloss sich Candys Gesicht. Wenn man ihr eine persönliche Frage stellte, war es, als steckte man seinen Kopf in den Rachen des Löwen und hoffte, er würde nicht zu fest zubeißen.
»Nein.« Das klang schroff.
Laura schlug die Beine übereinander und wickelte sich etwas fester ins Handtuch, damit ihre Brüste nicht hervorblitzten.
»Du kannst mir vertrauen, Candy«, sagte sie leise. »Falls du mal was loswerden möchtest. Ich würde es nie weitersagen. Und du weißt am allerbesten, dass ich nirgendwo ein Tonbandgerät versteckt habe.«
Candy kicherte, dann entspannten sich ihre Gesichtszüge, und ihr Mund verzog sich gequält, als würden ihre Geheimnisse schwer wiegen.
»Ich hab einen Typen kennengelernt, gleich nachdem die Serie zum ersten Mal auf Sendung war. Er spielte in einer Band, aber sie waren ziemlich mies.« Candy krauste ihr perfektes Näschen. »Aber er war cool und... Scheiße, ich hab gedacht, ich würde ihn lieben. Aber er hat Schluss mit mir gemacht, weil ich ihn nicht in der Serie haben wollte, und dann hat er versucht, die Story von seinen ›Heißen Nächten der Leidenschaft mit Candy Careless‹ an eins dieser Klatschblätter zu verkaufen. Jetzt lass ich keinen mehr ran. Ich flirte nicht mal mit den Typen. Ich lebe wie eine Nonne, bloß viel schicker angezogen.« Sie ließ ein trotziges
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