Vier auf dem Laufsteg
sie brauche jemanden, der sie im Umgang mit den Medien unterstützte!
»Aber eigentlich mussten wir dann gar nichts tun. Laura hat es allein geschafft. Vor fünf Monaten bekam sie keine Jobs, war nicht schlank genug und musste pausieren, um ein paar schwierige Entscheidungen zu treffen. Dann modelte sie für junge Fotografen ohne Gage, nur für neue Fotos für ihre Mappe, machte Yoga, bis sie in Größe 36 passte, und lernte in sechs Wochen mehr über die Modewelt als manche Models in ihrem ganzen Leben.«
Oh ja, diese begeisterte Lobeshymne war doch schon viel besser! Aber sie und Ted würden sich noch mal darüber unterhalten müssen, dass er das Wort mit dem D am Anfang und ihren Namen nie wieder gleichzeitig erwähnen durfte.
»Aber Laura hat nicht zwei bombastische Kosmetik-Verträge bekommen, weil sie viel Zeit investiert hat. Sie hat sie bekommen, weil sie es mit aller Macht wollte. Was ich also dieses Jahr in der Show suche, ist nicht nur das schönste Mädchen, sondern eines, das die Energie und die Entschlossenheit hat, es in einer wirklich harten Branche zu schaffen.«
Die Kamera fuhr zurück und schwenkte über die aufgeregten Gesichter der zwölf Supermodel-2009 -Finalistinnen, die ihnen gegenüber auf zwei Sofas saßen. Laura war noch nie so gnadenlos gemustert worden, weder von Heidi noch von den Castingfritzen oder den hochnäsigen Modepäpsten, ob sie hübscher, dünner, cooler war oder es mehr verdient hatte als diese Mädels.
»Laura, was ist dein Geheimnis? Wie hast du dich gegen diese heftige Konkurrenz durchsetzen können?«
Laura konzentrierte sich wieder auf Daisy und bemühte sich, ihr Gesicht nicht in nachdenkliche Falten zu zerknautschen.
»Tja, ich hab die Show gewonnen und gedacht, der Wettbewerb wäre vorbei«, gab sie zu. »Aber in Wirklichkeit hatte er noch nicht mal richtig angefangen. Ich habe versucht, für Jobs gebucht zu werden, aber meine Konkurrenz waren Mädchen, die das schon viel länger machten als ich. Da hat der echte Wettbewerb begonnen. Ich hab sehr schnell gelernt, dass ich nicht alles wusste und dass meine Einstellung zu dem Beruf nicht sehr hilfreich war. Ganz egal wie hart und gemein das Modeln sein kann, Höflichkeit zahlt sich immer aus. Ich bin pünktlich, ich kenne den Namen meines Gegenübers, und selbst wenn ich die Klamotten scheußlich finde oder meine Tage habe, muss ich mein Bestes geben.«
Daisy nickte zustimmend, obwohl sie Laura damals in der Show keinen dieser Tipps gegeben hatte.
»Ihr seht, Mädels, man muss nicht nur entschlossen aussehen, man muss es auch sein. Also, wer möchte Laura noch etwas fragen?«
»Wie bist du damit klargekommen, dass du dicker bist als die meisten Models?«, fragte ein Mädchen aggressiv, bei dem sich der Bauch tatsächlich nach innen wölbte. Laura nahm sich vor, Ted zu bitten, die Fragerin angemessen zusammenzustauchen, wenn dieses widerliche Gör vor dem Jurytisch stand.
»Ich bin eine kleine Achtunddreißig oder eine große Sechsunddreißig, was bedeutet, dass ich mehr auf den Hüften habe als die Durchschnittsmodels.« Sie blickte beschämt, während das Publikum höflich lachte. »Ich hab Glück gehabt. Die Kollektionen im letzten Jahr hatten alle wieder richtige Taillen und ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.«
»Laura hat nicht nur Glück gehabt«, mischte sich Daisy ein. »Gute Models können den Trends folgen, aber Topmodels wie Laura setzen Trends.«
Eins der Mädchen biss sich ängstlich auf die Lippe. »Isst du Schokolade? Ich glaub nämlich nicht, dass ich ohne Twix leben kann... oder ohne Kitkat oder Mars...« Sie brach ab und lächelte Laura zaghaft zu.
»Ich wünschte, ich wäre eins der Mädchen, das sein Körpergewicht in Schokolade essen kann und kein Gramm zunimmt. Meine Schwäche sind Chips und Fritten und alle anderen Dinge, die Models nicht essen sollen. Ich versuche, sie mir zu verkneifen, und falls ich es nicht schaffe, muss ich viel laufen. Aber wirklich viel. Manche Sachen muss man völlig aufgeben.«
»Was hast du noch aufgeben müssen und war es die Sache wert?«
Jetzt versetzte Ted Laura ein warnendes Zwicken, wahrscheinlich weil er ihr viel zu oft hatte übers Haar streicheln müssen, wenn sie bis spät gearbeitet hatte, übermüdet gewesen war und sich an seiner Schulter ausgeheult hatte.
Sie betrachtete das Mädchen, das ihr die Frage gestellt hatte. Es war nicht leicht, außer den neonrosa Haaren und den Augenbrauen-Piercings etwas zu erkennen, aber wenn man sie
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