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Vier Beutel Asche: Roman (German Edition)

Vier Beutel Asche: Roman (German Edition)

Titel: Vier Beutel Asche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Zögernd streckte ich den Arm aus.
    Sie tastete um die erneut aufgeplatzten Schürfwunden von der Rinde herum und drückte mit Daumen und Zeigefinger auf das Handgelenk. »Tut das weh?«
    »Nö.« Es war angenehm. Ich genoss ihre Berührung, während sie noch meinen Handrücken abtastete.
    »Das?«
    »Nö.«
    Sie tastete weiter, und ich sagte nicht danke , weil sie dann aufgehört hätte.
    Sie hörte trotzdem auf. »Mehr als einen blauen Fleck gibt das nicht.«
    »Was ist mit mir?«, protestierte Maik.
    »Du solltest deine Hand kühlen.« Ihre Stimme war so eisig, dass es schade war, dass man die Hand nicht damit betäuben konnte.
    Maik steckte die Hand in den Fluss. »Mann, Selina, das eben war bloß ein Spruch. Ich hab noch nie ein Mädchen geschlagen.«
    »Und woher soll ich das wissen?«
    »Weil … Traust du mir das echt zu?« Er wirkte verwirrt. »Das war nur Spaß.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Alles, was du sagst, ist Spaß, auch wenn es nicht lustig ist. Woher soll ich wissen, was du wirklich denkst?«
    »Ich schlag keine Frauen, echt nicht.«
    »Sicher?« Sie klang nicht mehr ganz so eisig.
    »Tu ich nicht. Ich …« Er riss die Hand hoch und spritzte Selina eine fette Fuhre Wasser ins Gesicht. »Ich mach sie nur nass.«
    Selina kreischte, Maik spritzte wieder.
    »Na warte!« Selina warf sich drei Meter von ihm entfernt ans Ufer und spritzte verbissen zurück. Dabei lachten und schimpften und keuchten sie.
    Ich sah Lena an. Eigentlich sollte ich froh sein, dass sie mich für meinen Ausraster verabscheute, denn wenn sie mich hasste, war es leichter, mich von ihr fernzuhalten. Aber das ertrug ich nicht. Ich würde mich auch so von ihr fernhalten, nur durfte sie mich nicht verachten. Also sagte ich leise zu ihr: »Ich hab das nicht gewollt, wirklich. Und sie hat mich zum Abschied angelächelt. Meinst du nicht, dass sie mir damit verziehen hat?«
    »Kann sein.« Sie sah mich an, aber ich konnte ihren Blick nicht lesen, Vorwurf lag darin, Misstrauen, Traurigkeit und irgendwas, das viel angenehmer war, das ich aber nicht deuten konnte. »Wahrscheinlich. Frauen sind so dumm.«
    »Du meinst, es ist dumm von ihr, mir zu verzeihen? Aber sie tut’s dennoch?«
    Lena sagte nichts, hob nur die Augenbraue ein Stück.
    »Ich habe und hätte sie nicht geschlagen, bestimmt nicht. Ich tu so was nicht.« Ich sah zur Seite. »Trotzdem danke, dass du mich gebremst hast.«
    »Ich dachte echt, du schlägst zu.«
    »Nein. Wahrscheinlich hätte ich mir irgendwann die Hand am Auto gebrochen, aber … Ich habe an Gerber denken müssen, und da habe ich rotgesehen.«
    »An wen?«
    »Was?« Ich war verwirrt. Wie konnte sie den Namen nicht kennen? »Der Typ hat Christoph überfahren.«
    »Du weißt noch, wie er heißt?«
    »Ich weiß, wo er wohnt und … überhaupt alles.«
    »Warum?« Jetzt wirkte sie verwirrt.
    »Weil ich … na ja, er ist doch schuld und …«
    In dem Moment traf mich ein Schwall Wasser mitten ins Gesicht. Selina und Maik standen vorgebeugt bis zu den Knien im Bach und schaufelten mit beiden Händen Wasser nach Lena und mir. Wir sprangen auf und stürzten uns auf sie, ich mit vollem Schwung auf den viel größeren Maik. Angriff war schon immer die lustigste Verteidigung gewesen. Es ging jeder gegen jeden und endete erst, als wir alle vollkommen durchnässt waren. Ich war ausgepumpt und fühlte mich besser. Wir stapften ans Ufer, der neue Beutel war vom Wasser getroffen geworden. Hastig wischte Selina mit ihrem Top die Tropfen vom Plastik.
    »Das hast du davon, ihn immer rauszuholen.«
    »Du meinst, im Meer wird er nicht nass?«, fragte Maik.
    »Das ist was völlig anderes.« Selina setzte sich zwischen die Tüte und den Bach, als wollte sie ihn schützen.
    Wir ließen uns von der Sonne trocknen.
    Knolle schickte eine SMS und fragte, wo meine Eltern die Grillkohle aufbewahrten.
    Garage.
    Nein.
    Dann ist sie alle.
    Der Whisky auch gleich , antwortete er, und ich konnte sein Lachen bis hier hören.
    Maiks Hand war noch immer angeschwollen. Er versuchte, alle Finger zu bewegen und probierte, ob er richtig zugreifen konnte. Es ging, wenn auch nicht mit aller Kraft.
    »Kannst du zur Not fahren?«, fragte er mich.
    »Zur Not. Wenn du mir zeigst, wie es geht.«
    »Dann warten wir lieber noch, ob die Hand besser wird«, bestimmte Selina. »Ohne Wasserschlacht.«
    »Na danke für dein Vertrauen«, murrte ich. Trotzdem ließ ich mir zeigen, wie man startete und Gas gab und wo man bremste. Dreimal würgte ich den Motor ab,

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