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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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des Hotels, auf dessen kleiner Plattform ich jeden Samstag den Ballon für unseren Marshall und seinen Vogelschrot anbringen durfte, war von unten erfreulicherweise nicht einsehbar und somit hervorragend geeignet – vorausgesetzt, die weibliche Begleitung stellte sich als schwindelfrei und kletterfreudig heraus.
    Man möchte meinen, ihr hattet an den Wochenenden nix anderes zu tun.
    Doch, aber wenig anderes im Kopf.
    Auf jeden Fall waren diese magnetischen Momente ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass Klischees nicht von ungefähr kommen, sondern immer irgendwo einen wahren Kern haben, und es war allen Beteiligten eine große Freude, zu diesem Kern immer und immer wieder vorzudringen.
    Du redest so daher, als hättest du an jedem Wochenende …
    Ich!? Wieso ich? Ich doch nicht. Ich weiß nur davon. Also bitte, Heinz. Was denkst du von mir?
    Hm …
    Also gut, um hier mal wieder etwas mehr Ausgewogenheit herzustellen: Natürlich beschränkten sich die Kontakte des Personals mit der Damenwelt auch oft auf vergleichsweise harmloses Flirten, was die Damen ebenso erfreute – wenn nicht noch mehr.
    Denn so ein wackeliger Quickie im nassen Gras oder auf sandigem Kies und mit den Hosen in der Kniekehle hält ja vergleichsweise selten, was er zuvor im Kopf verspricht. So manche Dame nahm von einem netten Flirt und ein paar Komplimenten sicher deutlich mehr nach Hause.
    Und ich gehe mal davon aus, dass man sich für ein paar Komplimente und den ein oder anderen eindeutig zweideutigen Spruch deutlich weniger oder eben gar nicht so arg schämt als für das Karnickeln in einer zappendusteren Hütte mit einem zerbrochenen Stuhlbein im Steiß …
    Das wenn ich gewusst hätt …
    Ich weiß das auch nur vom Hörensagen.

Kapitel 20: Initiativ-Verhaftung
oder: Wo bleiben die Handschellen, Baby!
    Von Tommy Krappweis
    E inmal war es mal wieder Zeit, jemanden einzusperren. Dieses zweifelhafte Vergnügen wurde ausgewählten Teilnehmern von Firmenausflügen des Öfteren zuteil, da man diese »Leistung« beim Sheriff spontan buchen konnte.
    Der Delinquent wurde dann von zwei bewaffneten Hilfssheriffs im Saloon dingfest gemacht. Diese Aufgabe übernahmen zumeist die beiden Peters: der bereits erwähnte Sani-Peter und der Staubmantel-Peter. Es mag nur geringfügig überraschen, dass Letzterer nach seinem bevorzugten Kleidungsstück benannt worden war. Aber da wir mehrere Peters in No Name City hatten, war eine Unterscheidung zwingend, auch wenn die Spitznamen nicht immer in ein Wortspiel mündeten.

    Unter grölendem Gejohle seiner Kollegen und Kolleginnen wurde der oder die Angeklagte also von den beiden abgeführt. Vor dem Sheriff’s Office wurde ihnen dann von unserem selbsternannten Friedensrichter Willie Roy Bean ein möglichst fadenscheiniger Prozess gemacht. Mir fiel hierbei die Rolle des sturzbetrunkenen, anwaltlichen Verteidigers zu, der während seines größtenteils genuschelten Plädoyers immer mal wieder an der Schulter seines Mandanten einschlief und sich am Ende noch beim Umfallen auf dem Weg zum Boden ins Delirium verabschiedete.
    Konsequenterweise wurde ich dann zusammen mit dem Angeklagten in eine Zelle gesperrt, da die andere bereits von Long John besetzt war. Dieser stierte so manisch durch die Gitterstäbe wie ein tollwütiger Tiger mit einer Persönlichkeitsstörung, die ihn glauben ließ, er wäre Klaus Kinski.
    Früher oder später – je nachdem, wie lustig sich das Ganze so entwickelte – wurde die Person dann wieder freigelassen und bekam zur Erinnerung an den peinlichsten Moment ihres bisherigen Daseins eine Urkunde überreicht. Darauf war zu lesen, dass der Angeklagte zwar zunächst erfolgreich abgeurteilt, dann aber auf Geheiß des Gouverneurs begnadigt worden war.
    Feixend grölte sich der Mob dann wieder zurück in den Saloon, wo der Angeklagte nun ein bis tausend Runden Schnaps zu werfen hatte, damit er zusätzlich zu der erlittenen Schmach auch noch pleite nach Hause gondeln durfte.
    Das war eigentlich immer sehr lustig.
    Ja, für uns und die Zuschauer. Ich hätt’s gehasst, wenn man das mit mir gemacht hätte.
    Das ist der Vorteil an unserem Job im Showgeschäft, wir sind bei so was grundsätzlich auf der anderen Seite.
    Gott sei Dank.
    Etwas war mir dann irgendwann aufgefallen, und als ich begann, darauf zu achten, stellte ich fest, dass es zu 90 Prozent zutraf: Interessanterweise handelte es sich bei den zu verhaftenden Personen recht oft um Angestellte im Bereich der Buchhaltung.
    Was

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