Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
mehr.«
     
    James Bentley hatte sich wenig verändert. Er war vielleicht noch magerer geworden, seine Hände waren noch unruhiger – sonst war er das gleiche stumpfe, hoffnungslose Geschöpf. Hercule Poirot sprach vorsichtig. Es gab neues Beweismaterial. Die Polizei hatte den Fall wieder aufgenommen. Deshalb bestand noch Hoffnung…
    Aber James Bentley gab nichts auf diese Hoffnung.
    »Das wird alles nicht nützen. Was kann man denn noch herausfinden?«
    »Ihre Freunde«, sagte Hercule Poirot, »arbeiten sehr eifrig.«
    »Meine Freunde?« Er zuckte die Achseln. »Ich habe keine Freunde.«
    »Das sollten Sie nicht sagen. Sie haben mindestens zwei.«
    »Zwei Freunde? Ich möchte doch wissen, wer die sein sollen.« Sein Ton war völlig ungläubig.
    »Da ist einmal Kommissar Spence…«
    »Spence? Spence? Der Mann, der das Material gegen mich gesammelt hat? Das ist schon beinahe ein Witz.«
    »Es ist kein Witz. Es ist ein Glück. Spence ist ein sehr gescheiter und gewissenhafter Polizeibeamter. Er ist gern völlig sicher, den Richtigen gefasst zu haben.«
    »Dessen ist er sicher genug.«
    »Seltsamerweise nicht. Deshalb ist er, wie ich schon sagte, Ihr Freund.«
    »Schöner Freund!«
    Hercule Poirot wartete. Selbst James Bentley, meinte er, musste irgendwelche menschlichen Züge haben. Selbst James Bentley konnte nicht frei von aller Neugier sein. Und es stimmte, denn gleich darauf fragte James Bentley:
    »Na, und wer ist der andere?«
    »Der andere ist Maude Williams.«
    Bentley schien nicht zu reagieren.
    »Maude Williams? Wer ist das?«
    »Sie hat im Büro von Breather & Scuttle gearbeitet.«
    »Ach… diese Miss Williams.«
    »Précisément, diese Miss Williams.«
    »Aber was hat die damit zu tun?«
    In solchen Augenblicken ging die Person James Bentleys Hercule Poirot so sehr auf die Nerven, dass er von Herzen wünschte, er könnte an seine Schuld glauben. Leider aber schloss er sich, je mehr Bentley ihn ärgerte, desto überzeugter der Auffassung von Spence an. Er fand es immer schwieriger, sich vorzustellen, dass James Bentley jemanden ermordet haben sollte. James Bentley, dessen war Poirot sicher, hätte nur gemeint, dass ein Mord ohnedies nichts nützen würde. Wenn Frechheit, wie Spence beharrlich behauptete, ein Charakteristikum von Mördern war, dann war Bentley ganz gewiss kein Mörder.
    Poirot beherrschte sich und sagte:
    »Miss Williams ist von Ihrer Unschuld überzeugt.«
    »Ich wüsste nicht, was sie davon wissen kann.«
    »Sie kennt Sie.«
    James Bentley blinzelte und brummte:
    »Ja, aber nicht gut.«
    »Sie haben doch zusammen im Büro gearbeitet? Manchmal haben Sie gemeinsam gegessen?«
    »Nun, ja, ein- oder zweimal.«
    »Sind Sie nie mit ihr spazieren gegangen?«
    »Ach ja, einmal schon. In den Dünen.«
    Hercule Poirot platzte heraus:
    »Ma foi, will ich denn, dass Sie mir ein Verbrechen gestehen? Einem hübschen Mädchen Gesellschaft zu leisten, ist das nicht ganz natürlich? Ist es nicht erfreulich? Können Sie da nicht zufrieden sein?«
    »Ich wüsste nicht, warum«, sagte James Bentley.
    »In Ihrem Alter ist es natürlich und richtig, wenn man die Gesellschaft von Mädchen genießt.«
    »Ich kenne nicht viele Mädchen.«
    » Ca se voit! Aber Sie sollten sich dessen schämen und nicht rühmen. Sie kannten Miss Williams. Sie haben mit ihr gearbeitet und geplaudert und manchmal gegessen, und einmal sind Sie mit ihr in den Dünen spazieren gegangen. Und wenn ich sie dann erwähne, erinnern Sie sich nicht einmal an ihren Namen!« James Bentley errötete.
    »Nun, sehen Sie… ich habe nie viel mit Mädchen zu tun gehabt. Und sie ist nicht ganz das, was man eine Dame nennen würde, nicht wahr? Sie ist ja sehr nett und so weiter, aber ich kann mir nicht helfen… Mutter hätte sie als gewöhnlich bezeichnet.«
    »Es kommt nur darauf an, was Sie von ihr halten.«
    Wieder errötete James Bentley.
    »Ihr Haar«, sagte er. »Und die Kleider, die sie trägt… Mutter war natürlich altmodisch…«
    Er verstummte.
    »Aber Sie fanden Miss Williams – wie soll ich sagen? – sympathisch?«
    »Sie war immer sehr nett«, räumte James Bentley zögernd ein. »Aber sie hat mich nicht wirklich verstanden. Ihre Mutter starb, als sie noch ganz klein war, wissen Sie.«
    »Und dann haben Sie Ihre Stellung verloren«, sagte Poirot. »Sie konnten keine andere bekommen. Miss Williams hat Sie einmal in Broadhinny getroffen, habe ich gehört.«
    James Bentley sah ganz unglücklich drein.
    »Ja, ja. Sie kam geschäftlich

Weitere Kostenlose Bücher