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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dorthin und schickte mir eine Postkarte. Bat mich, sie zu treffen. Ich weiß nicht, weshalb. So gut habe ich sie gar nicht gekannt.«
    »Aber Sie haben sie getroffen?«
    »Ja. Ich wollte nicht unhöflich sein.«
    »Und haben Sie sie ins Kino geführt oder zum Essen eingeladen?«
    James Bentley sah entsetzt aus.
    »O nein. Ganz und gar nicht. Wir – nun – wir haben uns unterhalten, während sie auf ihren Autobus wartete.«
    »Ach, wie amüsant muss das für das Mädchen gewesen sein.«
    James Bentley erwiderte schroff:
    »Ich hatte kein Geld. Vergessen Sie das bitte nicht. Ich hatte überhaupt kein Geld.«
    »Natürlich. Das war ein paar Tage, bevor Mrs McGinty ermordet wurde, nicht wahr?«
    James Bentley nickte. Ganz unerwartet sagte er:
    »Ja, es war am Montag. Sie ist am Mittwoch umgebracht worden.«
    »Ich will Sie noch etwas fragen, Mr Bentley. Hat Mrs McGinty den Sunday Corner gehalten?«
    »Ja.«
    »Haben Sie die Zeitung jemals gelesen?«
    »Selten. Mutter hielt nichts von solchen Zeitungen.«
    »So haben Sie den Sunday Corner jener Woche nicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Und Mrs McGinty hat nicht davon gesprochen? Oder von etwas, das darin stand?«
    »O doch, das schon«, sagte James Bentley prompt. »Sie war ganz erfüllt davon.«
    »O lala! Sie war also ganz erfüllt davon. Und was sagte sie? Passen Sie gut auf. Das ist sehr wichtig.«
    »Ich erinnere mich nicht mehr genau. Es war etwas von einem alten Mordfall. Craig glaube ich… Nein, vielleicht war es nicht Craig. Na, jedenfalls sagte sie, jemand, der mit dem Fall zu tun hätte, lebte jetzt in Broadhinny. Ich konnte gar nicht begreifen, was das mit ihr zu tun hatte.«
    »Sagte sie, wer in Broadhinny es war?«
    James Bentley meinte unbestimmt:
    »Ich glaube, es war die Frau, deren Sohn fürs Theater schreibt.«
    »Hat sie sie namentlich erwähnt?«
    »Nein… ich… wirklich, es ist schon so lange her…«
    »Ich flehe Sie an – versuchen Sie nachzudenken. Sie wollen doch wieder freikommen, nicht wahr?«
    »Frei?«, fragte Bentley überrascht.
    »Ja, frei.«
    »Ich… ja… ich glaube schon.«
    »Dann denken Sie nach! Was sagte Mrs McGinty?«
    »Nun, so was wie: ›Was die mit sich zufrieden ist, und so stolz. Hat nicht viel Grund, stolz zu sein, wenn man alles weiß.‹ Und dann: ›Wenn man die Fotografie ansieht, würde man nie glauben, dass es dieselbe Frau ist.‹ Aber die Fotografie war natürlich viele Jahre alt.«
    »Und weshalb sind Sie sicher, dass sie von Mrs Upward sprach?«
    »Ich weiß nicht recht… Ich hatte nur den Eindruck. Sie hatte von Mrs Upward gesprochen, und dann habe ich das Interesse daran verloren und nicht mehr zugehört, und nachher… nun, wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann weiß ich eigentlich nicht, von wem sie gesprochen hat. Sie hat viel geschwatzt, wissen Sie.«
    Poirot seufzte.
    »Ich glaube nicht recht, dass sie von Mrs Upward gesprochen hat. Es ist ein furchtbarer Gedanke, dass man Sie hängen könnte, weil Sie den Leuten, mit denen Sie sprechen, nicht ordentlich zuhören… Hat Mrs McGinty mit Ihnen viel über die Häuser gesprochen, in denen sie arbeitete, beziehungsweise über die Damen dieser Häuser?«
    »Ja, sozusagen… aber es hat keinen Zweck, mich zu fragen. Sie scheinen nicht zu verstehen, Monsieur Poirot, dass ich damals an mein eigenes Leben zu denken hatte. Ich befand mich in einer sehr ernsten Lage.«
    »Jedenfalls in keiner ernsteren als jetzt. Hat Mrs McGinty über Mrs Carpenter gesprochen – damals hieß sie noch Mrs Selkirk – oder über Mrs Rendell?«
    »Carpenter hat das neue Haus auf dem Hügel und einen großen Wagen, nicht wahr? Er war mit Mrs Selkirk verlobt. Mrs McGinty hatte immer was gegen Mrs Selkirk, ich weiß nicht, warum. ›Emporgekommen‹ nannte sie sie meistens. Ich weiß nicht, was sie damit sagen wollte.«
    »Und die Rendells?«
    »Er ist der Arzt, nicht wahr? Ich erinnere mich nicht, dass sie über die was Besonderes gesagt hat.«
    »Und die Wetherbys?«
    Er schwieg einen Augenblick lang. »Sie sagte, es wäre ein unglückliches Haus.«
    Hercule Poirot blickte auf. Eine Sekunde lang war etwas in James Bentleys Stimme gewesen, das er zuvor nicht gehört hatte. Er wiederholte nicht sklavisch, an was er sich erinnern konnte. Sein Geist war einen winzigen Augenblick lang aus seiner Teilnahmslosigkeit aufgewacht. James Bentley dachte an Hunter’s Close, an das Leben, das dort geführt wurde, und er dachte darüber nach, ob es ein glückliches oder ein unglückliches Haus war.

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