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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Besorgnis. Mrs Wetherby öffnete die Augen wieder und sagte würdevoll:
    »In diesem Ort sollte es Polizeistreifen geben. Jugendliche sollten nach Dunkelwerden nicht mehr ausgehen. Und alle Tore sollten abgeschlossen und verriegelt sein. Sie wissen, oben in Long Meadows schließt Mrs Summerhayes nie eine Tür ab. Nicht einmal nachts. Sie lässt die Hintertür und das Wohnzimmerfenster offen, sodass die Hunde und Katzen ein und aus gehen können. Ich halte das einfach für Wahnsinn, aber sie sagt, sie hätte es immer so gemacht, und wenn Einbrecher hineinwollten gelänge es ihnen auf jeden Fall.«
    »Ich meine, ein Einbrecher würde in Long Meadows nicht viel finden«, sagte Mrs Sweetiman.
    Mrs Wetherby schüttelte betrübt den Kopf und verabschiedete sich.
    Mrs Sweetiman und Edna nahmen ihr Gespräch wieder auf.
    »Mrs Upward ist tot«, sagte Mrs Sweetiman. »Und du hast etwas gesehen, wovon die Polizei nichts weiß. Du bist im Postamt angestellt, nicht wahr? Du bist eine Regierungsangestellte. Du musst deine Pflicht tun. Du musst zu Bert Hayling gehen…«
    Edna brach neuerlich in Schluchzen aus.
    »Nicht zu Bert, das kann ich nicht. Wie sollte ich zu Bert gehen? Das ganze Dorf würde es gleich wissen.«
    Mrs Sweetiman sagte ein wenig zögernd:
    »Da ist auch noch der ausländische Herr…«
    »Kein Ausländer, das kann ich nicht. Kein Ausländer.«
    »Nun, vielleicht hast du da Recht.«
    Mit quietschenden Bremsen fuhr ein Auto vor dem Postamt vor.
    Mrs Sweetimans Miene hellte sich auf.
    »Das ist Major Summerhayes. Sag ihm alles, und er wird dir dann raten, was du tun sollst.«
    »Ich kann nicht«, beharrte Edna, aber schon weniger überzeugt.
    Johnnie Summerhayes kam ins Postamt. Er schwankte unter der Last dreier großer Pappschachteln.
    »Guten Morgen, Mrs Sweetiman«, sagte er vergnügt. »Hoffe, die wiegen nicht zu viel.«
    Mrs Sweetiman waltete ihres Amtes. Während Summerhayes die Marken beleckte, sagte sie:
    »Entschuldigen Sie, Sir, ich möchte Sie um einen Rat bitten.«
    »Ja, Mrs Sweetiman?«
    »Sie gehören doch hierher, Sir, und Sie wissen am besten, was man tun muss.«
    Summerhayes nickte. Er war immer seltsam gerührt angesichts des nach wie vor lebendigen Feudalgeistes der englischen Dörfer. Die Dörfler wussten wenig von ihm, aber weil sein Vater und sein Großvater und viele Ururgroßväter in Long Meadows gewohnt hatten, hielten sie es für natürlich, dass er sie beriet und leitete, wenn sie ihn darum baten.
    »Es ist wegen Edna«, sagte Mrs Sweetiman.
    Johnnie Summerhayes sah Edna misstrauisch an. Niemals, dachte er, hatte er ein weniger einnehmendes Mädchen gesehen. Wie ein geschundenes Kaninchen. Schien auch nicht ganz richtig im Kopf zu sein. Die konnte doch sicher nicht in einem Zustand sein, den man gern »in Schwierigkeiten« nannte. Aber nein, in dem Fall hätte Mrs Sweetiman nicht ihn um Rat gebeten.
    »Nun«, sagte er freundlich, »wo brennt’s denn?«
    »Es ist wegen des Mordes, Sir. Edna hat etwas gesehen am Mordabend.«
    Johnnie Summerhayes blickte schnell von Edna zu Mrs Sweetiman und dann wieder zu Edna.
    »Was haben Sie gesehen, Edna?«, fragte er.
    Edna begann zu schluchzen. Mrs Sweetiman übernahm das Antworten.
    »Natürlich haben wir allerhand gehört. Gerüchte und Wahres. Aber man sagt ganz bestimmt, dass an jenem Abend eine Dame dort war, die bei Mrs Upward Kaffee getrunken hat. Das stimmt doch, nicht, Sir?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Ich weiß, dass es wahr ist, weil wir es von Bert Hayling gehört haben.«
    Albert Hayling war der Ortspolizist, und Summerhayes kannte ihn gut.
    »Aha«, sagte Summerhayes.
    »Aber man weiß nicht, wer die Dame war, nicht wahr? Nun, Edna hat sie gesehen.«
    Johnnie Summerhayes sah Edna an. Er spitzte die Lippen, als wollte er pfeifen.
    »Sie haben sie gesehen, Edna? Als sie hineinging oder als sie herauskam?«
    »Als sie hineinging«, sagte Edna. Ein leichtes Gefühl ihrer Wichtigkeit lockerte ihr die Zunge. »Ich stand auf der anderen Straßenseite unter den Bäumen. Gerade an der Kurve, wo es dunkel ist. Ich hab sie gesehen. Sie ging durchs Gartentor und dann zur Haustür, und dort stand sie ein Weilchen, und dann – dann ging sie hinein.«
    Johnnie Summerhayes’ Stirn glättete sich.
    »Das stimmt«, sagte er. »Das war Miss Henderson. Die Polizei weiß das. Sie hat es dem Kommissar selbst erzählt.«
    Edna schüttelte den Kopf.
    »Es war nicht Miss Henderson«, widersprach sie.
    »Nicht? Wer war es denn?«
    »Weiß nicht. Ich

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