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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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habe ihr Gesicht nicht gesehen. Stand mit dem Rücken zu mir. Ist den Pfad hinaufgegangen und hat dann dort gestanden. Aber es war nicht Miss Henderson.«
    »Aber wie wollen Sie wissen, dass es nicht Miss Henderson war, wenn Sie das Gesicht nicht gesehen haben?«
    »Weil sie blond war. Miss Henderson ist dunkel.«
    Johnnie Summerhayes blickte sie ungläubig an.
    »Es war eine sehr dunkle Nacht. Sie konnten doch kaum die Haarfarbe erkennen.«
    »Hab ich aber. Das Licht vor dem Eingang brannte. Das hat man so gelassen, weil Mr Robin und die Detektivdame zusammen ins Theater gegangen waren. Und sie stand gerade unter der Lampe. Sie hatte einen dunklen Mantel und keinen Hut, und ihr Haar leuchtete so blond wie nur möglich.«
    Johnnie pfiff leise. Seine Augen waren jetzt ernst.
    »Wieviel Uhr war es?«, fragte er.
    Edna schnüffelte.
    »Ich weiß nicht recht.«
    »Du weißt doch ungefähr, wie spät es war«, ermunterte Mrs Sweetiman sie.
    »Es war noch nicht neun Uhr. Ich hätte die Turmuhr gehört. Und es war nach halb neun.«
    »Also zwischen halb neun und neun. Wie lange hat sie sich aufgehalten?«
    »Ich weiß nicht, Sir. Weil ich nicht mehr gewartet habe. Und ich habe nichts gehört. Keinen Schrei, kein Stöhnen, gar nichts.«
    Aber man würde wohl auch kaum Schreie oder Stöhnen gehört haben. Johnnie Summerhayes wusste das. Er sagte ernst: »Nun, da kann man nur eines tun. Die Polizei muss das wissen.«
    Edna schluchzte laut und schnüffelte los.
    »Vater wird mir bei lebendigem Leibe die Haut abziehen«, winselte sie. »Ganz bestimmt wird er das tun.«
    Sie blickte Mrs Sweetiman flehend an und eilte ins Hinterzimmer. Mrs Sweetiman nahm die Angelegenheit in ihre fähigen Hände.
    »Es ist so, Sir«, sagte sie in Beantwortung von Summerhayes’ fragendem Blick. »Edna hat sich recht dumm benommen. Ihr Vater ist sehr streng, vielleicht ein bisschen zu streng, aber heutzutage kann man schwer sagen, wie es am besten ist. Da ist ein netter Bursche drüben in Cullavon, und er und Edna sind lange miteinander gegangen, und ihr Vater war damit ganz einverstanden, aber Reg ist ein langsamer Junge, und Sie wissen, wie die Mädchen sind. Edna hat sich vor einiger Zeit mit Charlie Masters eingelassen.«
    »Masters. Einer von Farmer Coles Leuten, nicht wahr?«
    »Stimmt, Sir. Ein Landarbeiter. Ein verheirateter Mann mit zwei Kindern und immer hinter den Mädchen her. Edna hat keinen Verstand, und ihr Vater, der hat der Sache ein Ende gemacht. So ging Edna also an dem Abend mit Reg nach Cullavon ins Kino – das hat sie zumindest ihrem Vater gesagt. Aber in Wirklichkeit wollte sie diesen Masters treffen. Hat an der Kurve auf ihn gewartet, schien sich dort immer mit ihm zu treffen. Nun, er ist nicht gekommen. Vielleicht hat seine Frau ihn zuhause zurückgehalten, oder vielleicht ist er hinter einem anderen Mädchen her, aber so war es nun einmal. Edna wartete, doch schließlich gab sie es auf. Aber es ist jetzt schwer für sie, wissen Sie, zu erklären, was sie dort gemacht hat, wo sie doch mit dem Autobus nach Cullavon hätte fahren sollen.«
    Johnnie Summerhayes nickte. Er unterdrückte sein Staunen darüber, dass diese unansehnliche Edna genügend Sex-Appeal haben sollte, um die Aufmerksamkeit gleich von zwei Männern zu erregen, und kümmerte sich um die praktische Seite der Angelegenheit.
    »Sie will damit nicht zu Bert Hayling gehen«, meinte er verständnisvoll.
    »So ist es, Sir.«
    Summerhayes überlegte schnell.
    »Leider muss die Polizei es aber wissen«, erklärte er freundlich.
    »Das habe ich ihr auch gesagt, Sir«, nickte Mrs Sweetiman.
    »Aber man wird wahrscheinlich die – Umstände recht taktvoll behandeln. Vielleicht wird sie nicht einmal als Zeugin aussagen müssen. Und was sie der Polizei erzählt, wird vertraulich behandelt. Ich könnte Spence anrufen und ihn bitten, herzukommen – nein, ich werde lieber selbst die kleine Edna im Wagen nach Kilchester fahren. Wenn sie dort zur Polizei geht, wird das hier niemand erfahren. Ich will nur eben rasch anrufen und sagen, dass wir kommen.«
    Und so wurde die schnüffelnde Edna nach einem kurzen Telefongespräch fest in ihren Mantel geknöpft und von Mrs Sweetiman mit einem Klaps auf den Rücken ermutigt. Sie stieg in den Lieferwagen, und ab ging’s Richtung Kilchester.

20
     
    H ercule Poirot saß in Kommissar Spences Büro in Kilchester. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, hielt die Augen geschlossen, und die Spitzen seiner Finger berührten einander

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