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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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kommt, diese Anweisung zu geben. Er weiß nur, dass es ihm Angst macht. Plötzlich fällt ihm auf, wie still es geworden ist. Sein Blick wandert zu Salvatierra, der ihn ansieht, als warte er auf eine Antwort. Und gegenüber sitzen die drei Araber und sehen ihn ebenfalls fragend an, warten ebenfalls, dass er dem Agenten von Mister Pittilanga antwortet. Zum Glück endet hier die Liste derer, die ihn ansehen, denn Cristo und Pittilanga haben ihre Aufmerksamkeit auf Ruso gerichtet, versuchen zu verstehen, was zum Teufel mit ihm los ist, so wie Fernando gerade eben auch, bis er bemerkt hat, dass man ihn was gefragt hat. Zum Glück wiederholt Salvatierra, was er gerade gesagt hat.
    »Stimmt doch, Fernando? Dreihundertachtzigtausend Dollar ist unser letztes Wort, oder?«
    Fernando schluckt. »Genau. Weiter runter können wir nicht gehen.«
    Er sagt es vor allem aus Solidarität mit Salvatierra, obwohl er ihm zu keiner Loyalität verpflichtet ist. Es erscheint ihm unredlich, ihn jetzt hängenzulassen. Schließlich erfüllt Salvatierra einfach nur seinen Part und kann nichts dafür, dass etwas, das in der Luft lag, jetzt hier ist, hier am Tisch, in Rusos weit aufgerissenen Augen, in seinem Raufen der Haare: der Einwurf, aus dem ein Gerangel entsteht und dann der Pass in die Tiefe. Zum Glück ist es das Stichwort, auf das Salvatierra gewartet hat, um seine Argumente noch einmal abzuspulen. Er wendet sich an die Araber, spricht in kurzen Sätzen, damit der Übersetzer hinterherkommt. Fernando wendet sich wieder Ruso zu, berührt ihn am Arm, aber Ruso hat Tränen in den Augen und starrt den Tisch an.
    Plötzlich ist Fernando alles egal, die Araber, die Verhandlung, und er fragt Ruso, was verdammt noch mal los ist. Ruso, der nach wie vor die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und die Finger in die Haare gekrallt hat, bewegt kaum den Kopf in seine Richtung, als er ihm erklärt, dass Williams über alles im Bilde ist, weil Mauricio es ihm erzählt hat. Er hat mir gedroht, dieser Drecksack, schluchzt Ruso; womit gedroht?, fragt Fernando; dass wir im Knast landen, wenn wir uns nicht zurückziehen und die Verhandlung ihm überlassen; wieso im Knast?, fragt Fernando; was weiß denn ich, Mann, blafft Ruso entnervt, wenn auch leise.
    Fernando setzt sich wieder gerade hin, aber nicht, um den Arabern etwas vorzuspielen, sondern weil er seine Gedanken ordnen muss. Doch es gelingt ihm nicht: der Steilpass, der zur Strafraumflanke wird, und die Strafraumflanke zum Kopfball, und er mittendrin, orientierungslos. In diesem Moment klopft es dreimal an der Tür, ein Klopfen, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt, weil er nur einen kennt, der so klopft: Mauricio.
    Der Riese an der Tür tritt beiseite, und herein kommt Mauricio. Er geht zu Salvatierra, der sich leicht verschluckt, als er den Sessel zurückschiebt, um aufzustehen. Sie schütteln sich die Hand, dann stellt Salvatierra Mauricio den Arabern vor. Pittilanga, der am anderen Ende des Tisches stehengeblieben ist, grüßt Mauricio nur mit einem Kopfnicken. Fernando und Ruso sieht er nicht einmal an, obwohl sie direkt zu seiner Linken sitzen.
    Das anschließende Schweigen ist so unbehaglich, dass selbst die Araber sich anstecken lassen. Salvatierra rettet die Situation, indem er für Mauricio zusammenfasst, was bislang besprochen wurde. »Aha«, sagt Mauricio immer wieder und macht dazu ein ernstes, unergründliches Gesicht. Als Salvatierra fertig ist, nickt Mauricio. »Danke, Ernesto«, sagt er, und Fernando fällt auf, dass Mauricio Salvatierra bisher noch nie beim Vornamen genannt hat. Es beunruhigt ihn, als würde dadurch Freund von Feind getrennt, als würde dadurch klarer, wer das eine ist, und wer das andere.
    »Zuerst muss ich Sie um etwas bitten«, sagt Mauricio sowohl an Salvatierra, als auch an die Araber gerichtet. »Ich muss Sie um Entschuldigung bitten, dass diese Versammlung etwas chaotisch abläuft, und …«
    »Wieso chaotisch?«, fährt ihm Ruso rüde ins Wort. Fernando erschrickt über diese Reaktion.
    Mauricio sieht ihn kurz an und wendet sich dann wieder den anderen zu. »Wichtig scheint mir zu sein, dass von jetzt an ausschließlich diejenigen mit am Verhandlungstisch sitzen, die dazu auch wirklich befugt sind.«
    Salvatierra dreht die Handflächen nach oben, um ihm zu verstehen zu geben, dass genau das doch der Fall ist. Mauricio presst die Lippen aufeinander und neigt unmerklich den Kopf.
    »Ernesto, damit diese Verhandlungen zu einem guten Ende gelangen, muss

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