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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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muss zu Platense zurück, und die erteilen ihm garantiert die Freigabe. Mauricio macht sich an meine Mutter ran und redet der Armen ein, dass dann alles Geld futsch ist. Er schlägt ihr vor, den Schaden zu begrenzen, nur zu begrenzen. Er bietet ihr dreißig-, vierzigtausend Dollar an, steht gut bei ihr da und kauft Pittilanga. Und jetzt will er ihn für das Geld verkaufen, das wir fordern.«
    »Dann ist doch alles gut.«
    »Nein, Rusito. Vorher war das Geld für uns gedacht. Oder besser gesagt, für Guadalupe. Jetzt werden sie die ganze Kohle selber einstecken.«
    »Stimmt das?«, fragt Ruso kaum hörbar, doch Mauricio reagiert nicht. »Ob das stimmt, frag ich dich.«
    »Hör mal, Ruso.« Mauricio gibt sich einen Ruck. »Ich schlage vor, du fährst jetzt nach Hause, und wir sprechen ein andermal darüber, wenn du dich beruhigt hast und …«
    »Ich hab dich gefragt, ob das stimmt!« Ruso steht auf und ballt die Fäuste. »Ich hab dich was gefragt!«, brüllt er. »Antworte, du Arschloch!«
    Fernando legt ihm beide Hände auf die Brust, damit er nicht auf Mauricio losgeht. »Beruhig dich, Ruso.«
    »Ich soll mich beruhigen? Wie soll ich mich beruhigen, wenn der da das Maul nicht aufmacht? Antworte endlich, verdammt! Antworte!«
    Mauricio steht auf. Seine Stimme ist ruhig, als er sich an Salvatierra und den Übersetzer wendet. »Ich schlage vor, eine Pause zu machen, bis die Bedingungen erfüllt sind, die ich anfangs erwähnt habe.«
    »Antworte, verdammt! Sag mir, ob du uns reingelegt hast? Sag’s!«
    Rusos Stimme überschlägt sich vor lauter Wut. Fernando kann ihn kaum noch festhalten, Cristo muss ihm helfen. Der Hüne vom Eingang öffnet die Tür und lässt zwei weitere Hünen herein, die genauso aussehen wie er. Währenddessen steht Mario Juan Bautista Pittilanga ohne viel Getue auf, geht hinter den Arabern um den Tisch herum, packt Mauricio am Kragen, hebt ihn hoch, um ihn gut ins Visier nehmen zu können, und schlägt zu. Anschließend traktiert er den am Boden Liegenden mit Tritten, bis sich die Sicherheitsleute auf ihn stürzen.
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    Fernando fährt sich übers Kinn, nur leicht, aber er zuckt zusammen.
    »Hast du auch eine abgekriegt?«, fragt Ruso.
    »Nein. Einer der Gorillas hat mich nur ein bisschen fest angepackt, als er mich aus dem Zimmer gezerrt hat. War keine Absicht.«
    »Von wegen keine Absicht.«
    »Wirklich. Wenn einer dieser Typen absichtlich zuschlägt, gehen einem garantiert die Lichter aus.«
    »Da magst du Recht haben«, räumt Ruso ein und wendet sich an Cristo. »Und du?«
    »Alles okay. Mich haben sie nicht in die Mangel genommen.«
    Fernando zeigt mit dem Kinn auf Ruso. Beim Gerangel mit den Sicherheitsleuten hat er mehrere Hemdknöpfe verloren, und jetzt, wo er am Kaffeetisch sitzt, liegt seine pinkfarbene Krawatte direkt auf seinem behaarten Bauch. Als er es bemerkt, stopft er sich den Saum in die Hose. Für die Krawatte fällt ihm keine Lösung ein, also nimmt er sie ab. Eine Weile schweigen sie, starren nach draußen auf den Verkehr.
    »Und der Junge?«, fragt Cristo.
    »Den hat Salvatierra mitgenommen«, antwortet Ruso. »Die beiden wurden in einen anderen Fahrstuhl verfrachtet.«
    »Vor oder nach uns?«
    »Keine Ahnung. Nach uns vermutlich. Als ich gepackt wurde, hat Mario immer noch Mauricio vermöbelt.«
    »Dann hat er’s ihm also so richtig gegeben?«, fragt Ruso kichernd.
    »Soweit ich gesehen habe, war es ein richtiges Trittefeuerwerk.«
    »So ein Tritt von Mario ist bestimmt nicht von schlechten Eltern.«
    »Geschieht ihm recht«, sagt Fernando, der eine kalte Wut verspürt, als käme sie von ganz früher.
    Ruso sieht zum Bürgersteig gegenüber, zur Straßenecke, wo der Eingang des Hotels ist.
    »Was ist?«, fragt Fernando.
    »Nichts«, sagt Ruso.
    »Ist Mauricio immer noch nicht rausgekommen?«
    »Nein.«
    Der Kellner geht an ihrem Tisch vorbei und rempelt Fernando leicht an, unabsichtlich, aber auch ohne die geringsten Anstalten, es verhindern zu wollen, und auch ohne sich hinterher zu entschuldigen. Normalerweise regt sich Fernando über so einen Mangel an Rücksicht fürchterlich auf und protestiert, als würde es irgendwas nützen. Diesmal aber reagiert er nicht. Wer sowieso schon am Boden liegt, auf dem wird auch noch rumgetrampelt.
    »Und jetzt?«, fragt Ruso.
    »Jetzt? Nichts, Ruso. Wir müssen mit Lourdes reden.«
    »Mit Lourdes? Wieso?«
    »Weil ich mit ihr vereinbart habe, dass wir ihr jeden Monat Geld für Guadalupe überweisen, damit sie uns im Gegenzug keine

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