Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
Mann.«
»Nein, nein, ich freu mich. Echt. Ist nur so, dass ich nicht gerade gut wegkomme dabei.«
»Dass du nicht gut wegkommst? Inwiefern?«
»Fragst du das im Ernst? Du hast dich gut aus der Affäre gezogen. Aber ich hab den da so richtig zur Sau gemacht.«
Er sagt es, ohne Mauricio anzusehen, deutet nur vage in seine Richtung. Aber Cristo begreift, dass es nicht ein letzter Rest von Groll ist, sondern Scham. Ruso weiß nicht, was er antworten soll. Nach einem langen Schweigen ist es schließlich Mauricio, der antwortet.
»Mach dir keinen Kopf. Wenn ich zur Sau gemacht wurde, dann fast immer zu Recht. Dass du dich einmal geirrt hast, macht den Kohl nicht fett.«
Cristo überlegt, ob er etwas sagen soll, aber er kommt zum gleichen Schluss wie immer: Er ist hier nur Zeuge.
»Kann ich dich was fragen?«, richtet sich Fernando plötzlich doch an Mauricio.
»Was?«
»Warum?«
»Warum was?«
»Warum hast du es gemacht? Du hast doch selbst gesagt, dass du richtig Ärger mit deinem Chef kriegen könntest.«
Mauricio zuckt mit den Schultern. Sieht nach draußen.
»Der ist zum Glück gerade nicht in Buenos Aires. Angeblich ist er bei einem Kongress in São Paulo, aber ich weiß, dass er nach Recife gefahren ist und sich dort mit einem Mädchen vergnügt. Wenn er zurückkommt, ist er bestimmt bester Laune. Hoffe ich jedenfalls.«
»Ich auch«, sagt Ruso.
Wieder schweigen alle. Mauricio sieht auf die Uhr, ruft den Kellner und zahlt die Rechnung. Dann steht er auf und verabschiedet sich von allen mit einem Wangenkuss.
»Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet«, sagt Fernando, als Mauricio sich schon einige Schritte entfernt hat. Mauricio bleibt stehen und dreht sich um.
»Welche Frage?«
»Warum hast du es gemacht? Warum hast du uns doch noch geholfen?«
Mauricio zögert. So lange, dass es schon den Anschein hat, er würde nicht antworten. Als er es schließlich doch tut, klingt seine Stimme gepresst, als fiele es ihm schwer.
»Weißt du«, beginnt er, aber er muss sich räuspern, um das Falsett im Ton wegzukriegen. »Vor ein paar Wochen ist mir was Gutes passiert. Was richtig Gutes.«
»Bist du befördert worden?«, fragt Ruso.
Mauricio schüttelt den Kopf. »Und da ist mir aufgefallen, dass ich ohne euch … dass ich ohne euch niemanden habe, dem ich davon erzählen kann.«
Er geht Richtung Tür.
Fernando ruft ihm nach. »Und was war das?«
Mauricio lächelt. »Erzähl ich euch ein andermal. Wenn wir uns das nächste Mal sehen.«
Er hebt zum Abschied die Hand, dreht sich um und geht. Cristo sieht ihm durchs Fenster nach und wendet sich dann wieder den anderen zu. Fernando starrt ins Innere des Cafés, als wollte er nicht, dass die anderen sein Gesicht sehen. Ganz anders Ruso. Ruso weint hemmungslos.
Prinzipien der Vaterschaft
»Bevor du eine Entscheidung triffst, solltest du erst mal einen Vaterschaftstest machen«, sagte Mauricio zu Mono, einige Wochen nachdem der bei Lourdes ausgezogen war.
Independiente bestritt das Freitagabendspiel, und Fernando hatte alle zusammengetrommelt, um sich die Partie anzuschauen, zu quatschen und was zu trinken. Mauricio hatte so viel Coca-Cola und Fernet Branca mitgebracht, dass es für ein ganzes Heer gereicht hätte. Ruso hingegen, der sich verpflichtet hatte, fürs leibliche Wohl zu sorgen, kam mit einer mickrigen Salami und zwei Tüten Erdnüssen an, aus Geldmangel, wie er erklärte.
Zu allem Übel war das Spiel grottenschlecht und endete unentschieden. Mit leerem Magen und niedergeschlagen wegen des schwachen Auftritts von Independiente und Monos familiärer Situation machten sich die vier daran, sich systematisch zu besaufen. Was ihnen an Fröhlichkeit mangelte, glich der Überfluss an Fernet wieder aus. Irgendwann fragte Ruso, ob er sie wiedergesehen habe, und Mono sagte, nein, aber er müsse eigentlich, und zwar bald, weil sie wichtige Dinge zu besprechen hätten. »Was für Dinge?«, fragte Fernando, dem sich alles drehte, mit scheelem Blick. »Besuchszeiten, Höhe der Alimente und son Kram«, antwortete Mono schleppend, halb aus Suff, halb aus Traurigkeit.
In die folgende Stille hinein platzte Mauricio mit seiner Frage nach dem DNA -Test. Er konnte auch dann noch messerscharf denken, wenn er sturzbesoffen war. Einfach und klar, wie eins und eins macht zwei: Wenn du Geld für ein Baby zahlen sollst, wenn du dafür einen Teil deines Vermögens einsetzen willst, stell vorher sicher, dass es auch wirklich dein Kind ist.
Alle sahen zu Mono, weil
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