Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
unfehlbare PlayStation-Strategie gesehen hat.
»Ich kann das nicht«, sagt Pittilanga und reißt Ruso aus seinen Gedanken. »Ich wurde als Mittelstürmer geholt. Ich kann nicht plötzlich hinten spielen.«
»Es ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.«
»Keine Chance. Bermúdez bringt mich um, wenn ich ihm mit so was komme.«
»Bermúdez? Den überlass ruhig mir.«
»Sie kennen ihn nicht. Der Typ hat nicht alle Tassen im Schrank.«
»Keine Sorge. Darum kümmere ich mich schon.«
Pittilanga sieht ihn an. Grinst. Ruso ahnt, dass es lange, lange her ist, dass jemand diesem Jungen einen Gefallen getan hat.
24
Nach der feurigen Wiederversöhnung kehrt zwischen Mauricio und seiner Frau wieder Alltag ein. Wenn es doch mal zum Streit kommt, weiß Mauricio die Theorie der unterschiedlichen Sphären zu nutzen, mit der Mariel die Therapeutin zu blenden versucht hat.
Sie sind ein gutes Team. Ergänzen sich. Sind sich mit ihren jeweiligen Stärken gegenseitig eine Stütze. Sind wie ein kleines Unternehmen mit hoher Wachstumsrate. Ein Vorzeigeunternehmen. Wer ein Paar danach beurteilt, ob es sich gut unterhalten kann und tiefe Gefühle füreinander empfindet, hat sie nicht alle. Besser, man zieht handfeste Kriterien heran. Wo standen sie vor sieben Jahren? Sie waren frisch verheiratet, ihre Wohnung in Morón war winzig und die Hypothek erdrückend. Und wo stehen sie heute? Heute muss Mariel sich nicht mehr die Beine ausreißen. Das ist doch was. Ein zählbarer Erfolg. Sie kann sich voll und ganz darauf konzentrieren, schlank, hübsch und gesund zu bleiben, aber das hat natürlich auch seinen Preis. Ist eine Investition. Er wirft ihr das nicht vor. Im Gegenteil. Ihm gefällt, was er sieht. Wie viele seiner Freunde können das schon behaupten? Oder wie viele von Mariels Freundinnen! Die meisten sehen aus wie ihre ältere Schwester. Ihre zehn, ja fünfzehn Jahre ältere Schwester. Oder ihre Tante.
Sie sind ein Team. Ein echtes Team. Sie versteht doch, was er damit sagen will, oder? Ein Team, in dem jeder das tut, was er am besten kann. In dem sich beide ergänzen. Unschlagbar sind. Egal, mit wem sie es zu tun kriegen.
Sie kennt seine Schwächen. Er will sie auch gar nicht verleugnen. Aber sie gehen einher mit gewissen Stärken. Er ist ungeduldig, ja. Hysterisch, würde sie sagen. Ja, stimmt, er ist hysterisch. Aber positiv gedeutet bedeutet es auch, dass er Mumm hat. Sich immer an die vorderste Front begibt. In einer Anwaltskanzlei ist das Gold wert. Oder etwa nicht? Er ist ein Egoist. Ja. Da hat sie Recht. Aber welcher Stürmer ist kein Egoist? Das liegt in seiner Natur. Aber dieser Egoismus geht einher mit Disziplin, Engagement, Ehrgeiz. Ehrgeiz im positiven Sinne. Der Ehrgeiz, es weit bringen zu wollen. Sie soll sich doch nur mal umschauen, sagt Mauricio. Das Haus. Die beiden Autos. Er zwinkert ihr schelmisch zu, als Streit aufzuflackern droht. Während er aufzählt, was sie alles erreicht haben, streift er ihre Brüste. Die haben auch eine Stange Geld gekostet. Die beste Investition seines Lebens, fügt er schnell hinzu. Aber billig waren sie nicht, ihre neuen Glöckchen. Mariel lächelt.
Alles bestens also. Und die Krönung: Die Fruchtbarkeitsbehandlung ist abgeschlossen, sie können jetzt loslegen. Mauricio ist happy. So, wie sich die Dinge manchmal gegen einen zu verschwören scheinen, können sie auch so zusammenwirken, dass alles gut wird. Nur um ein Beispiel zu nennen: An dem Tag, an dem Mariel ihn in der Kanzlei besucht hat, um ihm das mit der Fruchtbarkeitsbehandlung zu erzählen, wollte es der Zufall, dass Soledad einen freien Tag hatte, um eine Prüfung abzulegen. Die Geschichte ist zwar längst beendet, aber es war trotzdem gut, dass sich die beiden nicht über den Weg gelaufen sind. Nichts soll ihre Freude trüben.
Ungleichheiten
Als Mono mit der Sprache rausrücken musste, wie hoch die Entschädigung ausfallen könnte, war es ihm fast peinlich. Fernando wusste, warum. Von den vieren war Mono derjenige, der am meisten Geld verdiente. Mit Abstand. Mauricio verdiente auch nicht schlecht, aber erst seit Neuestem. Er hatte sein Studium zur selben Zeit abgeschlossen wie Mono, aber er war nicht so talentiert. Er musste sich alles hart erarbeiten, opferte Wochenenden und Feiertage. Inzwischen hatte er zwar in einer großen Kanzlei Fuß gefasst. Seine Chefs hielten große Stücke auf ihn, und die Zukunft sah rosig aus. Aber Mauricio war nicht relevant, zumal er an dem Abend nicht dabei war. Es ging
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