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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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streckte die Hand aus. »Lester Santos.«
    Der Nächste in der Reihe tat es ihm gleich. »Bobby Brown.«
    Der dritte Mann hieß Tank. Es war unschwer zu erkennen, wie er zu seinem Namen gekommen war.
    »Wehe, ich kriege irgendwelchen Ärger«, sagte ich zu Ranger. »Wenn ich verhaftet werde, bin ich stinksauer, das kann ich dir versprechen. Ich werde ungern verhaftet.«
    Santos grinste. »Sonst noch was? Sie werden nicht gerne angeschossen. Sie werden nicht gerne verhaftet. Haben Sie überhaupt keinen Spaß am Leben?«
    Ranger rückte mit einem Schulterzucken seine Weste zurecht und ging los, die drei Witzbolde schlössen hinter ihm auf.
    Wir betraten das Gebäude und stiegen zwei Treppen hoch. Ranger ging zur Wohnung 3C und lauschte an der Tür. Wir vier drückten uns mit dem Rücken links und rechts an die Wand. Keiner sagte ein Wort. Ranger und Santos standen mit gezückten Pistolen, Brown und Tank hielten Taschenlampen in der Hand.
    Ich machte mich darauf gefasst, dass Ranger jeden Moment die Tür eintrat, aber stattdessen holte er einen Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloss. Die Tür öffnete sich, wurde aber durch eine Türkette blockiert. Ranger trat zwei Schritte zurück und warf sich gegen das Türblatt, wobei er es mit der Schulter in Höhe der Vorlegekette traf. Die Tür sprang auf, und Ranger ging als Erster hinein. Dann folgten ihm die anderen Männer, nur ich blieb draußen stehen. Die Taschenlampen blitzten auf, und Ranger rief: »Security!« Chaos brach aus. Halb nackte Menschen krochen von ihren Matratzen auf dem Boden, Frauen kreischten, Männer fluchten.
    Rangers Team kämmte alle Räume durch, legte den Leuten Handschellen an und befahl ihnen, sich nebeneinander an die Wohnzimmerwand zu stellen. Sechs Personen insgesamt.
    Einer der Männer drehte durch, fuchtelte mit den Armen, um nicht gefesselt zu werden. »Das könnt ihr nicht machen, ihr Scheißkerle«, schrie er. »Die Wohnung gehört mir. Das ist Privateigentum. Hol doch endlich mal einer die Polizei.« Er zog ein Messer aus der Hosentasche und ließ es aufschnappen.
    Tank packte den Kerl hinten am T-Shirt-Kragen, hob ihn hoch und warf ihn aus dem Fenster.
    Plötzlich herrschte Stille und alle starrten sprachlos auf die zerbrochene Glasscheibe. Mir fiel die Kinnlade herunter und mir stockte das Herz.
    Ranger sah nicht ganz so erstaunt drein. »Wir müssen die Fensterscheibe ersetzen«, sagte er bloß.
    Ich vernahm ein Stöhnen und Kratzgeräusche. Ich ging zum Fenster und sah hinaus. Der Mann mit dem Messer lag, alle viere von sich gestreckt, auf dem Absatz der Feuerleiter und versuchte vergeblich sich aufzurichten.
    Ich legte eine Hand auf meine Brust und stellte zu meiner Erleichterung fest, dass mein Herz wieder angefangen hatte zu schlagen. »Er ist auf der Feuerleiter! Mein Gott, ich dachte schon, er wäre zwei Stockwerke tief auf die Straße gefallen.«
    Tank sah mit mir zusammen aus dem Fenster. »Sie haben Recht. Er ist auf der Feuerleiter. Der Scheißkerl.«
    Es war eine kleine Wohnung. Kleines Schlafzimmer, kleines Badezimmer, kleine Küche, kleines Wohnzimmer. Auf der Arbeitsplatte der Küche türmten sich Verpackungen von Schnellgerichten, leere Blechdosen, Teller mit verkrusteten Essensresten und billige, verbeulte Töpfe. Das Furnier war übersät mit Brandlöchern von Zigaretten und Crackkochern, und im Spülbecken gammelten gebrauchte Spritzen, angebissene Bagels, schmutzige Trockentücher und nicht näher zu identifizierender Müll vor sich hin. Im Wohnzimmer, an der Wand, lagen zwei fleckige, zerrissene Matratzen auf dem nackten Boden. Keine Lampen, keine Tische, keine Stühle, kein Anzeichen, dass zivilisierte Menschen diese Räume bewohnten. Nur Dreck und Abfall. Der gleiche Müll, der draußen den Rinnstein füllte, fand sich auch hier wieder. In der Luft hing der abgestandene Geruch von Urin und Drogen, von ungewaschenen Menschenkörpern und von noch ekligeren Dingen.
    Santos und Brown schubsten die ungepflegten Gestalten vor sich her nach draußen in den Hausflur, die Treppe hinunter.
    »Was passiert jetzt mit denen?«, fragte ich Ranger.
    »Bobby fährt zur Entzugsklinik und liefert sie da ab. Dann sind sie auf sich allein gestellt.«
    »Werden sie nicht verhaftet?«
    »Wir nehmen keine Verhaftungen vor. Nur NVGler.« Tank kehrte mit einem Pappkarton vom Wagen zurück, Material für die Wohnungsrenovierung, allerdings bestand es in diesem Fall aus Einweghandschuhen, Müllbeuteln und einer leeren

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