Vier Naechte im Paradies
durch Zauberhand dreimal am Tag auf dem Tisch standen. Und jetzt konnte er sich plötzlich nicht mehr darauf freuen, morgens allein zu seinem täglichen Ritual aufzustehen, das damit begann, dass er Sonne und Meer begrüßte.
Steve schüttelte den Kopf über sich selbst, nahm noch eine Dusche und ging dann seufzend ins Bett. Nach einem ordentlichen Schlaf würde er hoffentlich wieder er selbst sein.
Robin wachte plötzlich auf. Sie hatte heftig geträumt, einen Albtraum, in dem sie immer wieder einem abfahrenden Zug hinterherlief, ihn aber nie erreichte. Jetzt fühlte sie sich sogar schon im Traum zurückgelassen.
Sie drehte sich stöhnend auf die Seite. Eigentlich wollte sie nicht wieder einschlafen, aus Angst, erneut einen solchen Traum zu haben. Wie spät es wohl sein mochte? Der Besitzer des Hauses hatte offenbar etwas gegen Uhren. Ihre Armbanduhr hatte sie in der Kabine gelassen, damit sie durch den Sand oder das Salzwasser nicht verunreinigt wurde.
Robin setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Im Zimmer war es dunkel, aber sie war hellwach. Sie schlug das Betttuch zurück und ging ins Badezimmer, um sich etwas überzuziehen und sich dann in der Küche etwas zu trinken zu holen. Carmela hatte dort doch sicher eine Uhr.
Leise öffnete Robin die Tür, lauschte, hörte aber keinerlei Geräusch. Sie hatte keine Ahnung, wo Steve schlief. Ein schwaches Licht drang schon durch die Fenster des Wohnzimmers, und sie tastete sich bis dorthin vor. Von dort aus war die Küche leicht zu finden. Robin schaltete das Licht an und blinzelte, bis ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Aha, da war eine Uhr über dem Herd. Es war beinahe sechs.
Sie goss sich ein Glas frischen Obstsaft ein, den sie im Kühlschrank gefunden hatte, und während sie trank, schaute sie sich um. Auf dem gekachelten Küchentresen standen eine Schale mit Obst und ein Korb mit frischen Brötchen. Robin nahm eine Birne und biss hinein. Sie ging zum Fenster hinüber und sah hinaus. Es wurde allmählich hell, und sie konnte die Wellen erkennen, die rhythmisch an den Strand schlugen.
Mit der Birne in der Hand trat sie nach draußen und lief den Pfad zum Strand hinunter. Langsam ging sie dann dicht am Wasser entlang. Robin musste an die unruhige Nacht denken, die sie hinter sich hatte. Sie war immer wieder aufgewacht, hatte sich erschrocken umgesehen, weil sie im ersten Moment nicht gewusst hatte, wo sie war, und sich gewünscht, dass Cindi bei ihr wäre. Dann wäre alles so viel einfacher. Cindi nahm die Dinge nicht so schwer und gewann allem auch eine heitere Seite ab. Sie beneidete Cindi um diese Fähigkeit, denn sie selbst nahm alles immer viel zu ernst.
Aber vielleicht würde die derzeitige Situation sie ja etwas Gelassenheit lehren.
Robin blieb stehen und blickte nach Osten in den Morgenhimmel. Die dunklen Farben der Nacht wichen hellen Tönen, und eine Kette niedriger Wolken am Horizont erstrahlte plötzlich feuerrot. Nachdem sie die Birne aufgegessen hatte, spülte Robin sich die Hände im Wasser und ging ein Stück den Strand hinauf, wo der Sand trocken und weicher war, und setzte sich hin.
Die Farben des Himmels waren noch leuchtender geworden, und bald erschien die Sonne am Rand des Horizonts, bis sie wie ein großer, orangener Ball über dem Wasser stand. Robins Schwierigkeiten und Sorgen lösten sich beim Anblick dieses gewaltigen Naturschauspiels in nichts auf. Sie genoss die sanfte Brise des Windes und überließ sich vollkommen ihren Sinneseindrücken.
Schließlich stand sie auf, klopfte sich den Sand von den Shorts und ging wieder zurück. Als sie die Stelle erreichte, wo der Pfad vom Haus auf den Strand traf, bemerkte sie ein Handtuch und Steves Sandalen auf dem Sand. Sie schirmte die Augen gegen sie Sonne ab und schaute hinaus aufs Meer. Bald hatte sie Steve entdeckt, der parallel zum Strand schwamm. Sie konnte nur seinen dunklen Schopf sehen und hin und wieder einen Arm bei seinen kräftigen Kraulbewegung.
Spontan zog sie sich bis auf ihren knappen Bikini aus.
Das Wasser fühlte sich wunderbar an, als es ihre Füße und Knöchel umspülte. Sie lief durch die seichten Wellen, und als das Wasser ihr bis zur Taille reichte, warf sie sich in die Fluten.
Ihr Haar! Sie tauchte noch einmal kurz unter, teilte es dann in drei Strähnen, die sie zusammenflocht und mit einer dünnen Strähne festband, bis sie sich ganz den Wellen überließ. Sie versuchte gar nicht erst, bis zu Steve hinauszuschwimmen, sondern
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