Vier Naechte im Paradies
hatte sie gespürt, dass sie wirklich wieder zu Hause war.
“He, hab Erbarmen mit mir!”, schrie Ray über das Netz, “du machst mich mit deinen Aufschlägen ja vollkommen fertig, Mann!”
Steve grinste. “Hattest du dich nicht irgendwann mal beschwert, dass ich für dich kein vollwertiger Gegner mehr sei?”
“Das stimmt, aber heute scheuchst du mich über den Platz wie ein Kaninchen. Ich fürchte, mein Herz macht da nicht mehr lange mit!”
“Willst du aufgeben?”
Ray lachte. “Nie! Los, mach weiter.”
Sie spielten noch einige Minuten hart und schnell, dann hatten sie den Satz beendet.
Steve fühlte sich gut. Sein Spiel war tatsächlich in den letzten Jahren besser geworden. Er hatte auch mit Golf angefangen, was ihm viel Spaß machte und gut gegen Stress war, wenn man es nicht so tierisch ernst nahm.
In den letzten beiden Jahren hatte sich sein Leben insgesamt ziemlich verändert. Seine Ferien auf der Insel hatten ihn aufgerüttelt. Die Arbeit fraß ihn nicht mehr auf, so wie er es sich damals vorgenommen hatte.
Ray kam zu der Bank, auf der ihre Sporttaschen standen. “Hast du die gesehen?”
Steve, der gerade seinen Schläger in die Tasche tat, fragte: “Wen?”
“Die Rothaarige, die dort hinten auf der Bank sitzt. Ich habe sie bisher nur von der Seite gesehen, aber sie sieht verdammt gut aus.”
Steve nahm die Tasche über die Schulter. “Ich mach mir nichts aus Rothaarigen.”
“Oh, vielen Dank!”, sagte Ray und strich über seine feuerroten Locken. “Das war sehr taktvoll.” Er grinste.
“Ich meine doch nicht dich, du Idiot.”
“Verdammt, sie geht. Wenn ich sie doch bloß früher gesehen hätte.”
Steve sah hoch, als die Frau, die auf einer Bank zwei Plätze weiter gesessen hatte, sich langsam entfernte. Die Art, wie sie ging, wie sie den Kopf hielt, und das hellrote Haar, das ihr auf die Schultern fiel, erinnerten ihn … konnte das sein? Nein, natürlich nicht. Er hatte gehofft, er hätte das endlich hinter sich, diese Angewohnheit, auf jede schlanke, große Rothaarige zu reagieren. Es gab einfach zu viele.
Aber irgendetwas war anders bei dieser Frau, war ihm vertraut.
Jemand rief, und sie wandte sich um und blickte jetzt in die Richtung von Ray und ihm. Sie trug eine Sonnenbrille, aber als er genauer hinsah, wusste er, dass er sich nicht irrte. Es konnte auf dieser Erde keine zweite Frau geben, die so aussah wie sie.
“Also, ich will verflucht sein …”, stieß er hervor und stemmte die Hände in die Seiten.
Ray schlug ihn freundschaftlich auf die Schulter. “Was hab ich dir gesagt? Die hat doch was, oder?”
“Wart mal eben. Bin gleich zurück.”
Robin hatte sich wieder umgewandt und ging Richtung Meer. Bei ihrem langsamen Tempo hatte Steve sie schnell eingeholt.
“Robin?” Ein paar Schritte hinter ihr blieb er stehen.
Sie fuhr herum und blickte hastig in alle Richtungen. Er musste daran denken, wie er sie auf dem Campus überrascht hatte. Es war lange her. Andererseits kam es ihm so vor, als sei es erst gestern gewesen. Er hatte geglaubt, dass sie naiv und gutgläubig sei, dabei war er es gewesen, der auf sie hereingefallen war. Nach den Tagen auf der tropischen Insel hatte er doch tatsächlich an die ewige Liebe geglaubt.
Sie nahm die Sonnenbrille ab und starrte ihn an. “Steve?”, fragte sie langsam und ungläubig.
“Ja, ich bin es. Ich musste auch ein paar Mal hinsehen, als ich dich bemerkte. Mit dir hatte ich hier in Santa Monica ganz sicher nicht gerechnet.”
Ray hatte sie nun auch erreicht. “Willst du etwa behaupten, dass du sie kennst?”, fragte er mürrisch. “Du hast ja ein Glück, es ist nicht zu fassen!”
“Dies ist Robin MacAlister, Ray”, stellte er sie einander vor. “Und dies ist Ray Cassidy, ein guter Freund von mir. Es ist wirklich verrückt, dass du gerade hier vorbeigekommen bist, Robin. Wir spielen hier ein paar Mal die Woche Tennis, wenn wir es zeitlich einrichten können.” Er sah sich suchend um. “Bist du allein hier?”
Sie errötete leicht. “Ja, ich mache hier Ferien. Heute bin ich das erste Mal zu Fuß unterwegs. Bisher habe ich mir mit dem Auto schon allerlei angesehen.”
Steve versuchte, Robin nicht zu sehr anzustarren, aber es fiel ihm schwer, den Blick von ihr zu lösen. Sie hatte sich kaum verändert, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Er hatte fast vergessen, wie toll sie aussah. “Wie lange bist du schon in Kalifornien?’
“Ungefähr eine Woche. Und ich habe noch eine Woche vor mir,
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