Vier Naechte im Paradies
Beobachtung. Ewig sind meine Brüder um mich herum.”
“Dann bist wütend auf deine Brüder?”
“Ich habe es satt, dass sie sich in mein Leben einmischen.”
“Hast du auch den Eindruck, dass deine Mutter und ich dich nicht in Ruhe lassen?”
“Nein, im Grunde nicht. Ihr seid nur sehr fürsorglich.”
“Wir lieben dich.”
“Ich weiß. Aber manchmal habe ich das Gefühl, als schnürte mir diese ganze Fürsorge die Luft ab.”
“Diesmal hast du uns aber angerufen, oder? Deshalb bin ich da. Was können wir für dich tun?”
“Ich brauche eure moralische Unterstützung. Das ist alles. Ich habe einen Job in der Firma angenommen, für die ich in den letzten Semesterferien gearbeitet habe. Ich werde für den Rest des Semesters halbtags arbeiten. Deshalb muss ich mich nach einem Apartment umsehen, das näher an meiner Arbeitsstelle liegt. Ich möchte gern, dass meine Familie diesen Schritt versteht und akzeptiert.”
“Kein Problem.”
Robin wartete, aber ihr Vater sagte nichts weiter. “Das ist alles?”, fragte sie schließlich.
“Wenn du das gern möchtest, wir haben nichts dagegen. Es ist dein Leben, und wir richten uns danach. Wir möchten nur, dass du glücklich bist. Auch wenn du das noch nicht ganz glauben kannst.”
Sie nickte und sah aus, als unterdrückte sie mit Mühe die Tränen.
“Hängst du noch an dem Mann, den du während der Kreuzfahrt kennengelernt hast?”
“Dann hat Jason euch also doch von Steve erzählt! Das habe ich mir ja gleich gedacht.”
Er lächelte liebevoll. “Aber es ist doch kein Verbrechen, wenn du mit einem Mann zusammen bist, den du magst, mein Kind. Ich bin nur ein wenig überrascht, dass du deiner Mutter und mir nie von ihm erzählt hast.”
Robin zuckte mit den Schultern. “Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe hinterher festgestellt, dass es nur ein typischer Urlaubsflirt war. Es war wirklich keine große Sache.” Sie vermied seinen Blick, sah auf ihre Hände und fügte hinzu: “Bis Jason, Jim und Josh sich eingeschaltet haben und eine Staatsaffäre daraus gemacht haben. Das ist mir so peinlich. Ich könnte ihm nie mehr in die Augen sehen.”
Ihr Vater richtete sich auf und beugte sich zu ihr. “Würdest du ihn denn gern wiedersehen? Das ist das Einzige, was uns interessiert.”
Robin blickte ihn an, und Tränen standen ihr in den Augen. “Das ist jetzt wirklich vollkommen unerheblich, Dad. Ich habe ihm klargemacht, dass ich nichts weiter mit ihm zu tun haben will. Und ich werde auch nie wieder etwas von ihm hören.”
11. KAPITEL
Juni, zwei Jahre später
Kurz nach zehn wurde Robin von dem Klingeln des Telefons geweckt. “Ja?”
Don war am Apparat. “Wo bist du? Wollten wir heute Morgen nicht Tennis spielen?”
Robin fuhr hoch. “Mist! Mein Wecker hat nicht geklingelt. Oh, Don, es tut mir so leid …”
“Unser Platz wird bereits vergeben sein.” Er klang verärgert.
Das konnte sie ihm nicht übel nehmen. Sie waren Kollegen und hatten festgestellt, dass sie beide gern Tennis spielten. Noch nie hatte sie das Spiel am Sonnabendvormittag versäumt.
“Ich muss mich wirklich sehr entschuldigen, Don. Weiß auch nicht, warum der Wecker nicht geklingelt hat. Ich fürchte, wir müssen unser Match auf nächsten Sonnabend vertagen.”
“Ich werde auf alle Fälle hingehen. Vielleicht sucht jemand einen Partner.”
“Gute Idee. Wir sehen uns dann am Montag, ja?” Mit schlechtem Gewissen legte sie auf.
Oh, wie sie es hasste, dieses Schuldgefühl, das sie in den letzten Jahren reichlich gequält hatte. Sie hatte ihre Beziehung zu Cindi fast abgebrochen, und immer wenn sie ihre Brüder traf, wurde sie von ihnen so rücksichtsvoll und so merkwürdig behandelt, dass sie am liebsten vor lauter Frustration geheult hätte. Und manchmal sah ihre Mutter sie auf eine Art und Weise an, als sei sie von ihr irgendwie enttäuscht. Aber das Schlimmste war die Entfremdung zwischen ihrem Vater und ihr.
Er hatte damals gesagt, dass er sie verstehen würde, dass er nur ihr Glück gewollt habe und nicht gewusst habe, dass sein Verhalten und das ihrer Brüder sie so unglücklich mache.
Es war, als wäre seit dem Tag eine Mauer zwischen ihr und denen, die sie liebte. Sie hatten sich alle von ihr entfernt, aus Angst, noch einmal in ihr Leben einzugreifen.
In ihr sehr einsames Leben.
Natürlich hatte sie in der Firma, in der sie arbeitete, einige nette Leute kennengelernt. Sie hatte sich auch mit einigen Männern verabredet, und ihr Beruf machte ihr
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