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Vier Tage im August

Vier Tage im August

Titel: Vier Tage im August Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvio Blatter
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worden.
    Du machst dir Sorgen, klar.
    Ich stelle mir vor…
    Die Ermittlung ist Sache der Polizei.
    Mein Vater macht sich händeringend Vorwürfe, sagte Tom: warum, warum. Ivo findet keine Antwort. Und ohne Kompass fühlt er sich verloren. Die Hunde… und jeden Anruf beendet er mit dem Bekenntnis, Tom, ich liebe dich, du weißt das doch, dass ich dich liebe.
    Und wie trocknest du seine Tränen?
    Ivo hat auf den Clown geschossen. Ich denke nie, dass mein Vater seinen Sohn hat umbringen wollen…
    Es verfolgt dich trotzdem; brauchst du Hilfe?
    Glaub ich nicht, ich komm allein damit klar.
    Paul spricht mit einer Therapeutin, gab Jara zu bedenken.
    Er sitzt meistens stumm da, ohne Antrieb, wusste Tom.
    Er hat sich leider provozieren lassen, sagte Jara.
    Der Trick ist der Polizei bekannt, erläuterte sie. Der Fahrer, auf dessen Auto und Wohnung es die Gauner abgesehen haben, soll mit dem Pinkeln aus dem Konzept gebracht werden.
    Damit er aussteigt, statt losfährt, sagte Tom.
    Richtig.
    Aber Paul ist ja nochmals ins Hotel zurück…
    Die schwere Körperverletzung passt nicht ins Schema, erklärte Jara, das Messer.
    Das ist der Knackpunkt, Tom wurde lauter. Auch die Hunde sind mit dem Messer abgestochen worden.
    Woher weißt du das? Hat es der Tierarzt gesagt?
    Tom nickte.
    Jara klappte das Buch zu, stand vom Tisch auf. Tom trug die Teller in die Küche. Sie putzte im Bad die Zähne, Tom stellte das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine. Während er mit dem Einräumen beschäftigt war, hörte er Jara im Flur. Sie schloss die Schublade auf, nahm die Dienstwaffe heraus und führte die Funktionskontrolle durch. Tom kannte die Folge der Handgriffe und Geräusche.
    Gewissenhaft schob Jara die Waffe in den Gürtel. Dann setzte sie die Mütze auf. Obwohl sie beide Hände benutzte, um sie zu platzieren, gelang es nie auf Anhieb. Sie rückte die Mütze zurecht, rümpfte vor dem Spiegel die Nase. Jara war eine große, schmale Frau, sie hatte lange Beine und Arme, aber ihr Haar trug sie akkurat kurz. Sobald der Winkel stimmte, waren die Frisur und die Kopfbedeckung wie füreinander geschaffen. Jara genoss es, ebenso anziehend und kompetent wie eine der Polizistinnen auszusehen, mit deren Fotos man auf Plakatwänden für ihren Beruf warb.
    Tom begleitete Jara vor die Haustür. Die Luft flirrte, die Sonne brannte herab und entzog allem die Flüssigkeit. Zwei Tauben trippelten, ohne den Verkehr zu beachten, auf der Straße hintereinander her. Jara sah im blauen Kombi, die Hosenbeine in die Schnürstiefel gestopft, richtig scharf aus. An ihrem breiten, schwarzen Gürtel hingen poliert die Handschellen, die Pistole steckte im Holster. Alles schien zu knistern. Ihr durfte keiner dumm kommen.
    Es war ein Verstoß gegen Jaras privates Reglement, ihr den Arm um die Taille zu legen, wenn sie die Uniform trug. Tom wagte es trotzdem, umschlang sie und küsste sie auf den langen, wohlriechenden Hals. Wider Erwarten schob sie die Hände unter sein Hemd, kraulte seinen Rücken. Stundenlang könnte er die Liebkosung aushalten. Als der Streifenwagen vorfuhr, der Jara abholte, zog sie die Hände langsam heraus, nicht ohne Tom mit den Fingernägeln ein wenig zu ritzen, tippte an die Mütze und stieg zu ihrem Kollegen ein.
    Tom schaute dem Streifenwagen lang hinterher. Gewiss besprach Jara bereits Dienstliches, hörte konzentriert den nie ganz störungsfreien Funk ab, richtete ihre Aufmerksamkeit auf sämtliche Vorgänge ringsum, während sie langsam durch das Wohnquartier fuhr.
    Warum sie vor zwei Jahren Tom ohne Strafe laufen ließ, obwohl er die Straßenverkehrsordnung empfindlich verletzt hatte, blieb ihm ein Rätsel. Aber so hatte er die schöne Polizistin kennengelernt. Er war mit dem Fahrrad in eine Einbahnstraße eingebogen, in falscher Richtung. Warum hatte Jara, die strenge Gesetzeshüterin, beide Augen zugedrückt? Fragte er, womit er damals ihre Gunst erworben habe, lächelte sie.
    Lag es in deinem Ermessen?
    Ohne mit der Wimper zu zucken, erklärte sie ihm, sie habe eben einen Wink erhalten.
    Einen Wink? Von wem?
    Von oben, vom Schicksal.

GEOFF WAR EIN UNERSCHROCKENER , kleiner Hund. Und zäh. Seine Augen standen weit offen. Rief Felix ihn beim Namen, hob er den Kopf ein wenig, näherte sich eine Fliege seinen schorfigen Wunden, zuckte das Fell, und da Felix den Hund nicht immer am selben Ort ausgestreckt im Zwinger liegend vorfand, musste Geoff also, obwohl keiner ihn dabei beobachtet hatte, schon mehrmals wieder auf die Beine

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