Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)
Gewändern im Innenhof. Seine Arme hatte er hinter dem Rücken verschränkt. Er schien hier zu wohnen, war vielleicht der Hausherr. Misstrauisch beobachtete er jeden unserer Schritte. Auch Muli hatte seine Blicke bemerkt. Er rief mich.
Habt ihr schon das Haus durchsucht?, wollte er wissen.
Ich hab gesehen, dass da schon jemand drin war, antwortete ich.
Aber es gab keine Meldung, ob es sauber ist?, fragte er.
Nein, ich hab nichts mitbekommen, erinnerte ich mich.
Der Übersetzer sollte den Mann fragen, ob alle aus dem Haus heraus seien. Dieser nickte eifrig mit dem Kopf.
Ich trat als Erster durch die Tür, Muli folgte mir. Wir gingen routiniert vor. Die Waffen und den Blick kontrolliert nach vorne gerichtet. Muli war dicht hinter mir. Wir drehten uns in die Ecken, machten vorsichtige Schritte. Obwohl es unwahrscheinlich war, das etwas passierte, rechneten wir mit allem. Ich erreichte ein Treppenhaus. Die Wände waren kahl, der Weg eng.
Plötzlich hörte ich ein Rumpeln und Scheppern. Definitiv kein Geräusch, dass zufällig entstand. Jemand schien dort oben zu sein und sich eilig verstecken zu wollen. Ich blieb schlagartig stehen, deutete mit dem Finger nach oben.
Muli nickte.
Sofort ließ ich mein Gewehr los, schob es am Tragriemen auf den Rücken. Mit der Hand zog ich meine Pistole, entsicherte sie mit einer kurzen Bewegung und drehte mich langsam in das Treppenhaus. Vorsichtig spähte ich hinein. Die schmale Treppe wurde nur durch ein winziges Fenster erhellt. Beim Hinaufsteigen versuchte ich, keinen Lärm zu verursachen. Es wurde dunkler und ich setzte meine schwarze Schutzbrille ab.
Schritt für Schritt tasteten wir uns nach oben. Ich zog den Gehörschutz etwas weiter aus dem Ohr, um kein Geräusch zu verpassen, hielt dann wieder mit beiden Händen meine Waffe fest. Der Lehmboden dämpfte meine Schritte.
Leise spürte ich Mulis Atem im Nacken.
Die Treppe machte eine Kurve, und ich schob meinen Körper langsam herum, die Pistole vor der Brust und bereit, sie jeden Moment einzusetzen. Das schwarze Metall war das Einzige, was sich zwischen mir und dem dort oben verbarg. Immer wieder hielt ich inne, gespannt lauschend und angestrengt spähend. Als ich die oberste Stufe erreichte, stand ich neben einem Durchgang. Ein heller Raum lag dahinter, sonst war nichts zu sehen.
Ich gab Muli wieder ein Zeichen. Dann schob ich mich bis zum Türrahmen vor.
Wir standen in der stickigen Luft. Der Staub schwebte über dem Boden. Dort wo ein Lichtstrahl in eine Ecke fiel, ragte das Stroh aus dem Lehm der Mauer heraus.
Muli zählte von drei herunter und klappte einen Finger nach dem anderen ein.
Ich griff die Pistole fester, bereit, sofort abzudrücken. Ich tat nur das, wofür ich ausgebildet war, und dachte nicht nach.
Mulis letzter Finger klappte weg.
Ich betrat den Raum mit schnellen Schritten und vorgehaltener Waffe. Ich drehte mich in die erste Ecke, dann in die zweite. Muli folgte auf der anderen Seite.
Schließlich standen wir im Inneren und hielten unsere Waffen vor uns. Ich war voll konzentriert, bereit zu schießen. Mein Finger war am Abzug, presste sich behutsam gegen das kleine Metallstück. Dann atmete ich auf.
Ein kleiner Junge saß auf dem Boden und spielte mit einer Schüssel. Sie schepperte und klapperte, als er sie auf dem Boden herumschlug. Offenbar hatte der Rest der Familie das Haus so schnell verlassen, dass er zurückgeblieben war.
Ich steckte die Pistole ins Holster.
Muli schob den Jungen mit der Hand nach draußen und brachte ihn zu dem Mann. Dieser rief etwas, und von irgendwo draußen kam ein junges Mädchen und holte den Jungen. Sie trug ein buntes Tuch in der Hand. Der Mann übergab ihr den kleinen Jungen, nahm das Tuch und hängte es neben der Kochstelle an die Wand.
Inzwischen waren die Kampfmittelbeseitiger fertig und standen im Innenhof.
Hardy und ich postierten uns etwas abseits und behielten den Mann im Auge, wie Muli es befohlen hatte. Die Soldaten unterhielten sich kurz, einige rauchten eine Zigarette.
Plötzlich ein Knall. Es rummste gewaltig, der Boden erbebte.
Alle sahen sich erschrocken um. Dann hörten wir ein lautes Pfeifen.
Mörser!, schrie irgendjemand.
Alle Soldaten, die vorher in einer Traube im Hof gestanden hatten, sprangen hastig unter das nächste Dach. Es war die Kochstelle, die sich, von einer dünnen Strohmatte bedeckt, in einer Nische an der Außenmauer befand.
Der Topf flog in einem hohen Bogen in den Innenhof.
Ich konnte mich nicht bewegen, blieb wie
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