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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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nannten ihn kurz Mü. Er war groß und hatte einen Bauchansatz, dunkle Haare und ein jugendliches Gesicht. Mü kam aus Ostdeutschland, hatte aber keinen Dialekt. Seine klaren, blauen Augen vermittelten einen wachen, aufmerksamen Eindruck. Er wirkte sympathisch. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass er dem Zug gegenüber wenig Sympathie zeigte. Er war stets sachlich, irgendwie neutral. Noch nie hatte ich erlebt, dass er einen Einzelnen oder den ganzen Zug lobte. Man konnte Soldaten nicht führen und von ihnen Respekt erwarten, wenn man sie nicht durch Lob motivierte, wenn es angebracht war, oder positive Dinge gezielt förderte. Dazu musste man auch die Zeit der Ausbildung mit den Männern teilen. Natürlich hatte Mü als Zugführer einiges an Schreibtischarbeit und sonst noch viel zu tun. Aber wenigstens ab und zu hätte er an unserem Waffentraining teilnehmen, hätte das ständige Auf- und Absitzen von den Fahrzeugen gemeinsam mit uns üben müssen. Allein die Tatsache, dass er Offizier war, machte ihn nicht zu einem besseren Schützen. Er würde mit und neben uns kämpfen müssen.
    Er muss führen, nicht kämpfen, hatte Mica mal zu seiner Verteidigung gesagt. Aber in einem Gefecht wie in Isa Khel, wenn der Feind aus nächster Nähe und von jeder Seite kommt und der Zugführer sich mitten im Geschehen befindet? Was wäre dann? Müsste er nicht eigentlich noch fitter und routinierter als wir an der Waffe sein, damit er sich aufs Führen konzentrieren kann und nicht zuerst aufs Kämpfen?, war meine Antwort gewesen.
    Mü hatte nicht erkannt, dass ihn seine Sachlichkeit, sein Tadel und seine Witze über uns den Respekt der Männer kostete, die er führen sollte. Auch machte er kein Geheimnis daraus, dass er Brandy gegenüber Muli bevorzugte. Er schaffte keine Verbindungen im Zug, sondern Gräben. Ich war gespannt, wie Mü nun die Einheit im Zug zusammenhalten wollte.
    Muli, vollzählig?, meinte Mü ohne aufzublicken.
    Check, sagte Muli.
    Mü hielt ein Klemmbrett in der linken Hand und stand unter einer Deckenlampe in der Mitte des Raumes, umringt von allen Anwesenden.
    Der Chef hat die Absicht, eine Patrouille in diesem Gebiet durchzuführen, sagte Mü mit entspannter Stimme. Er strich mit der Handfläche über einen Bereich der Karte, die er vor uns aufgehängt hatte.
    Er will einen Überblick über das Gelände gewinnen und vielleicht ein paar Leute vor Ort befragen. Wir halten hier am Stadtrand an und sitzen von den Fahrzeugen ab.
    Dann erklärte er, welcher Trupp an welcher Position marschieren sollte und dass uns die schwach gepanzerten Wolf-Geländewagen begleiten würden.
    Muli, du gehst mit deinen Jungs ganz vorne hinterm Chef, erklärte Mü. Jedes Fahrzeug lässt zwei Mann als Sicherung zurück, diese werden von einem Trupp unserer Vorgänger verstärkt. Wir marschieren circa zweieinhalb Kilometer hin und die gleiche Strecke wieder zurück. Noch irgendwelche Fragen?
    Er blickte in die Runde. Ja, TJ, was gibts?
    Können nicht die von der anderen Einheit die Fahrzeuge bewachen? Ich will dabei sein!
    Nein, du bist Fahrer und bleibst beim Fahrzeug, war die knappe Antwort.
    Wann ziehn wir in die Container?, wollte Wizo wissen.
    Keine Ahnung, ist noch nicht raus, sagte Mü, und unsere Hoffnungen zerstoben, bald aus der provisorischen Unterkunft im Zelt herauszukommen.
    Ach, dir gefällt’s wohl nicht, wenn ich im Bett neben dir liege, sagte Hardy scherzend.
    Ruhe, der Nächste, warf Mü scharf dazwischen. Jonny?
    Wie lange bleiben wir draußen?
    Kannst deinen Schlafsack hierlassen, meinte Mü. Noch irgendwas?
    Ja, es haben noch nicht alle Männer Batterien für die Nachtsichtgeräte, kam von Nossi, der in einer Ecke stand.
    Stimmt, meinte Mü. Es scheint hier gerade Batteriemangel zu geben. Der zuständige Feldwebel arbeitet daran. Helft euch erst mal untereinander, so gut es geht. Wenn keine Fragen mehr sind, Marschbereitschaft bis morgen, neun Uhr dreißig. Auffahren der Fahrzeuge um zehn. Zehn Uhr fünfzehn Funküberprüfung, zehn Uhr dreißig Abmarsch.
    Cool, dann können wir ausschlafen, rief einer aus der zweiten Gruppe.
    Na, ausschlafen heißt bei dir doch bis zum Abendessen, sagte Brandy lachend.
    Als wir später in unserem Zelt waren und die Ausrüstung vorbereiteten, ging jeder mit Eifer daran.
    Wie viel Munition nimmst du mit?, rief Hardy zu Jonny herüber.
    1600 Schuss.
    Meinst du, das reicht?, gab Hardy zurück.
    Alter, halt’s Maul, du Spast, das muss auch alles getragen werden, mischte sich Simbo

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