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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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wird. Aber ich stehe mit dem Kommandeur in Kontakt und dränge darauf, endlich eine Entscheidung zu bekommen. Bis dahin arbeiten wir sauber weiter. Treue um Treue!
    Den Abend vor der zweiten Raumverantwortung verbrachten wir vor einer der großen Leinwände, die überall aufgebaut worden waren und wo sich fast das gesamte Feldlager versammelt hatte. So konnten wir live mitverfolgen, wie sich die deutsche Nationalmannschaft von Spanien bezwingen ließ. Die Enttäuschung war groß. Hatten die Jungs bis dahin doch eine großartige Leistung gezeigt. Manchmal lief es einfach nicht gut. Aber wir hatten ganz deutlich gespürt, dass die Mannschaft aus Angst vor dem Gegner ihr befreites Spiel aufgab. Ich war darüber sehr wütend. Warum machte man seine bisher exzellente Arbeit aus Angst so leichtfertig zunichte?
    Die letzte Nacht in einem richtigen Bett war früh beendet. Weniger Unordnung als beim letzten Mal führte uns rascher aus dem Feldlager.
    Treue um Treue, aauuh!, Motivation.
    Muli fragte uns ab. Da wir immer wussten, auf welcher Straße wir gerade waren und welchen Geländepunkt wir erreichten, herrschte schnell gute Stimmung im Trupp. Wir sprachen über das Spiel von gestern Abend. Immer noch warteten wir auf den ersten Angriff. Er würde irgendwann kommen, dessen waren wir uns sicher.
    Das Polizeihauptquartier lag still in der Sonne da. Der India Zug befand sich wieder auf dem Weg zu den beiden Höhen. Bereits für den nächsten Tag hatte der Chef eine größere Patrouille angesetzt. Unser Zug sollte zusammen mit dem Hotel Zug von der Höhe 432 aus losmarschieren. In Richtung Isa Khel und das Nachbardorf Quatliam. Zur Höhe 432 fuhren wir alle mit den Fahrzeugen. Von oben konnten wir weit in die Richtung blicken, in die wir marschieren sollten. Bis auf ein paar in der Mittagshitze arbeitende Bauern war nichts zu sehen. Wir waren schwer beladen.
    Nehmt volle Gefechtsausrüstung mit, hatte Mü befohlen.
    Panzerfaust, das Maschinengewehr, beides etwa dreizehn Kilogramm schwer, Munition, Nachtsichtgeräte, Funkgeräte, Wasser und Leitern. Leitern waren sehr wichtig, um über tiefe, breite Wassergräben zu gelangen oder hohe Mauern zu überwinden. Sie waren sperrig und behinderten den Umgang mit der Waffe. Muli musste befehlen, wer sie zu tragen hatte.
    Bereits auf den ersten Metern schmerzten meine Schultern, ließ der Schweiß die Kleidung auf der Haut scheuern. Wir gingen auf schmalen Wegen, geradewegs in die Felder. Die Männer dort schauten kurz auf, manche grüßten oder winkten. Dann schlugen sie ihre primitiven Holzhacken wieder in den lehmigen Boden.
    Das Getreide stand goldgelb auf dem Halm.
    Seid wachsam, ermahnte Nossi uns. Normalerweise greifen sie über die Felder nicht an, damit die Bauern ihre Ernte nicht verlieren und weiter die Steuern an die Aufständischen zahlen können. Aber eine Mine oder ein Scharfschütze hinterlassen nicht viele Spuren!, rief er uns zu.
    Am Rand einer Freifläche ließ uns der Chef anhalten und erkundete die Lage. Als er den Weitermarsch befahl, nahm jeder schnell seine Position ein.
    Wir liefen weiter. Schwankend und Halt suchend stolperten wir über die kleinen Wälle neben den Feldern. Wieder und wieder trank ich gierig aus meinem Wassersack, den ich auf dem Rücken trug. Ich wischte mit dem Handschuh durchs Gesicht. Langsam wurde das Wasser knapp. Irgendwer hatte Halt befohlen, und wir sahen uns nach einer Möglichkeit um, in Deckung zu gehen. Schließlich überwanden wir einen kleinen Graben und kauerten uns an die Böschung eines riesigen Erdwalls, der dahinter aufgeschüttet war. Wir konnten nicht darübersehen und hatten auch keine gute Sicht nach hinten. Dafür hatten wir Schatten.
    Auf einmal wurde es hektisch. Funksprüche, Muli befahl uns aufmerksam zu sein.
    Ich zog hastig wieder den Helmriemen zu, nahm meine Waffe in die Hand.
    Bei Hotel sind Feinde in Stellung gegangen. Ham die gerade gemeldet!, rief Muli.
    Ich wartete auf einen Schuss, einen Knall, irgendwas. Nichts geschah.
    Wieder ein Funkspruch.
    Wir sollen den Hotel Zug in deren Stellung ablösen, befahl Muli.
    Als wir bei unseren Kameraden ankamen, waren einige in heller Aufregung, andere saßen gespannt herum und warteten. Wir wussten nicht, was los war. Aber wir übernahmen die Stellung, hockten uns in einen Graben. Es war niemand zu sehen. Keine Feinde, die in Stellung gegangen waren, nichts.
    Als der Hotel Zug verschwunden war, sagte Muli zu mir: Ich kann von hier aus nicht genug sehen. Ich möchte,

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