Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen
viel zu oft traurig und wütend gemacht. Aber jetzt haben wir begriffen, dass du ein ganz besonderes Mädchen bist, das vieles weiß und kann, was andere Kinder nicht können, und dem wir absolut vertrauen können. Es tut uns leid, dass wir so störrisch und trotzig waren, und wir sind froh, dass du niemals aufgegeben hast. Von heute an wollen wir unser Bestes geben, um dir zuzuhören und dich ernst zu nehmen. Das wird bestimmt nicht immer einfach für uns sein, und wenn es uns nicht gelingt, musst du uns dabei helfen, willst du das?«
Sagen Sie dies mehrere Male zu sich selbst und mit Ihren eigenen Worten (beschreiben Sie aber nicht das Verhalten Ihrer Tochter!). Wenn es sich richtig anhört, ist es an der Zeit, das Wort an Ihre Tochter zu richten. Dies muss »allen Ernstes« geschehen und von Herzen kommen. Es darf nicht Bestandteil einer neuen pädagogischen Strategie sein. Die einzige Alternative hierzu besteht darin, den Machtkampf fortzusetzen.
Stellen Sie sich auf die beiden folgenden Reaktionen ein: Entweder sagt sie einfach mit großer Selbstverständlichkeit »Ja«, oder sie beginnt vor Erleichterung zu weinen und sagt somit mit dem Körper Ja. Ich habe auch schon Kinder erlebt, die mit »Nein« geantwortet haben, doch hatten diese zu viele körperliche Bestrafungen erlebt und jegliches Vertrauen zu ihren Eltern verloren, was bei Ihrer Familie sicher nicht der Fall ist.
Das Besondere an den autonomen Kindern ist ihre überdurchschnittlich ausgeprägte Eigenverantwortlichkeit.
Sie wollen selbst zu allem Stellung beziehen. Sie wollen selbst Entscheidungen treffen. Wenn sie sich falsch entschieden haben, wollen sie dies selbst erkennen und selbst einen Ausweg finden.
Ihre Tochter kann das meiste selbst, doch kann sie es nicht allein! Sie braucht Ihre liebevolle Fürsorge, Ihre Hilfe und Ihren Rat – doch muss es sich stets um Angebote handeln. Alles andere erlebt sie als Angriff auf ihre persönliche Autonomie. Ich benutze oft das Bild, dass diese Kinder nicht essen wollen, wenn man einen vollen Teller vor ihnen auf den Tisch stellt. Sie wollen Angebote in Form eines Buffets. Dann können sie selbst entscheiden, was, wie viel und wann sie sich etwas nehmen wollen.
Betrachten wir das morgendliche Anziehdrama als Beispiel für Ihr zukünftiges Verhalten:
Fragen Sie Ihre Tochter am Morgen, ob sie Hilfe beim Aussuchen ihrer Kleidung braucht. Wenn sie verneint, können Sie ihr Zimmer verlassen und ihr allenfalls noch einmal Ihre Hilfe anbieten, falls sie es sich anders überlegt. Damit riskieren Sie höchstens, dass sie Kleider anzieht, die nicht zur Jahreszeit oder nicht zueinander passen. Falls das passiert, können Sie sagen: »Aha, das ist aber eine interessante Zusammenstellung! Ich hätte vermutlich etwas anderes ausgesucht, aber sieh zu, wie du im Laufe des Tages damit zurechtkommst.« (Sie kann nur aus ihren eigenen Erfahrungen lernen!)
Wenn die Zusammenstellung sehr extrem ausgefallen sein sollte, können Sie den Kindergartenbetreuern vielleicht eine Tüte mit anderer Kleidung geben, die diese dann Ihrer Tochter anbieten können, falls sie frieren oder sich nicht wohlfühlen sollte.
Hin und wieder bekomme ich Briefe von Eltern, die sich in derselben Situation befinden wie Sie. Leser, die sich und ihre Kinder ebenfalls in dem wiedererkennen, was ich hier beschrieben habe, lade ich herzlich ein, mir eine E -Mail zu schreiben (Adresse von familylab siehe Anhang > ).
Ich könnte mir auch gut vorstellen, den betreffenden Familien zielgerichtete Seminare und Vorträge anzubieten. Vielleicht gelingt es uns gemeinsam ja auch, die Forscher davon zu überzeugen, sich diesen einzigartigen Kindern zuzuwenden, von denen wir alle so viel lernen können.
Kleiner Mann – große Verantwortung
Ich bin eine alleinerziehende, berufstätige Mutter mit zwei Kindern. Nach einer dramatischen und langwierigen Scheidung lebe ich mit meinen Kindern seit zwei Jahren allein. Beide sind hin und wieder mit ihrem Vater zusammen, doch er ist sehr labil, und es stört uns alle drei, dass dann immer alles zu seinen Bedingungen geschehen muss. Mein ältestes Kind, ein 10-jähriger Junge, hat in den letzten drei Monaten eine besondere Angst entwickelt, die mir Rätsel aufgibt. Da wir in einem Vorort der Großstadt wohnen, brauche ich abends eine halbe Stunde, um mit dem Zug nach Hause zu kommen.
Er und die meisten Klassenkameraden haben keine Lust, nach der Schule in den Hort zu gehen, also spielen sie abwechselnd beieinander,
Weitere Kostenlose Bücher