Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen
viele junge Mädchen in Konflikt mit ihren Müttern?
Weil sie in einer bestimmten Phase panische Angst davor haben, so zu werden wie sie. Darum kämpfen sie um jeden kleinen Unterschied und damit um ihr Recht auf eine eigene Persönlichkeit. Dieser erschöpfende Kampf hat nichts damit zu tun, dass Ihre Tochter Sie nicht lieben oder Sie als Mensch, Frau und Mutter ungeeignet finden würde. Er hat paradoxerweise genau damit zu tun, dass Ihre Tochter Sie liebt und daher eine tiefe Verpflichtung empfindet, so zu werden wie Sie. Auf der anderen Seite wird ihr von ihrem Alter diktiert, dass sie ihre eigene Identität finden und über ihre eigenen Werte sowie Ziele Klarheit gewinnen muss. Und eines Tages endet alles damit, dass sie herausgefunden hat, in welchen Punkten Sie sich gleichen und in welchen Sie sich unterscheiden.
Es sind also nicht unbedingt Sie, die ihr im Weg steht (obwohl das oft der Fall ist), sondern ihre eigene Vorstellung davon, so sein zu müssen wie Sie. Da ihr diese Dynamik nicht bewusst ist, sind Sie zwischenzeitlich zur Feindin erklärt worden.
Es ist dasselbe Dilemma, das sie zum Lügen veranlasst. In ihrem Erleben der Wirklichkeit tut sie Dinge und trifft Entscheidungen, von denen sie glaubt, sie könnte sich mit Ihnen nicht konstruktiv darüber auseinandersetzen oder sie würden Ihnen wehtun. Oder anders formuliert: Ihre Fantasie und /oder Erfahrung sagt ihr, dass sie mit der Wahrheit nicht zu Ihnen kommen und sich einen empathischen, engagierten und konstruktiven Dialog versprechen kann.
Sie können sich ja selbst fragen, ob an dieser Einschätzung etwas dran ist. Ihre Botschaft braucht keine Interpretation: »Ich erzähle gern die Wahrheit über mich selbst, habe aber nicht die Erfahrung gemacht, dass dies zu konstruktiven Gesprächen führt.«
Das ist eine ziemlich unverblümte Botschaft an die Eltern, doch hängt das Problem tatsächlich oft mit der Sprache zusammen. Teenagereltern neigen leider dazu, ihren Kindern besserwisserisch, belehrend und ermahnend gegenüberzutreten. Sie stellen dabei ihre eigenen Vorstellungen, wie die Zukunft aussehen sollte, in den Vordergrund. Die Erfahrung und das »bessere Wissen« der Eltern sind ebenso notwendig wie nützlich für Kinder, die noch nicht in der Pubertät sind. Sie tragen zu einer Beziehung bei, die auf Sicherheit und Vertrauen basiert. Doch ab Beginn der Pubertät führen Belehrungen, Kritik und Ermahnungen leider nur dazu, die Sicherheit und das Vertrauen zu schwächen, die in den ersten 12 bis 13 Jahren aufgebaut wurden.
Es gibt vermutlich nur eine von hundert Familien, in denen die Eltern von sich aus einen Rollenwechsel vornehmen, wenn ihr Kind in die Pubertät kommt. In den übrigen 99 Familien haben die Jugendlichen viel Arbeit damit, ihren Eltern klarzumachen, dass es an der Zeit ist, untereinander ein neues Verhältnis zu etablieren.
Ihre Tochter mag zurzeit ziemlich unbarmherzig sein, doch wenn Sie zurückdenken, so bin ich sicher, dass Ihnen Gespräche und Konflikte einfallen, in denen sie Ihnen auf dezentere Art versucht hat, zu vermitteln, dass sie von Ihnen ernst genommen werden möchte.
Damals haben Sie die Botschaft missverstanden oder nicht wahrgenommen, wofür Sie beide jetzt einen hohen Preis zahlen. Doch bleiben Sie ganz ruhig! Es ist nie zu spät.
Der kürzeste Weg, um eine Änderung in Ihrer Beziehung herbeizuführen, besteht darin, Ihrer Tochter Ihren und meinen Brief zu zeigen und sie um Hilfe zu bitten.
Sagen Sie einfach die Wahrheit über sich selbst: »Ich liebe dich, und ich möchte einen besseren Kontakt zu dir haben. Sag mir, was ich dafür tun und lassen muss.«
Vielleicht werden Sie erst einmal abgewiesen, doch wenn Sie Ihr eigenes Mundwerk eine Weile unter Kontrolle halten, wird sie beginnen, sich Ihnen anzunähern.
Aber, werden Sie jetzt womöglich einwenden, soll ich denn ihr Verhalten, das Schuleschwänzen oder die Lügen einfach ignorieren?
Nein, natürlich nicht. Aber Sie haben ihr ja bereits deutlich zu verstehen gegeben, was Sie von ihrer derzeitigen Lebensführung halten.
Sie haben mit ihr geschimpft, sie ermahnt und gebeten, damit aufzuhören. Sie haben vernünftige Dinge gesagt und ihr die Folgen ihres Verhaltens vor Augen geführt – und es hat nichts bewirkt. Deshalb kann es auch nichts bewirken, wenn Sie immer und immer wieder dasselbe sagen.
Auch wenn Sie im Moment nicht wissen, was Sie tun können und sollen, so können Sie zumindest so viel Selbstdisziplin aufbringen, mit etwas
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