Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen
Psychiater ging, weil meine Andersartigkeit geheilt werden sollte. Ich bekam eine Schlafkrankheit, die ich acht Jahre lang hatte und die mir gewissermaßen die Augen geöffnet hat. Ich begriff, dass ich mir die Krankheit selbst ausgesucht hatte, weil ich nicht mehr mitspielen wollte. Ich wollte mich nicht mehr mit dem Leben abgeben. Ich wollte verschwinden, und der Schlaf war mein Ausweg.
Als ich dies begriffen hatte, konnte ich mich wieder von der Krankheit befreien. Ich begann mit NLP und Selbstentwicklung, und so erwachte ich immer mehr. Nach einem Jahr zwischen Zweifel und Hoffnung glaubte ich schließlich mit allen Zellen meines Körpers: » JA , ich bin gesund! Jetzt weiß ich es.« Und jetzt, nachdem vier Jahre vergangen sind, bin ich immer noch gesund.
Ich habe einen Ganztagsjob, Haus und Auto, bin alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und habe keine finanziellen Probleme. Doch erst jetzt, im Alter von 32 Jahren, verstehe ich, wer ich bin. Ich brauche mich nicht mehr therapieren zu lassen, weil ich anders bin, weil ich denke, analysiere und träume. Ich habe verstanden, dass ich nicht von allen gemocht werden muss; ich muss auch nicht verstanden werden, ich bin einfach nur ich selbst und liebe mich so, wie ich bin!
Ich will mich nicht mehr abmühen, um so zu sein wie alle anderen oder mich jedem Rahmen anzupassen. Denn ich bin anderer Meinung! Ich muss nur ich sein. Und ich danke meinem fantastischen Sohn, der jetzt 13 Jahre alt ist und mich in all den Jahren gespiegelt hat. Diesem einzigartigen Kind, das ganz es selbst ist und direkte Fragen stellt. Ich liebe es bedingungslos, ich werde es nie verändern; danke an das Leben, das mir so viele fantastische Dinge beigebracht hat.
Eine Mutter, die sich selbst gefunden hat
Antwort von Jesper Juul:
Wie Sie sicher schon ahnen, bin ich ganz einer Meinung mit Ihnen. Es ist ein Geschenk, Briefe von Eltern zu bekommen, die mit solcher Klarheit beschreiben können, dass das Zusammenleben mit unseren Kindern erst dann stimmig und enorm bereichernd wird, wenn wir es als wechselseitigen Lern- und Entwicklungsprozess betrachten.
Dass heute so extrem viele Kinder in Schubladen gesteckt und mit Diagnosen bedacht werden, hat vielleicht einen einzigen Vorteil – dass diese Kinder, wenn sie später selbst Eltern sind, eine Gegenbewegung bilden, die dazu beiträgt, dass sowohl die Familien als auch die pädagogischen Institutionen und die gesamte Gesellschaft weitsichtiger und gelassener werden.
Bis es so weit ist, müssen wir wohl damit leben, dass die Mehrheit der Eltern und der Experten sich in die Sicherheit des Bekannten und allgemein Akzeptierten – also in die Konformität – flüchtet. Ich habe diesen Konflikt zwischen Zusammenarbeit und Integrität beziehungsweise Konformität und Individualität beziehungsweise Individuation und Anpassung in verschiedenen Zusammenhängen beschrieben. Für die meisten von uns ist er eine tägliche Herausforderung. Menschen wie Ihnen und Ihrem Sohn, die früh erlebt haben, nicht gesehen und anerkannt zu werden, fällt es womöglich leichter, die optimale Balance zwischen den beiden Polen zu finden. Doch müssen wir der Tatsache ins Auge sehen, dass sich die meisten Menschen im Alltag immer noch danach richten, was »man« tut. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft und die Angst vor der Einsamkeit wiegen ganz einfach zu schwer.
Historisch betrachtet, ist die Idee, sich selbst treu zu sein, sowohl alt als auch neu. Die Bibel und zahlreiche Philosophen haben sich im Lauf der Geschichte mit dem voraussetzungslosen Wert des Individuums für die Gemeinschaft und mit dem Wert der Außenseiter für die »Insider« beschäftigt. Gesellschaftlich relevant ist dieses Phänomen jedoch erst seit circa fünfzig Jahren. Zuvor war es schlicht unmöglich, verantwortungsvolle, persönliche Entscheidungen zu treffen, ohne mit ernsten sozialen Konsequenzen rechnen zu müssen. Dass der Mut, solche Entscheidungen zu treffen, der beste Schutz für gut funktionierende Gemeinschaften und die eigene Lebensqualität ist, scheint vielen Menschen allerdings immer noch unbekannt zu sein.
Leider gilt das auch für einige professionelle Helfer und Berater. Sie tun ihre Arbeit, um anderen Menschen zu helfen – doch nicht, um ihr eigenes Weltbild infrage zu stellen. Sie suchen nach Sicherheit in der Konformität der Methoden und nicht in der Beziehung zu demjenigen, dem sie helfen wollen.
Derzeit verhält es sich so, dass das Denken der Experten
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