Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie
Entfernung gewirkt. Sie sind gewachsen, dachte sie, und sie zeigte mit dem Finger erst auf die eine, dann auf die andere Taube und befreite sie von ihrem Bann. Sofort begannen sie erneut zu kämpfen.
Was kann ich mit meiner neuen Magie alles erreichen, fragte sich Flora. Vielleicht könnte ich mich wie ein Maulwurf in die Erde graben oder eine Wolke vom Himmel holen …
Dann erinnerte sie sich an einen weiteren Aspekt ihrer Erdmagie. Wenn sie die Hände auf etwas legte, konnte sie spüren, was sich darunter verbarg! Sie setzte sich auf die Erde und legte ihre Hände mit den Handflächen nach unten auf das Gras. Dann schloss sie die Augen und bat ihre Erdmagie, ihr zu zeigen, was unter ihren Händen war. Bilder von Erde, Regenwürmern, Wühlmäusen, Steinen, Wurzeln und Kies schossen ihr durch den Kopf, gefolgt von Kalk, Wasser, noch mehr Kalk und Wasser und Felsgestein. Tiefer und tiefer drang ihr Geist vor, durch die Erdkruste, dann den Mantel. Ihre Hände wurden immer heißer, bis sie im Geiste ein leuchtendes Orange vor sich sah, den geschmolzenen Kern des Planeten, und ihre Hände sich anfühlten, als würden sie brennen.
Flora hob die Hände und starrte sie an. Das war unglaublich, dachte sie. Und sie machte es direkt noch einmal. Dieses Mal jedoch bremste sie ihren Geist, damit sie die Bilder, die an ihr vorbeischossen, genauer betrachten konnte. Dadurch fiel ihr etwas auf, das sie zuvor übersehen hatte: Wesen, die tief in der Erde umherkrabbelten. Insektenähnliche Kreaturen, die durch die Gesteinsspalten krochen.
Flora schauderte, abgestoßen von den Insekten, und zog ihren Geist näher an die Oberfläche der Erde zurück, dann weiter hinauf und wieder ganz zu sich. Sie saß ganz still und in sich selbst ruhend da, als Sky ins Camp gelaufen kam.
»Da bist du ja!«
Flora lächelte, als Sky sich neben sie ins Gras fallen ließ. »Du hast geübt«, sagte Sky.
Flora nickte.
»Und?«
»Und ich habe herausgefunden, dass ich ›sehen‹ kann, was unter der Erdoberfläche verborgen liegt, bis ganz hinunter zur Erdmitte.«
Skys Augen wurden groß. »Das sind über sechstausend Kilometer! Wow! Und?«
»Und unter der Erdkruste kriechen eklige Insekten herum.«
»Igitt.«
»Die Hitze war unglaublich.«
Sie schwiegen einen Moment, dann sagte Sky: »Wieso sterben die Insekten nicht, wenn es dort so heiß ist?«
Flora schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es gibt ein paar Insekten, die so gut wie alles überleben – Kakerlaken zum Beispiel. Jedenfalls habe ich es so mit meinen Händen gespürt und in meinem Geist gesehen.«
Sky schüttelte sich. »Ich hasse alles, was krabbelt.« Sie dachte kurz nach, dann fragte sie: »Glaubst du, die Dinger mit den gelben Augen krabbeln?«
Flora ließ sich die Frage durch den Kopf gehen. »Du hast gesagt, sie bewegten sich dicht am Boden vorwärts, also krabbeln sie wahrscheinlich.«
Sky hob die Arme und wackelte mit den Fingern, als wären es Krabbeltiere. »Sie schleichen durch den Wilden Wald, kriechen auf Cantrip Towers zu …«
»Das wissen wir nicht«, wandte Flora ein.
»Mensch, Flora!«, sagte Sky und ließ die Arme wieder fallen.
»Tun wir wirklich nicht!«
»Was machen wir jetzt?«
Flora runzelte die Stirn. »Ich habe keine Ahnung.«
»Ich schlafe auf keinen Fall noch mal hier draußen.«
»Ich auch nicht.«
Sky seufzte. »Ich wünschte, Mrs Duggery wäre hier. Sie hatte so große magische Kräfte und würde wissen, was zu tun ist.«
»Ich vermisse sie auch furchtbar«, sagte Flora zustimmend.
Sky seufzte erneut.
»Die Dinger mit den gelben Augen verschwinden vielleicht wieder«, sagte Flora.
Sky schnaubte. »Du bist eine unverbesserliche Optimistin.«
Flora lachte. »Lass uns einfach mal abwarten. Aber du solltest auf keinen Fall wieder fliegen. Bitte.«
»Woher sollen wir dann wissen, ob die Augen näher kommen?«
»Wir werden vom dritten Stock aus sehen können, ob sie den Wilden Wald verlassen.«
Sky schauderte.
Doch dann hörten die Mädchen Gelächter. Flora wandte sich um. »Quinn und Zak sind hier. Lass uns zum Haus gehen.«
Auch wenn Flora scheinbar gelassen auf die Augen im Wilden Wald reagiert hatte, war sie ganz schön beunruhigt. Sie kam erst wieder auf andere Gedanken, als sie und Sky anfingen, einen Parcours für ein Radrennen auf dem Rasen aufzubauen. Die Strecke bestand aus verschiedenen Stationen. Es galt, Rampen hinauf- und hinunterzufahren, einen ausgeklügelten Slalom zwischen Hütchen und Kisten hindurch zu meistern,
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